Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Название: Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Im Sonnenwinkel Staffel

isbn: 9783740918064

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СКАЧАТЬ er sprunghaft das Thema.

      Er sah so müde aus. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, ob sie ihm helfen könne.

      »Soll ich Ihnen noch einen Tee bringen oder irgend etwas anderes?« fragte sie.

      »Mich dürfen Sie auch nicht verwöhnen, Ria«, erwiderte er. »Ich bin gewohnt, mich selbst zu versorgen. Gute Nacht, es war ein anstrengender Tag für Sie.«

      Sie ging lieber, bevor sie doch noch von ihren Gefühlen überwältigt wurde, denn jetzt wußte sie ganz genau, wie lieblos ihr Leben in den letzten zehn Jahren gewesen war.

      Karriere, Karriere, verbunden mit einer Hetze von Ort zu Ort, die ihr keine Zeit zur Besinnlichkeit und inneren Einkehr gelassen hatte.

      Sie sank auf das Bett und bohrte ihren Kopf in das Kissen. Sie wollte nicht mehr denken. Sie hatte nicht mehr Viktoria Lindberg zu sein. Sie war Ria Burg, ausersehen von der Vorsehung, Till Jalecks Kinder zu betreuen. Sonst nichts!

      Sie stand wieder auf, ging leise in das Bad und knipste das Licht an.

      Sie sah ihr Gesicht im Spiegel, ein Gesicht, an das sie sich noch immer nicht gewöhnen konnte.

      Glatt spannte sich die Haut über die Wangenknochen, zu glatt für eine Frau von einunddreißig Jahren. Die Kunst der Chirurgen hatte das vollbracht. Ein ganz ansehnliches, aber leeres Gesicht. Eine Maske!

      Niemand brauchte sich davor zu fürchten, und wahrscheinlich würde Maria Dosch die einzige bleiben, die die winzige Ecke, die ihrem Schneidezahn fehlte, auffiel. Es war ja kaum zu bemerken.

      Viktoria dachte an den Tag, an dem sie alle Bilder, die sie von sich selbst besaß, verbrannt hatte, um sich nicht mehr daran zu erinnern, wie sie früher einmal aussah. Hatte sie nicht geglaubt, daß sie damit alles auslöschen könnte?

      Es war, als sänke ein Schleier über den Spiegel oder ihr Gesicht herab und als würde sie nun ein anderes erblicken, das der siebzehnjährigen Vicky, die zum erstenmal in ihrem jungen Leben geküßt worden war, von Till, dem Sohn des Gärtners, mit dem sie sich nur heimlich treffen konnte…

      *

      Till klappte das letzte Heft zu und zog die Schreibtischschublade auf, der er eine Ledermappe entnahm, die mit einem Schloß gesichert war.

      Niemand außer ihm hatte den Inhalt bisher zu Gesicht bekommen, auch Gerda nicht.

      Nun lag sie offen vor ihm. Ein paar Briefe, denen man ansah, daß sie oft gelesen worden waren, Zeitungsausschnitte, die schon gelblich gefärbt waren, ein paar Fotos.

      Eine fettgedruckte Überschrift sprang in die Augen: »Viktoria Lindberg – ein junges Talent auf dem Weg zum Ruhm.« Das Bild darunter zeigte ein zierliches Mädchen im dunklen Kleid vor dem Flügel sitzend.

      Die Fotografien zeigten Viktoria als Fünfzehnjährige im Dirndlkleid, als Siebzehnjährige im Skianzug. Dann ein Porträtfoto, auf dessen Rückseite geschrieben stand: »So sehe ich jetzt aus. Erkennst du mich noch?«

      Sie hatte es dem einzigen Brief beigefügt gehabt, den sie aus der Fremde geschrieben hatte. Dann, bald danach, mußte die andere Welt sie so gefangengenommen haben, daß sie keine Zeit mehr hatte, an ihn zu denken. Oder es war ein anderer Mann gewesen!

      Von dem Unfall auf der Bühne hatte er selbst nichts gelesen. Er hatte nur flüchtig davon gehört, als man im Lehrerkollegium darüber sprach.

