H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells
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Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813628

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СКАЧАТЬ Ah­nung hat­ten, wozu die Sphä­re war. In je­nen Ta­gen gab Gibbs das Ge­hen auf und lief über­all, selbst durchs Zim­mer, in ei­ner Art auf­ge­reg­ten Lauf­schritts.

      Und sie wuchs – die Sphä­re. Der De­zem­ber ging hin, der Ja­nu­ar – ich brach­te einen Tag da­mit zu, mit ei­nem Be­sen einen Pfad zwi­schen Som­mer­haus und La­bo­ra­to­ri­um zu fe­gen – Fe­bru­ar, März. Ge­gen Ende März kam die Vollen­dung in Sicht. Im Ja­nu­ar war ein Spann Pfer­de ge­kom­men, eine rie­si­ge Pack­kis­te; un­se­re di­cke Glass­phä­re hat­ten wir jetzt fer­tig, und sie war un­ter dem Krahn auf­ge­stellt, den wir auf­ge­ta­kelt hat­ten, um sie in die Stahl­scha­le zu schwin­gen. All die Stan­gen und Ja­lou­si­en der Stahl­scha­le – es war nicht ei­gent­lich eine sphä­ri­sche Scha­le, son­dern po­lyn­drisch, mit ei­ner Roll­ja­lou­sie für jede Fa­zet­te – wa­ren im Fe­bru­ar ge­kom­men, und die un­te­re Hälf­te wur­de zu­sam­men­ge­nie­tet. Das Ca­vo­rit war im März zur Hälf­te fer­tig: die Me­tall­mas­se hat­te zwei der Ent­wick­lungs­stu­fen ih­rer Her­stel­lung durch­ge­macht, und wir hat­ten ganz die Hälf­te da­von auf die Stahl­stan­gen und Ja­lou­si­en ge­stri­chen. Es war er­staun­lich, wie eng wir uns an die Li­ni­en von Ca­vors ers­ter In­spi­ra­ti­on hiel­ten, als wir den Ent­wurf aus­ar­bei­te­ten. Als das Zu­sam­men­nie­ten der Sphä­re be­en­det war, schlug er vor, das rohe Dach des zeit­wei­li­gen La­bo­ra­to­ri­ums, in dem die Ar­beit vor sich ge­gan­gen war, zu ent­fer­nen und einen Schmelzofen dar­um zu bau­en. So soll­te die letz­te Pha­se der Ca­vo­rit-Her­stel­lung, in der die Mas­se in ei­nem He­li­um­strom zu ei­ner stump­fen Rot­glut er­hitzt wird, voll­zo­gen wer­den, wenn es schon über der Sphä­re lag.

      Und dann hat­ten wir zu er­ör­tern und zu be­schlie­ßen, wel­cher Art Vor­rä­te wir mit­neh­men soll­ten – kom­pri­mier­te Nah­rungs­mit­tel, kon­zen­trier­te Es­sen­zen, Stahl­zy­lin­der mit Re­ser­ve­sau­er­stoff, eine Vor­rich­tung, Koh­len­säu­re und ver­dor­be­ne Luft zu ent­fer­nen und Sau­er­stoff mit­telst Na­tri­um­hy­per­oxyd zu er­set­zen, Was­ser­kon­den­sa­to­ren und so wei­ter. Ich er­in­ne­re mich noch des klei­nen Hau­fens, den sie im Win­kel bil­de­ten – Zinn­do­sen, Rol­len und Kis­ten – über­zeu­gend tat­säch­lich.

      Es war eine em­si­ge Zeit mit we­nig Ge­le­gen­heit zum Nach­den­ken. Aber ei­nes Ta­ges, als wir uns dem Ende nä­her­ten, über­kam mich eine son­der­ba­re Stim­mung. Ich hat­te den gan­zen Mor­gen am Schmelzofen ge­mau­ert, und ich setz­te mich wie zer­schla­gen bei die­sen Lie­gen­schaf­ten nie­der. Al­les schi­en stumpf und un­glaub­lich.

      »Aber hö­ren Sie, Ca­vor«, sag­te ich. »Schließ­lich! Wozu das al­les?«

      Er lä­chel­te. »Jetzt soll das Ding ge­hen.«

      »Der Mond«, über­leg­te ich. »Aber was er­war­ten Sie? Ich dach­te, der Mond ist eine tote Welt.«

      Er zuck­te mit den Schul­tern.

      »Was er­war­ten Sie?«

      »Wir wer­den ja se­hen.«

      »Wer­den wir?«, sag­te ich und starr­te vor mich hin.

      »Sie sind müde«, sag­te er. »Sie soll­ten heu­te Nach­mit­tag lie­ber spa­zie­ren ge­hen.«

      »Nein«, sag­te ich hart­nä­ckig, »ich will die­se Maue­rei fer­tig ma­chen.«

      Und ich tat es und hol­te mir eine schlaflo­se Nacht.

