Animant Crumbs Staubchronik. Lin Rina
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Название: Animant Crumbs Staubchronik

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959913928

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СКАЧАТЬ auch noch gut fand. Mir blieb für einen Moment das Herz stehen, weil ich so erschrocken darüber war, und ich biss aus Versehen auf ein Pfefferkorn, das sich im Gemüse versteckt hatte. Alles in meinem Mund zog sich zusammen und ich war bemüht, äußerlich die Fassung zu bewahren.

      »Sie hat zwar nicht studiert, aber mit Büchern kennt sie sich allemal aus«, begann Vater seine Idee zu formulieren und Mutter schnitt ihm sofort das Wort ab.

      »Bist du verrückt geworden? Sie ist eine junge Dame höherer Gesellschaft und du schlägst vor, dass sie arbeiten geht?«, keifte sie los und die Empörung trieb ihr die Röte auf die Stirn. »Das wäre ein Skandal!«

      »Wäre es nicht, Darling«, versuchte Vater sie zu beschwichtigen. »Sie würde mal rauskommen und wäre gezwungen, ihren schlauen Kopf auch zu benutzen.«

      »Aber sie müsste allein nach London«, redete Mutter bereits weiter und nun war es Onkel Alfred, der sie unterbrach.

      »Sie wäre doch nicht allein, Charlotte«, widersprach er ihr und zog ein skeptisches Gesicht. »Sie würde bei Lillian und mir wohnen.«

      Vater wandte seinem Bruder erstaunt den Blick zu. »Du unterstützt meine Idee?«, fragte er überrascht und mir schwirrte langsam der Kopf.

      War gerade ernsthaft im Gespräch, mich nach London zu schicken, damit ich dort in einer Bibliothek arbeitete? Und war mir das überhaupt recht?

      Der Gedanke, den Tag mit stupiden Arbeiten zu verbringen, anstatt einfach bequem in meinem Sessel zu sitzen und zu lesen, war mir nicht unbedingt willkommen. Aber wenn es bedeuten würde, nach London zu gehen, Neues zu lernen und wenigstens für eine gewisse Zeit der Hochzeitsplanung meiner Mutter zu entkommen, klang der Vorschlag tatsächlich verlockend.

      »Deine Tochter ist schlau und sie lässt sich nicht so schnell unterkriegen. Sie wäre die perfekte Alternative zu meiner bisherigen Strategie. Und wenn es doch nichts werden sollte, dann hab ich diesen Besserwisser von einem Bibliothekar wenigstens ein bisschen geärgert«, senkte Onkel Alfred verschwörerisch die Stimme und Vater lachte.

      »Niemand wird hier geärgert! Schon gar nicht ich!«, ging Mutter sofort wieder dazwischen. »Sie wird hierbleiben! Bei ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen. Sie ist doch kein Versuchsobjekt, das ihr nach London zerren und zum Arbeiten zwingen könnt, nur um zu sehen, was daraus werden könnte!« Ihre Hände waren zu Fäusten geballt und ich wartete nur darauf, dass sie damit auf den Tisch schlug wie ein Auktionator mit seinem Hämmerchen.

       Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten. Verkauft. Animant Crumb, für dreitausend Pfund im Jahr an den jungen Herrn mit dem blonden Schnauzer und der hässlichen fliederfarbenen Weste.

      Ich blinzelte meine unsinnigen Gedanken weg, die mir eine unangenehme Gänsehaut bescherten, und ließ das Besteck wieder auf meinen Teller sinken.

      Ganz sicher würde ich nicht hier herumsitzen und darauf warten, dass Mutter mich so weit zermürbte, dass ich irgendwann ihrem Drängen nachgab und einen Mann heiratete, den ich nicht wollte, nur damit sie Ruhe gab. Diese Vorstellung behagte mir gar nicht, und ich wäre sogar bereit, ein wenig zu arbeiten, nur um ihr für eine Weile zu entkommen.

      »Es muss ja nicht für lange sein«, behauptete Onkel Alfred und verzog grimmig den Mund über die Starrköpfigkeit seiner Schwägerin. »Ein Monat wäre schon ziemlich lang bei diesem Mann.«

      »Nein!«, rief Mutter und stand demonstrativ von ihrem Stuhl auf, der quietschend über die Bodenvertäfelung kratzte. »Sie wird nicht nach London fahren! Und das ist mein letztes Wort!«

      Das Zweite oder das, in dem mein Lesesessel nach London zog.

