Wienerisch für Fortgeschrittene. Arik Brauer
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Название: Wienerisch für Fortgeschrittene

Автор: Arik Brauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783903217621

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СКАЧАТЬ Ɫawua am Trotoā

      PAⱢATSCHINKN

      Wienerisch ausgesprochen wird die dritte Silbe betont, das erinnert an den zischenden Klang, wenn beim Griaß di a Gott-Wirt der Teig in das heiße Fett geworfen wird. Auf Ungarisch betont man die erste Silbe, und das erinnert an eine wild gewordene Ungarin, die als Nåckapatzɫ in den Balaton springt. Ist der Teig im Pfandɫ, wird die langsam fest werdende Paɫatschinke mit einem gekonnten Schwung in die Luft geschleudert, sodass sie mit einem Salto oder Doppelsalto mit der Maschekseitn (Maschekschreamsn) wieder im Pfandɫ landet.

      Wenn ein Påtschåchta oder Gschaftɫhuaba am Werk ist, entsteht natürlich ein Paɫawatsch, das heiße Fett spritzt in alle Richtungen und die Paɫatschinke pickt an der Wand. Die gelungene Paɫatschinke wird auf a Rearɫ gwuzɫt und mit Ribisɫ-, Wāchsɫ-, Zwetschkn- oder Marünmarmeɫad gefüllt. Beim Essen der Paɫatschinke ist zu beachten, dass die Füllung nicht herausquillt und das Hosentürl beziehungsweise en Kidɫ verdreckt. An guatn!

      An guatn! – Guten Appetit!

      auf a Rearɫ gwuzɫt – zu einer Rolle gemacht

      en Kidɫ – den Kittel

      Gschaftɫhuaba – Wichtigmacher

      Maschekseitn, Maschekschreamsn – andere Seite

      Nåckapatzɫ – Nackte

      Paɫawatsch – Durcheinander, Chaos

      Påtschåchta – unbeholfener Mensch

      Pfandɫ – Pfanne

      Ribisɫ-, Wāchsɫ-, Zwetschkn-, Marünmarmeɫad – Ribisel-, Weichsel-, Zwetschken-, Marillenmarmelade

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       Paɫatschinkn und Paɫawatsch

      BOSNIGⱢ UND GRANDSCHEAM

      Wenn jemand Tag und Nacht damit beschäftigt ist, Pläne zu schmieden, um anderen Schaden zuzufügen, so gilt ein solcher Mensch in Wien als Bosnigɫ. Wenn er kein Opfer hat, muss er eines erfinden, åba mia håm ka Puɫvaɫ und ka Jaukaɫ gegn die Bosheit. Der Bosnigɫ schadet sich oft selber mit seiner Bosheit, was er aber in Kauf nimmt, denn wenn sein Plan aufgeht und sein Opfer gewissermaßen kapores ist, empfindet er das triumphierende Gefühl eines kreativen Menschen, dem ein Werk gelungen ist. In Ottakring ist ein solcher Mensch ein Huanbaungat.

      Weniger negativ bewertet ist der sogenannte Grandscheam. Er oder sie raunzt, feut, keppɫt und kritisiert alles und jeden. Die Grandscheam sind aber nicht wirklich böse. Man kann mit ihnen reden, und wenn es darauf ankommt, können Grandscheam sogar sehr gut und hilfreich sein. Diese in Wien sehr häufige Art von Mensch wurde einst von dem Genie Hans Moser, in unvergesslicher Weise nuschelnd, dargestellt: »Bittschön, hudɫn håt goa kān Wert!«

      Åba mia håm ka Puɫvaɫ und ka Jaukaɫ gegn die Bosheit. – Aber wir haben kein Pulver und keine Spritze gegen die Bosheit.

      feut – schimpft

      Grandscheam – unfreundlicher Mensch

      Huanbaungat – Kind einer Hure

      Hudɫn håt goa kān Wert! – Hetzen hat gar keinen Wert!

      kapores – kaputt

      keppɫt – keift

      raunzt – jammert

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       Grandscheam und Bosnigɫ

      SCHNICKSCHNACK UND GRAFFⱢWERK

      Sowohl die Läden und Supermärkte der reichen Welt als auch die Märkte und Shuks der armen Welt sind heute voɫɫgerāmt mit Schnickschnack. Das Wort erinnert an das Wort Schnackaɫ, hat aber nichts mit diesem harmlosen Aufstoßen zu tun, sondern beginnt in zunehmendem Maße die Welt zu verschnickschnackaɫn. Das Wort ist mit Vorsicht zu verwenden, denn es ist nahe verwandt mit dem Verbum schnacksɫn. Und das ist eines der zahllosen Wörter, die von den diesbezüglich mit blühender Fantasie ausgestatteten Wienern für den Beischlaf erfunden wurden.

      Nicht weniger gefährlich ist die Verwendung des Wortes Graffɫwerk. Der Bürger sieht einen in sich verstrickten Haufen von Weggeworfenem und sagt vorschnell: So ein Graffɫwerk! Ohne zu ahnen, dass es sich in Wirklichkeit um ein Kunstwerk handeln könnte. Man erklärt dem aufgeschlossenen, aber unkundigen Bürger, was eine Installation ist. Es handelt sich keineswegs immer um die Technik einer Toilette oder eines Badezimmers, die Installation kann auch die Kreation eines Jahrhundertgenies sein. In Dollars ausgedrückt ist sie unter Umständen mehr wert als das WC, das Badezimmer mit dem Haus darüber und das Grundstück, worauf es steht. Also Vorsicht mit den Worten Graffɫwerk und Schnickschnack.

      Graffɫwerk – sperriger Abfall

      schnacksɫn – Geschlechtsverkehr haben

      Schnackaɫ – Schluckauf

      Schnickschnack – überflüssiges Kleinzeug

      voɫɫgerāmt – vollgeräumt

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       Schnickschnack und Graffɫwerk

      BⱢĀDA UND HEIGEIGN

      Wohlgenährt sein ist nicht mehr modern, und das Wort »dick« gilt geradezu als Schimpfwort. Im Wienerischen hingegen gibt es für »dick« viele sehr freundliche Ausdrücke: voisåftig, guat gstöt, fest im Fleisch, måcht wås her, schaut wås gɫeich, bringt wås auf die Wåg. Wenn allerdings jemand um ein weniges zu viel auf die Waage bringt, dann ist er sehr schnell a Bɫāda, a Bɫunzn. Und das ist negativ bewertet.

      Noch größer allerdings ist im Wienerischen die Ablehnung des sogenannten Schlankheitsideals, wie es von Modellen bei Modeschauen vorgeführt wird. Die weitverbreitete Bewunderung für diese gemarterten Opfer einer der Natur Hohn sprechenden Mode hat im Wiener Dialekt überhaupt kein positives Echo gefunden, sehr wohl aber eine Fülle bissiger Schimpfworte: Heigeign, Grippegschbü, Kräwogaɫ, Bānahaufn, Zniachtɫ, Zwutschgaɫ, Schɫeiaeun, Äuzn, Vogɫscheuchn. Der heilige weibliche Körper wird zu einem Gerüst mit darauf schlotternden Fetzen degradiert. Es ist ein Rätsel, wer dieses seltsame Schönheitsideal erfunden hat, das in den Köpfen junger Mädchen Verheerungen verursacht. Die verantwortliche Industrie ist eine Weltmacht, СКАЧАТЬ