Название: Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740918064
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Natürlich hatte sie jetzt wieder die Brille auf, und er konnte in ihren Augen nicht den weichen Schimmer sehen. Aber er sah ihren lächelnden Mund und starrte fasziniert darauf. Irgend etwas, eine winzige Kleinigkeit, verwirrte ihn.
Aber wieder dachte er, daß er sich etwas einredete.
»Möchten Sie das Ei hart oder weich?« fragte sie, obgleich sie ganz genau wußte, daß er nur hartgekochte Eier mochte.
»Eigentlich hatte ich in der Früh nie Zeit, etwas zu essen«, erwiderte er.
»Dann werden Sie sich jetzt wieder daran gewöhnen. Mit einem guten Frühstück beginnt der Tag noch mal so schön.«
»Daß Christoph noch gar nicht munter ist«, bemerkte er, als er sich am Tisch niederließ.
»Er war es schon. Ich habe ihn wieder ins Bett gesteckt.« Sie verriet allerdings nicht, daß er in ihrem Bett lag.
»Er könnte auch weiter in den Kindergarten gehen. Wäre das nicht eine Entlastung für Sie?« fragte Till.
»Nein. Er könnte es als ungerecht empfinden.«
»Sie scheinen von Kindern eine ganze Menge zu verstehen«, äußerte Till beiläufig.
»Das ist reine Gefühlssache. Bisher hatte ich noch gar nicht mit Kindern zu tun. Leider…!«
»Was haben Sie denn bisher gemacht, Ria?« fragte er nebenbei.
»Nichts, was von Bedeutung gewesen wäre.«
Sie wandte sich ab, als er sie forschend anblickte.
»Ach, ich wollte ja keine Fragen stellen«, murmelte er.
»Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar«, sagte sie gepreßt. »Es macht alles leichter.«
Und in diesem Augenblick wußte er es. Ganz deutlich wurde es ihm bewußt, daß er Viktoria vor sich sah. Aber er hatte sich in der Gewalt. Er sprach es nicht aus.
Er hatte keine Erklärung dafür, daß er schwieg. Es war wieder die innere Stimme, die ihn warnte. Und er mußte auch erst mit sich selbst ins reine kommen.
Es war ein Glück, daß Corri sich meldete und Viktoria sofort zu ihr lief. Vielleicht hätten schon die nächsten Sekunden eine Entscheidung herbeigeführt, die Till in dem Wirrwarr seiner Gefühle zu Ungerechtigkeiten verleitet hätten.
Doch nun war es Zeit für ihn, zur Schule zu fahren.
»Ich gehe jetzt«, rief er hinauf. Viktoria erschien, mit Corri auf dem Arm, an der Treppe.
»Was möchten Sie heute zu Mittag essen?« fragte sie.
»Das ist mir gleich. Nein, ich hätte mal Appetit auf Bohneneintopf. Grüne Bohnen.«
Ihr Herz tat einen schnellen Schlag. Das war früher ihr Leibgericht gewesen, seines aber auch.
»Schmeckt das, Ria?« fragte Corri.
»Das schmeckt wunderbar, Schätzchen«, sagte sie, und ihre Stimme schwang wie eine Glocke.
*
Es ist Vicky, dachte Till. Mit einem andern Gesicht, aber doch Vicky.
Es war so unbegreiflich, daß er seine Gedanken nicht davon lösen konnte.
Auf dem Parkplatz vor der Schule traf er Fabian Rückert. Er verstand sich ausnehmend gut mit dem Jüngeren.
»Es spricht sich herum, daß Sie eine Betreuerin für Ihre Kinder gefunden haben, Herr Jaleck«, sagte Fabian. »Sind Sie zufrieden?«
Zufrieden? Du lieber Gott, was sollte er darauf antworten. Es war Vicky!
»Die Kinder sind zufrieden«, erwiderte er.
»Das ist die Hauptsache«, meinte Fabian.
Damit war das Gespräch auch schon wieder beendet. Sie gingen beide in ihre Klassen.
»Also, Herrschaften, die Schulaufgabe ist saumäßig ausgefallen«, leitete Till den Unterricht ein. »Damit ihr nicht in Schwierigkeiten bei den Zensuren kommt, werden wir sie übermorgen wiederholen. Tut mir den Gefallen und setzt euch auf die Hosen!«
Er blickte in bestürzte Gesichter, aber auch dabei dachte er an Vicky. Und da saßen sie vor ihm, diese Vierzehn- und Fünfzehnjährigen, die mit ihren Gedanken oftmals nicht bei der Sache waren.
»Schreiben wir die Schulaufgabe wirklich noch mal?« fragte Hannes Auerbach.
Till Jaleck kehrte in die Gegenwart zurück.
»Ich habe es doch gesagt. Aber ich möchte darum bitten, daß ihr mir keine Schande macht.«
*
»Der Jaleck ist schon ein pfundiger Knabe«, berichtete Hannes Auerbach daheim. »Wir haben die Schulaufgabe verhauen, und er läßt sie noch mal schreiben.«
»Er hätte wahrhaft verständigere Schüler verdient«, stellte Inge fest.
»Er hat jetzt auch eine Dame für seine Kinder«, mischte sich Bambi ein. »Frau Richter hat es Sandra erzählt.«
»Das muß ja ein Engel sein«, bemerkte Hannes. »Er ist die Toleranz in Person.«
»Er ist ein ausgezeichneter Pädagoge«, sagte Inge. »Ich hätte nicht die Nerven, mit euch Rabauken fertig zu werden.«
»Mit uns wirst du auch fertig, Mami«, erklärte Hannes unbekümmert. »Aber ich habe doch nie was gegen den Jaleck gesagt.«
»Fleißiger bist du aber auch nicht«, kritisierte sie. »Willst du eigentlich alle Klassen zweimal absolvieren, Hannes?«
Er wurde knallrot, denn gern ließ er sich nicht daran erinnern, daß er sitzengeblieben war.
Er hatte so sehr gehofft, daß die Tatsache, Fabian Rückerts Schwager zu sein, sich als zwingender erweisen würde, als seine schulischen Leistungen. Aber da hatte er sich schwer geirrt. Fabian hatte ihm schön die Leviten gelesen und ihm klar zu verstehen gegeben, daß Faulheit nicht auch noch durch persönliche Intervention honoriert würde.
Bambi war wieder einmal bemüht, ihren geliebten Hannes in Schutz zu nehmen.
»Er ist doch immer noch einer von den Jüngsten in der Klasse, Mami«, sagte sie und erntete dafür einen dankbaren Blick des großen Bruders.
»Papi hat das Abitur mit knapp achtzehn Jahren gemacht«, entgegnete Inge Auerbach unbeirrt. »Hannes macht es mit zwanzig.«
»Mit neunzehn«, warf Hannes ein.
»Wenn du nicht noch mal kleben bleibst«, stellte Inge drastisch fest. »Aber das ist ja nicht mein Bier.«
Sie hatte СКАЧАТЬ