Wienerisch für Fortgeschrittene. Arik Brauer
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Название: Wienerisch für Fortgeschrittene

Автор: Arik Brauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783903217621

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СКАЧАТЬ Bɫoßhappat und Fetznɫabaɫ

       Ɫumpn und Kɫumpat

       Mischpoche

       Chuzpe und die Schweiz

       Hātschn und gehn

       Påtschaɫ und Påtschåchta

       Da Gstopfte min Båchhendɫfriedhof

       Sandɫar, Schuster, Poet

       Všecko jedno – schezko jedno

       Masɫ und Schɫamassɫ

       Måtschkan is gsund

       Zwickabussaɫ und Hubitschku

       Tschecharant und Tschicka

       Drāmhappat im Eɫawäda

       Der Autor

      VORWORT

      Dieser Text soll natürlich keine wissenschaftliche Arbeit sein. Was hier geschildert ist, sind die authentischen Erinnerungen eines Ottakringer Knaben aus den Dreißigerjahren (20. Jahrhundert). Die Dialektworte sind ohne Rücksicht auf die deutsche Grammatik und Rechtschreibung, genau nach dem Klang der Wörter geschrieben. Dies macht es für den Leser sicher nicht einfach, aber es handelt sich ja, wie der Titel schon erwähnt, um einen Text für Fortgeschrittene.

      Für den charakteristischen zwischen a und o liegenden Laut ist das å mit einem kleinen Ring versehen: Der Våda is dåda. Die Endsilbe -er wird meist als a ausgesprochen: Bruada, Muada. Das böhmische l, das mit der Zunge in der gedehnten Mundhöhle erzeugt wird, ist mit einer kleinen Welle versehen: Bäɫɫe, Ɫampen.

      Der Buchstabe p wird, speziell am Wortanfang, fast immer als b gesprochen und oft auch so geschrieben: Buppä.

      E wird meist als ä ausgesprochen, das helle, lang betonte a hat einen geraden Strich als Krone: Rādɫ, Mādɫ.

      Das t wird meist als d ausgesprochen: Bɫuad, Huad.

      Zahlreiche Wörter haben hebräischen Ursprung und sind über die jiddische Sprache und den Gangster-Dialekt, das sogenannte Rotwelsch, ins Wienerische aufgenommen worden. Viele aus dem Tschechischen stammende Wörter werden kaum noch verwendet: schezko jedno, Pfrnak, Hubitschku. Französische Wörter sind im Wienerischen oft total integriert, natürlich mit grausam verzerrter Aussprache: Bassena (bassin), Ɫawua (lavoir), Paɫtot (paletot). Bei ungarischen Wörtern versucht der Wiener oft, den typischen exotischen Akzent nachzuahmen, was in ungarischen Ohren sicher schrecklich klingt: Muɫatschak.

      NÅCH DA SCHREIBE – WIA DA SCHNÅBE GWÅKSN IS

      In Wien wird man durch seine Sprechweise einer bestimmten sozialen Schicht zugeordnet. Intellektuelle sprechen nåch da Schreibe, das heißt Deutsch mit österreichischer Klangfarbe. Bürger und Aufsteiger vermeiden Dialekt, um als Gɫernde zu gelten. Nostalgiker sprechen oft einen nasalen, fein geschliffenen Graf-Bobby-Dialekt, wie ihn angeblich auch der Kaiser sprach. Die sogenannte Arbeiterklasse spricht, wia da Schnåbe gwåksn is, was klaglos funktioniert, solange man unter sich ist. Gilt es aber, wo vorzusprechen oder gar einem Interviewer zu antworten, gerät der Dialektmensch in einen peinlichen Eiertanz zwischen Schnåbe und Schreibe.

      Politiker haben es besonders schwer. Linke Nådɫstrāf-Proɫos, die ja oft aus bürgerlichen Familien stammen, mühen sich ab; wenn es vor Wahlen gilt, im Volk zu baden, versuchen sie mit dem charakteristischen böhmischen zu sprechen (es ist zu vermuten, dass sie zu Hause im Geheimen üben). Für den Vortragenden einer großbürgerlichen Partei hingegen ist das gelegentliche Abrutschen in den Dialekt geradezu eine Katastrophe. Der sogenannte rechte politische Flügel vermeidet Dialekt tunlichst. Man ist ja schließlich Akademiker und will keineswegs die heilige deutsche Sprache mit böhmischen, hebräischen, ungarischen und französischen Worten beschmutzen. Wer mühelos nåch da Schreibe und wia da Schnåbe gwåksn is sprechen kann, hat es in Wien ɫeiwand.

      Gɫernde – Gelernte

      ɫeiwand – klasse, super

      nåch da Schreibe – nach der Schriftsprache

      Nådɫstrāf-Proɫo – Nadelstreif-Prolet

      wia da Schnåbe gwåksn is – wie der Schnabel gewachsen ist

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       Nåch da Schreibe und wia da Schnåbe gwåksn is

      TROTOĀ UND ⱢAWUA

      Die englische Sprache hat zwar die meisten Wörter, aber Französisch klingt halt viel schöner. Es macht mit der lateinischen Sprache, was das Wienerische mit der deutschen macht: Buchstabenendungen und ganze Silben werden verschluckt, um den Fluss der Sprache rund und weich zu gestalten: I håb an Huad. Ein deutscher Akzent beschädigt den Klang des Französischen, aber das Wienerische vereinnahmt das Französische total und gibt ihm eine neue Qualität: »Schurɫ, hoɫ aus da Trafik des Schuaneu mit de eɫegantn Daman! Stö ned des Ɫawua aufs Trotoā bei dera Bassena. Kummt a Passant, dasteßt si und du muasst eam Aɫimente zoin. De Franzosn håm haufnweis Wäata von uns übanumman, oba se kennan’s håɫt ned so richtig aussprechn.«

      I håb an Huad. – Ich habe einen Hut.

      Schurɫ, hoɫ aus da Trafik des Schuaneu mit de eɫegantn Daman! Stö ned des Ɫawua aufs Trotoā bei dera Bassena. Kummt a Passant, dasteßt sie und du muasst eam Aɫimente zoin. De Franzosn håm haufnweis Wäata von uns übanumman, oba se kennan’s håɫt ned so richtig aussprechn. – Georg, hol aus der Trafik die Zeitschrift mit den eleganten Damen! Stell nicht die Waschschüssel auf den Gehsteig beim Brunnen. Kommt ein Passant, stolpert und du musst ihm Alimente zahlen. Die Franzosen haben haufenweise Wörter von uns übernommen, aber sie können sie halt nicht so richtig aussprechen.

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