      Ich glau­be nicht, dass ich je eine sol­che Nacht ge­habt habe. Ich habe vor mei­nem Ge­schäfts­zu­sam­men­bruch ein paar schlim­me Zei­ten durch­ge­macht, aber die schlimms­te je­ner Näch­te war sü­ßer Schlum­mer im Ver­gleich mit die­ser Unend­lich­keit schmerz­haf­ter Wach­heit. Ich hat­te plötz­lich vor dem, was wir tun woll­ten, die un­ge­heu­er­lichs­te Angst.

      Ich ent­sin­ne mich nicht, dass ich vor je­ner Nacht über­haupt an die Ge­fah­ren ge­dacht hät­te, die wir lie­fen. Jetzt ka­men sie wie je­ner Auf­zug von Ge­s­pens­tern, die einst Prag be­la­ger­ten, und leg­ten sich um mich. Die Selt­sam­keit des­sen, was wir zu tun im Be­grif­fe stan­den, das Unir­di­sche über­wäl­tig­ten mich. Ich war wie ein Mann, der aus hei­te­ren Träu­men zur furcht­bars­ten Um­ge­bung er­wacht. Ich lag da, die Au­gen weit of­fen, und die Sphä­re schi­en mit je­dem Mo­ment im­mer nich­ti­ger und blas­ser, und Ca­vor im­mer un­wirk­li­cher und fan­tas­ti­scher, und das gan­ze Un­ter­neh­men im­mer tol­ler und tol­ler zu wer­den.

      Ich stieg aus dem Bett und wan­der­te um­her. Ich setz­te mich ans Fens­ter und starr­te in die Uner­mess­lich­keit des Raums. Zwi­schen den Ster­nen lag die lee­re, die un­er­gründ­li­che Dun­kel­heit! Ich ver­such­te, mir die frag­men­ta­ri­sche Kennt­nis der Astro­no­mie zu­rück­zu­ru­fen, die ich mir durch mein un­re­gel­mä­ßi­ges Le­ben er­wor­ben hat­te, aber sie war zu un­be­stimmt, um mir ir­gend­ei­ne Vor­stel­lung der Din­ge zu ge­ben, die wir er­war­ten konn­ten. Schließ­lich ging ich wie­der ins Bett und es ge­lang mir, ein paar Mo­men­te des Schlafs zu er­fas­sen – viel­mehr Mo­men­te des Albs – in de­nen ich auf ewig in den Ab­grund des Him­mels fiel und fiel und fiel.

      Ich er­staun­te, Ca­vor beim Früh­stück zu se­hen. Ich sag­te ihm kurz: »Ich kom­me nicht mit Ih­nen in die Sphä­re.«

      Ich setz­te all sei­nen Pro­tes­ten eine fins­te­re Be­harr­lich­keit ent­ge­gen. »Die Sa­che ist zu toll«, sag­te ich, »und ich will nicht mit. Die Sa­che ist zu toll.«

      Ich woll­te nicht mit ihm ins La­bo­ra­to­ri­um ge­hen. Ich trieb mich eine Zeit lang in mei­nem Som­mer­haus her­um, nahm dann den Hut und den Stock und mach­te mich al­lein auf, wo­hin, wuss­te ich nicht. Es traf sich, dass es ein wun­der­vol­ler Mor­gen war: ein war­mer Wind und tiefer, blau­er Him­mel, das ers­te Grün des Früh­lings drau­ßen und Scha­ren von Vö­geln, die san­gen. Ich früh­stück­te in ei­nem klei­nen Gast­hof bei El­ham Roast­beef und Bier und er­schreck­te den Wirt, in­dem ich apro­pos des Wet­ters be­merk­te: »Ein Mensch, der die Welt ver­lässt, wenn sol­che Tage herr­schen, ist ein Narr!«

      »Ganz, was ich ge­sacht hab’, als ich’s hör­te!«, sag­te der Wirt, und ich er­fuhr, dass sich we­nigs­tens für eine arme See­le die­se Welt als zu viel er­wie­sen hat­te, und dass eine Keh­le ab­ge­schnit­ten wor­den war. Ich ging mit ei­ner neu­en Wen­dung in mei­nen Ge­dan­ken wei­ter.

      Nach­mit­tags schlief ich an ei­ner son­ni­gen Stel­le einen an­ge­neh­men Schlaf und ging er­frischt mei­nes We­ges wei­ter.

      Ich kam zu ei­nem be­hag­lich aus­se­hen­den Gast­hof bei Can­ter­bu­ry. Er leuch­te­te von Sch­ling­ge­wäch­sen, und die Wir­tin war eine sau­be­re alte Frau, die mein Auge an­zog. Ich fand, dass ich ge­ra­de Geld ge­nug hat­te, um für mein Zim­mer bei ihr zu zah­len. Ich be­schloss, die Nacht dort zu blei­ben. Sie war eine ge­schwät­zi­ge Frau, und un­ter an­de­ren Ein­zel­hei­ten er­fuhr ich, dass sie noch nie in Lon­don ge­we­sen war. »Can­ter­bu­ry, wei­ter bin ich noch nich’ ge­we­sen«, sag­te sie. »Ich bin kei­ne von Ihren Rum­strei­chern.«

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