Название: DAS VERGESSENE TAL
Автор: William Meikle
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783958355040
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Sie haben Williamson aufgefressen. Er hat noch gelebt, als sie seine Leber herausgerissen haben. Ich konnte ihm nicht helfen. Ich bin einfach davongerannt. Gott vergib mir.
Der Tiger hat mittlerweile meine Witterung aufgenommen. Ich kann hören, wie er mir folgt. Ich habe mich mit dem Kot der Waldelefanten beschmiert, um meinen Geruch zu überdecken. Großer Gott, ist das ekelhaft.
Mir bleibt wenig anderes übrig, als zu klettern und mich zu verstecken … klettern … und … verstecken. Es ist bitterkalt und über mir kreisen unentwegt die Adler und beobachten mich. Zumindest sind mir die anderen Bestien nicht nach hier oben gefolgt. Bis jetzt zumindest … noch haben sie unten genug Fleisch zum Fressen. Gott verzeih mir, denn ich habe sie im Stich gelassen.
Damals
Ich kann kaum glauben, dass wir uns nur aufgrund einer Legende und aus einer Laune heraus bis zu solchen Höhen hinaufgekämpft haben. Johnson vertraut immer noch eisern auf die Wahrhaftigkeit der Geschichte, die ihm der Indianer erzählt hat. Nun sind wir also hier – weit abseits aller gangbaren Wege und werden auf Gedeih und Verderb weiter klettern, geleitet von einem alten Indianer, der seine Sinne vielleicht gar nicht mehr ganz beisammen hat.
Trotz seines Alters zeigte er uns jüngeren Männern, wie eine richtige Bergbesteigung vonstattengeht. Er legte dabei ein Tempo vor, bei dem wir kaum mithalten konnten. Nach den Anstrengungen des heutigen Tages, bin ich mir ungewiss, ob meine Beine mich morgen auch nur noch einen einzigen Schritt weiter zu tragen vermögen. Doch die verdiente Nachtruhe in unserem Zelt mag dem vielleicht Abhilfe verschaffen. In der Mitte unserer im Kreis aufgebauten Zelte flackert ein starkes Feuer. Die Brise ist genauso kalt wie befürchtet. Die pelzgefütterte Jacke, die ich in Banff erworben habe, leistet mir gute Dienste, dennoch wünschte ich mir ein zusätzliches Paar Socken herbei, denn meine Füße gleichen mittlerweile Eiszapfen.
Wir alle sitzen im selben Boot, deshalb besteht auch kein Grund zur Klage. Unser Aufenthalt hier ist für uns alle aufregend und eine gegenseitige Kameradschaft und Freude herrscht vor, die uns den Erfolg gestatten wird, trotz unserer Wehwehchen.
Der greise, indianische Führer beförderte uns zur ersten Zwischenstation und wir dankten ihm herzlich dafür. Doch nun besteht er darauf, nicht weiter vordringen zu wollen. Er glaubt, dass das Tal der träumenden Indianer ein heiliger, seinen Göttern geweihter Ort ist, dessen Störung ihn zu Unglück auf der Jagd verdammen würde. Natürlich ist das lediglich abergläubisches Gewäsch, dennoch hat er die lächerlich hohe Geldsumme, die ihm Johnson offeriert hat, zurückgewiesen und eisern an seiner Entscheidung festgehalten.
Ab morgen werden wir also allein voranschreiten.
Doch seine Weigerung wird uns nicht aufhalten, denn der Indianer hat uns mit detaillierten Instruktionen ausgestattet und außerdem eine einfache Karte für uns angefertigt, die uns direkt zu unserer Bestimmung bringen wird.
Ich schreibe dies, während ich vor dem Eingang unseres größten Zeltes sitze, in dem wir uns heute Nacht zur Ruhe betten werden; eng aneinandergepresst, um keine Wärme zu vergeuden. Drinnen ist Williamson bereits dem Schlaf anheimgefallen. Der Schnaps zeigt auch bei den übrigen Männern schon Wirkung, daher werden sie bestimmt bald ebenfalls einschlummern. Ich hingegen möchte noch ein wenig wach bleiben und den Sternenhimmel genießen.
