Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen
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Название: Mami Staffel 9 – Familienroman

Автор: Stephanie von Deyen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740946593

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СКАЧАТЬ vor einer schweren Anstrengung.

      »Es war wie gestern. Mademoiselle Maurena trug mir auf, im Keller aufzuräumen. Nötig ist es ja, aber es fällt mir so schwer die Kisten mit Büchern und Geschirr zu stapeln und die Kohlen, die nicht mehr gebraucht werden, in Säcke zu schaufeln.« Rosario legte ächzend die Hand an die linke Brustseite. »Das Herz, Monsieur. Madame sollte Besorgungen machen. Sie verließ auch das Haus, aber sie ging wohl nicht weit. Jedenfalls war sie gleich da, als die Polizei…«

      »Die Polizei?« wiederholte Mike verwundert.

      Der Alte nickte mehrmals. »Nun bin ich so alt und muß so etwas noch erleben, diese Schande. Der selige Monsieur wird sich im Grab umdrehen.« Rosarios Stimme wurde immer leiser.

      Mike mußte sich bücken, um den alten Diener zu verstehen.

      »Mademoiselle Maurena kam mit einem kleinen Koffer. Sie hatte sich angezogen, als wolle sie eine längere Reise machen. Kostüm und Mantel und Schmuck. Sehr viel Schmuck. Ich hab’s gesehen, weil ich eine Bürste holen wollte. Da waren nämlich alte Schuhe im Keller, und ich mußte doch feststel

      len, ob sie noch zu gebrauchen sind. Maurena hat mir dann gedroht, ich dürfe niemand etwas sagen. Hab’ ich ja auch nicht. Aber jetzt…«

      »Was geschah weiter?« fragte Mike, dem das alles zu lang ging. Vielleicht brauchte Maurena Hilfe, vielleicht war jede Minute kostbar. Mike dachte an eine Entführung, an einen Überfall oder einen dreisten Raub.

      »Sie hat lange in der Halle gewartet. Dann kam ein Auto. Dasselbe wie gestern. Ich habe das durchs Kellerfenster gesehen. Nicht, daß ich neugierig wäre. Aber wenn man so lange Jahre für eine Familie arbeitet, interessiert man sich doch für sie.«

      »Und?«

      »Alfredo stieg aus. Er kam schon früher hierher. Ich mochte ihn nie, weil er mal eine kostbare Schale zerbrochen hat und hinterher behauptete, ich sei’s gewesen. Was Maurena an dem findet, war mir nie klar. Ein unangenehmer Mensch.« Rosario schüttelte sich angewidert.

      »Hat er Maurena abgeholt?« fragte Mike, der inzwischen ahnte, daß dieser Alfredo, der Mann war, den Maurena ihm, Mike, vorzog.

      »Sie stieg zu ihm ins Auto. Das Köfferchen legte sie auf den Rücksitz.« Rosario verschwieg, daß sich die beiden zuvor noch erstaunlich lange küßten. Bei dieser Beobachtung hatte der Alte den Eindruck, in seiner Jugend allerhand versäumt zu haben. »Sie fuhren bis zur Straße, doch noch bevor sie die Ausfahrt erreichten, stellte sich ein Polizeiauto quer vors Tor. Da war keine Flucht möglich. Rückwärsts raste Alfredo wieder durch den Park. Er nahm sich nicht die Zeit zum Wenden. Maurena hatte ihn vermutlich auf den hinteren Ausgang aufmerksam gemacht. Aber die Polizei hat gründlich gearbeitet. Auch dort war die Ausfahrt verstellt. Diesmal vorwärts zurück zum Haus. Vielleicht wollten sich die beiden in Schloß Derceville verbarrikadieren«, Rosario wischte sich über die kleinen Greisenaugen. »Ich stand immer noch am Kellerfenster. Vielleicht hätte ich ihnen die Tür öffnen sollen. Aber ich konnte nicht. Vor Schreck und Angst war ich wie gelähmt.«

      »Das war ja wie in einem schlechten Krimi«, seufzte Mike, der sich das alles nicht vorstellen konnte.

      »Schlimmer, viel schlimmer«, bestätigte der Alte, für den dieses Erlebnis eine Aufregung bedeutete, die er kaum durchstehen konnte. »Ich zittere jetzt noch, und meine Beine versagen den Dienst. Gut, daß ich sitze. Obwohl Madame sagen würde, daß mir das nicht zukommt. Sie werden es ihr nicht erzählen, Monsieur Mike, nicht wahr?«

      »Bestimmt nicht«, versicherte Cramer unruhig. Noch wußte er nicht, wie die Sache ausgegangen war, und welchen Hintergrund sie hatte. »Was geschah weiter?« drängte er.