      Ich saß in der Kutsche nach London und klammerte mich an meine Handschuhe, die ich zwischen den Fingern hielt und immer wieder über das glatte Leder strich, um mich selbst zu beruhigen. Draußen zog die Landschaft vorbei, gelbe Stoppelfelder, bunte Bäume, die bereits begannen, ihre Blätter zu verlieren. Draußen bot sich mir eine traumhafte Spätherbstlandschaft, die ich leider in diesem Moment nicht so richtig schätzen konnte.

      Ich war auf dem Weg nach London. Kaum zu fassen. Mutter war dagegen gewesen, hatte gezetert und geschimpft, bis Vater sie beiseitenahm und anschließend mit ihr und Onkel Alfred im Salon verschwunden war.

      Nur einen winzigen Moment hatte ich es dann noch auf meinem Stuhl im Esszimmer ausgehalten, bis ich aufgesprungen und ihnen hinterhergeeilt war, um an der geschlossenen Tür zu lauschen.

      »Stell dir vor, welche Möglichkeiten sich dort auftun könnten. Wie viele Menschen ihr dort begegnen werden«, sagte Vater und Mutter fiel ihm ins Wort.

      »Aber Charles«, begann sie weinerlich und ich wusste, welchen Blick sie jetzt aufgesetzt hatte. Diesen flehenden, von schräg unten, mit dem sie Vater immer weichkochte.

      Doch diesmal schien er sich davon nicht einwickeln zu lassen. »Charlotte, Gesellschaften mit den Großen Londons, vielleicht sogar Bälle am Königshof. Junge Männer mit Rang und Namen, Grips und Witz. Einen Monat, Darling, und ihr wird der Kopf schwirren von all den nennenswerten Verehrern, zwischen denen sie sich entscheiden muss!«

      Ich schnappte erschrocken nach Luft. War dieser Vorschlag wirklich von meinem Vater gekommen? Wann hatte er sich in dieser Angelegenheit denn so sehr auf die Seite meiner Mutter geschlagen? Ich wusste nicht, ob ich empört oder geschockt sein sollte.

      Auch Mutter schien es die Sprache verschlagen zu haben, denn es kam kein Ton von ihr.

      »Ihr müsst es ja auch niemandem sagen. Wir behaupten einfach, ich nehme sie als Gesellschaft für Lillian mit. Damit sie nicht den ganzen Tag allein ist, wenn ich die nächsten Wochen so viel zu tun habe. Wer würde es schon hinterfragen, wenn Animant ihren Onkel in London besuchen käme«, gab Onkel Alfred zu bedenken. »Und dann gibt es ja auch immer noch Henry. Er wird sich freuen, seine Schwester zu sehen.«

      Ich hörte Mutter seufzen. Es war ein ergebenes Seufzen, eines, das mir sagte, dass Vater und Onkel Alfred gewonnen hatten und sie mir erlauben würde, nach London zu fahren. »Einen Monat!«, erwiderte sie streng. »Und das auch nur, wenn sie es einen Monat aushält. Was ich schwer bezweifle.«

      Ich nahm das Ohr von der Tür, trat einige Schritte zurück und setzte mich vorsichtig auf die unteren Stufen der Treppe.

      Denn jetzt war es an der Zeit, mir zu überlegen, was ich eigentlich wollte. Wollte ich nach London und die Assistentin eines verschrobenen Bibliothekars werden? War die Aussicht auf ein wenig Freiheit genug, um mich aus meiner täglichen Routine zu reißen und in eine andere Stadt zu fahren?

      Die Gesellschaften würden mich ganz sicher nicht reizen und auch die Erwähnung der vielen Gesprächspartner, die ich abzuwimmeln hätte, stimmte mich nicht gerade euphorisch.

      Doch andersherum gab mir der Gedanke, abzulehnen und hierzubleiben, einen Stich, der direkt auf meinen Stolz abzielte. Mutter hatte behauptet, ich würde es keinen Monat dort aushalten. Sie hielt mich für naiv und unerfahren, weil ich mich bisher nie beweisen musste und weil alle in mir noch das arme, weiche Kind sahen. Wenn ich ablehnte, würde ich ihnen recht geben und das könnte mein Stolz nicht ertragen.

      Also hatte ich zusagen müssen und den verkniffenen Gesichtsausdruck meiner Mutter genossen, die insgeheim gehofft hatte, dass ich mich gegen London und für ihre Gesellschaft entscheiden würde. Doch darauf СКАЧАТЬ