Zum ersten Mal seit Monaten, seit wir den Plan zu dieser Mission ausgeheckt haben, erfüllt mich Zuversicht. Denn hier oben herrscht eine Ruhe, die meine Seele rührt. Falls das Gold wirklich existiert und ich einen Anteil daran für mich gewinnen kann, werde ich mich wahrscheinlich für den Rest meiner Tage in eine Gegend wie diese zurückziehen. Schon heute träume ich von der herrlichen Einsamkeit im majestätischen Glanz der Berge.
So kurz vor unserem Ziel erscheint mir dieser Traum plötzlich greifbar nahe.
Zweifelsfrei sind wir nicht die Ersten, die alle Hoffnungen auf einen Schatz setzen, der im Gestein verborgen sein könnte, oder auch nicht, und wir werden sicherlich auch nicht die Letzten sein. Aber, Gott sei mein Zeuge, unsere Bemühungen werden von einem Triumph gekrönt sein, denn meine Seele verlangt danach.
Danny
Danny konnte die Siegesgewissheit in Nobles Augen erkennen, wann immer dieser über das Gold sprach. Er nahm aber auch die Blicke, die sich die anderen drei währenddessen zuwarfen, wahr. Die beiden anderen Männer und die Frau blieben offenbar gern unter sich und Danny wusste gut genug, wie sich Angst äußert, um das nervöse Flackern in Eriks Augen interpretieren zu können. Natürlich waren sie hinter dem Gold her … Narrengold, wenn man Gus Glauben schenken durfte. Mit Sicherheit beschäftigte sie darüber hinaus aber noch etwas anderes. Was es war, würde Danny heute Nacht allerdings nicht herausfinden können.
Nach dem Zähneputzen und einer Katzenwäsche mit eisigem Wasser aus der Regentonne legten sich alle ohne größeres Gerede auf die Pritschen. Sie schliefen komplett angezogen, obwohl es in der Hütte ziemlich warm war, nachdem der Ofen mehrere Stunden lang geheizt hatte.
Am Morgen war die Wärme allerdings verflogen und es gehörte zu Dannys Aufgaben, etwas dagegen zu unternehmen. Leise fachte er also den Ofen wieder an, bevor er nach draußen stapfte und sich, vor der Kulisse der Rockies, über den Rand der Veranda erleichterte. Dabei beobachtete ihn ein neugieriges Eichhörnchen.
Als die Städter endlich aufwachten und vor Schmerz jammerten, hatte Danny bereits den ersten Kaffee des Tages aufgebrüht. Die kurze Spanne zwischen dem Frühstück und den Vorbereitungen für die Weiterreise bot kaum Gelegenheit für ausschweifende Konversationen. Er half Jess stattdessen draußen bei der Einstellung der Schulterriemen ihres Rucksacks, der deutliche Spuren früherer Trips zeigte.
»Du hast so etwas offenbar schon öfter gemacht«, stellte er fest. »Denn du hast bequeme Klamotten an.«
»Damit komme ich aber auch nicht schneller vorwärts. Ich habe tatsächlich schon einige Bergtouren hinter mir, so hoch hinaus, wie es heute geht, bin ich allerdings auch noch nie gewesen. Ich war hauptsächlich an der Westküste wandern und zelten, in der Gegend, wo ich geboren wurde, bei New Brunswick. Im Herzen bin und bleibe ich wohl ein Landmädel.«
»Man merkt es.« Die Worte waren Dannys Lippen kaum entschlüpft, da wurde ihm klar, dass sie das durchaus missverstehen könnte. »Ich wollte nicht … ich meine …«
Sie lachte. »Ich weiß, dass du das nicht wolltest. Kannst du mir einen Gefallen tun und heute bitte besonders auf Mike und Erik aufpassen? Noble hängt ständig im Fitnessstudio rum, er ist in guter Form und sein schierer Wille treibt ihn schon von ganz allein an. Ich schätze aber mal, dass die anderen beiden keinen Schimmer haben, was ihnen heute blüht. Sie könnten uns also Stress machen.«
»Ich werde mich um sie kümmern und sie schon in der Spur halten, und Gus wird dort oben ganz bestimmt keinen leichtsinnigen Unfug zulassen.«
Endlich war sie da, die Chance auf eine längere Unterhaltung mit Jess, bei der Danny vielleicht herausfinden konnte, was die Stadtmenschen so sehr bedrückte.
Doch da rief Gus plötzlich nach СКАЧАТЬ