      »Das Auto stand unmittelbar vor dem Portal. Vom Kellerfenster aus konnte ich nur noch die Beine der Beteiligten sehen. Das war schon komisch. Alfredo trug wie immer weiße Hosen, Maurenas Füße steckten in hochhackigen Schuhen. Sie waren gut auseinanderzuhalten. Doch dann waren da noch Beine in grauen Hosen. Ganz plötzlich kamen sie von allen Seiten. Sie müssen sich zuvor im Gebüsch versteckt haben, die Polizisten.

      »Bleiben Sie stehen!« schrien sie über den Vorplatz, als Alfredo weglaufen wollte. Der Kerl hat geflucht wie ein Husar. Da hat Mademoiselle Maurena vielleicht endlich erkannt, was für ein Typ das ist, dieser Alfredo.«

      »Das ganze galt also ihm?«

      »Klar. Der Kerl war nie sauber. Das hat auch Madame Elèn gewußt. Deshalb wollte sie nicht, daß ihre Tochter etwas mit ihm hat. Aber Maurena war schon immer eigensinnig und hat nur gemacht, was ihr gefiel.« Es war die glücklich überstandene Aufregung, die den alten Rosario so gesprächig machte, wie ihn Mike noch nie erlebt hatte. »Er ist über die Rosen gehüpft, dieser Alfredo wie ein junger Hirsch. Trotzdem ist er hängengeblieben. Das hat seinen Schwung so gebremst, daß er wie ein Sack in die Dornen geplumpst ist. Es war ulkig, aber gelacht hat niemand. Ich konnte nicht einmal das Gesicht verziehen.

      Weit wäre Alfredo ohnehin nicht gekommen, weil die Beamten Waffen hatten, und ich glaube, sie hätten geschossen. Vielleicht war das mit den Rosen ein Glück, obwohl der Alfredo gar nicht mehr so fein aussah hinterher. Vor zwei Tagen erst hat Madame nämlich Mist vom Pferdehof bekommen, und ich mußte ihn zwischen die Rosen schütten, damit sie bis zur Hochzeit schön blühen. Die Kutsche soll doch mit Rosen geschmückt werden. Ja, und deshalb waren Alfredos weiße Hosen braun hinten, was schon merkwürdig aussah. Aber auch darüber hat keiner gelacht.« Jetzt, nach glücklich überstandenem Abenteuer schmunzelte Rosario.

      »Wie hat Maurena reagiert?« wollte Mike wissen.

      »Sie wollte ins Haus, wohl um nicht mitansehen zu müssen, wie ihr Liebhaber abgeführt wird.«

      »Liebhaber?« vergewisserte sich Mike, obwohl ihm Maurenas Verhältnis zu Alfredo längst klar war. Er wollte sich seine Meinung von Rosario bestätigen lassen.

      »Hab’ ich das gesagt?« fragte der Alte erschrocken. Er verdrängte die Erinnerung an die leidenschaftlichen Küsse, die er vom Kellerfenster aus beobachtete und meinte diplomatisch: »Ich kann das natürlich nicht beurteilen. Auf jeden Fall haben die Beamten Maurena aufgehalten. Sie würde als Zeugin gebraucht, haben sie gesagt. Und Madame mußte auch mitkommen. Alle wurden ins Polizeiauto gebracht. Einer der Polizisten fuhr Alfredos Auto. Es sei beschlagnahmt, sagte er, weil darin wahrscheinlich das unterschlagene Geld versteckt sei. Mehr weiß ich nicht. Nur, daß sie seither nicht wiedergekommen sind. Kann das denn so lange dauern?«

      Mike dachte an die Protokollaufnahme im Polizeirevier von Malaga und nickte. »Bis so ein Bericht im Zweifingersuchsystem getippt ist, das dauert. Aber wenn sie meinen, Rosario, daß ich mich darum kümmern soll, fahre ich hin.«

      »Madame hat mit allem nichts zu tun, das weiß ich.« Obwohl Elèn den alten Butler häufig schikanierte, erwies er sich als solidarisch. »Bei Maurena bin ich mir nicht sicher. Es mußte ihr doch klar sein, daß man innerhalb so kurzer Zeit nicht so viel Geld verdienen kann. Alfredo hat nämlich immer damit geprahlt, aber so laut, daß es überall zu hören war.«

      »Wenn eine Frau wie Maurena verliebt ist, setzt der gesunde Menschenverstand oft aus. Deshalb glaube ich nicht, daß sie etwas über seine Geschäfte weiß. Welcher Art waren sie überhaupt?«

      Rosario zog die Schultern hoch. »Das weiß ich nicht. Ich mache meine Arbeit, aber ich kümmere mich nicht um die Privatangelegenheiten meiner Herrschaft.«

      »Dann werde ich mal losfahren«, entschied Mike. Er tat es nicht aus Sensationslust, sondern aus der berechtigten Sorge um Elèn und Maurena heraus. Auch wenn seine Beziehung zu der schönen Französin СКАЧАТЬ