      Er hatte keine Fragen gestellt. Er wollte davon keine Notiz nehmen. Es sollte vorbei sein mit den Gedanken an Vicky. Er hatte den Schlußstrich doch schon gezogen, als er die junge Kollegin Gerda heiratete.

      War das nicht eine Selbsttäuschung? Warum sonst suchte er jetzt alle nur möglichen Ähnlichkeiten mit Vicky in Ria?

      Es ist nicht nur das Haar, es ist auch die Stimme, der Mund, dachte er. Wenn ich doch nur ihre Augen sehen könnte. Bestimmt hat sie ganz andere Augen als Vicky, und Vicky hatte auch nicht eine so gerade Nase gehabt. Sie hatte sich immer darüber geärgert, daß sie einen winzigen Schwung nach oben hatte.

      Er war sich nicht bewußt geworden, daß seine innere Auflehnung der eigentliche Grund war, daß er Vicky nicht erkannte. Er wollte sich überzeugen, daß er sich diese Ähnlichkeiten nur einredete, er wollte die innere Stimme zum Schweigen bringen, die ihm da sagte: Das ist Vicky, das muß sie sein, wenn sie auch ein anderes Gesicht hat!

      Aber man bekam doch nicht so einfach ein anderes Gesicht. Und wenn man so eine berühmte Pianistin geworden war, ging man nicht in die Heimat zurück, um bei dem Jugendfreund Haushälterin zu spielen.

      Till schalt sich all diesen Gedanken. Er war müde, sein Kopf schmerzte, und seine Augen brannten. Morgen brauche ich nicht schon halb sechs Uhr aufstehen, dachte er, als er den Wecker stellte. Und dann kam der Schlaf und mit ihm die Träume, in denen Vickys und Rias Gesicht ineinanderflossen…

      *

      Viktoria wurde von etwas Feuchtem geweckt, das ihre Wange berührte. Es war Christophs Mund.

      »Hat der Wecker denn schon geklingelt?« fragte sie, zu verwirrt, um diesen zärtlichen Augenblick auszukosten.

      »Ich wache immer von allein auf«, wisperte Christoph. »Papi muß uns doch immer ganz früh fertig machen und in den Kindergarten bringen.«

      »Jetzt braucht ihr nicht mehr in den Kindergarten, und von jetzt an wird länger geschlafen, Christoph.«

      Sie sah, daß es noch nicht ganz sechs Uhr war. Liebe Güte, so früh hatte Till immer schon aufstehen müssen.

      »Ich wollte auch nur mal gucken, ob du noch da bist«, gab Christoph zu. »Du siehst sehr hübsch aus ohne Brille, Ria.«

      Sie mußte unwillkürlich lachen.

      »Mach jetzt keine Komplimente, sondern leg dich wieder hin. Du bist ja noch so müde.«

      »Könnte ich nicht ein bißchen bei dir bleiben?« fragte er.

      »Und was wird der Papi dazu sagen?«

      »Er braucht es doch nicht zu wissen. Er traut sich bestimmt nicht in dein Zimmer«, flüsterte er. »Er macht sich seinen Kaffee auch allein.«

      »Von heute an nicht mehr«, erklärte sie. »Na schön, fünf Minuten, du Schlingel.«

      Blitzschnell kroch er unter die Decke. Zärtlich rieb er sein Näschen an ihrer Schulter.

      »Es ist so schön, daß du da bist, Ria«, flüsterte er. »So schön war es noch nie. Und wenn du keine Brille aufhast, siehst du wie das Christkind aus.«

      Es blieb natürlich nicht bei den fünf Minuten, und als er fürchten mußte, daß sie ihn daran erinnerte, schloß er die Augen und dann war er auch schon wieder eingeschlafen.

      Sie stand schnell auf, als sie im Bad das Wasser rauschen hörte. Sie nahm sich nicht lange Zeit für die Morgentoilette. Nein, jetzt sollte Till sich den Kaffee nicht mehr allein bereiten müssen.

      Er hatte nicht gehört, daß sie in die Küche gegangen war. Ganz erschrocken sah er sie an, als er eintrat.

      »Guten Morgen«, sagte sie heiter.

      »Guten СКАЧАТЬ