Animant Crumbs Staubchronik. Lin Rina
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Название: Animant Crumbs Staubchronik

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959913928

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      35. Das Fünfunddreißigste oder das, in dem ich kaum Luft bekam.

      36. Das Sechsunddreißigste oder das, in dem meine Mutter lachte.

      37. Das Siebenunddreißigste oder das, in dem ich nichts mehr zu lesen hatte.

      38. Das Achtunddreißigste oder das, in dem wir gemeinsam schwiegen.

      39. Das Neununddreißigste oder das, in dem ich Angst hatte.

      40. Das Vierzigste oder das, in dem mich braune Augen ansahen.

      41. Das Einundvierzigste oder das, in dem Elisa mich ausführte.

      42. Das Zweiundvierzigste oder das, in dem ich in einem Schrank saß.

      43. Das Dreiundvierzigste oder das, in dem mein Plan aufging.

      44. Das Vierundvierzigste oder das, in dem ich als Einzige ruhig blieb.

      45. Das Fünfundvierzigste oder das, in dem etwas nicht stimmte.

      46. Das Letzte oder das, in dem ich ging.

      47. Das wirklich Letzte oder das, in dem sich alles fügte.

       Danksagung

      Prolog

      Ich lehnte an einer Marmorsäule und verfluchte innerlich meine Mutter, während ich nett lächelte und mir wünschte, dass auch nur ein Wort aus dem Mund meines Gegenübers sinnvoll erscheinen würde.

      »Doch der Eisbär sagte: ›Ich bin der Baron von Münchhausen!‹ Und dann biss er dem Pinguin den Kopf ab«, erzählte er gerade und ich hatte leider noch nicht genügend Punsch getrunken, um auch nur vorzugeben, dass sein Witz lustig gewesen wäre.

      Er hatte ein recht ansehnliches Gesicht, aber seine Aufmachung war lächerlich. Was auch immer die Mode gerade diktierte, Männer sollten keine fliederfarbenen Westen tragen. Das war einfach nur grotesk albern.

      »Sie lachen gar nicht«, stellte er mit seinem messerscharfen Verstand fest und ich hätte gerne über so viel Gedankenlosigkeit geseufzt. Doch es ging nicht, dafür fehlte mir einfach die Luft.

      Mein Korsett war so eng, dass ich kaum atmen konnte und ich schwören könnte, dass mir langsam die Beine einschliefen, weil nicht genug Platz für Blutzirkulation blieb.

      Mary-Ann hatte mich so zusammengeschnürt, damit ich in das hellblaue Monster von einem Ausgehkleid passte, das Mutter mir extra aus London hatte kommen lassen, um die dörflichen adligen Junggesellen mit meinem Anblick zu beglücken. Mutter sagte, es sei zur Zeit Mode in London, so eng geschnürt zu sein, und alle jungen Dinger machten das heutzutage. Doch für mich war das unerträglich und ich bildete mir ein, an Sauerstoffmangel verenden zu müssen, wenn ich meinen Platz in der Nähe des geöffneten Fensters verlassen sollte.

      Ich fand es völlig unsinnig, den Körper einem Kleidungsstück anzupassen, anstatt das Kleidungsstück dem Körper.

      Doch was wusste ich schon? Ich war ja nur ein faules, nichtsnutziges Ding, das es nötig hatte, die jungen Männer mit hellblauen Taft zu bezaubern, damit sie über meinen missratenen Charakter hinwegsehen konnten.

      Der junge Mann beäugte mich immer noch erwartungsvoll.

      »Die Geschichte ist abwegig«, begann ich und wusste genau, dass ich im Begriff war, das zu tun, was meine Mutter mir immer predigte, nicht zu tun: Ich würde ihn schulmeistern. Und junge Männer schätzten es gar nicht, wenn die Frau, die sie davon überzeugen wollten, dass sie die begehrenswerteste Partie im Saal waren, es besser wusste als sie selbst.

      »Mal davon abgesehen, dass Tiere nicht sprechen können, was entschuldigt ist, da es sich ja angeblich um einen Witz handelt, kann ich nicht glauben, dass ein Eisbär so etwas tun könnte«, führte ich aus und wurde prompt unterbrochen.

      »Nun ja, ich glaube schon, dass ein Eisbär stark genug wäre, einem Pinguin den Kopf abzubeißen. Das ist doch schließlich ein Raubtier«, redete der junge Mann, von dem ich dachte, dass er Hilton oder Milton hieß, leicht pikiert auf mich ein und stemmte die Hände in die Seiten, um seine Unsicherheit zu überspielen.

      »Ja«, antwortete ich. »Aber ich glaube nicht, dass er dazu fähig ist, von der nördlichen auf die südliche Erdhalbkugel zu spazieren, nur um sich mit einem Pinguin um ein kugelrundes Ei zu streiten.«

      Milton, oder auch Hilton, sah mich recht dümmlich an und wurde dann zu unser beider Glück von einem Bekannten begrüßt. Er stellte uns flüchtig einander vor, entschuldigte sich dann förmlich und ging.

      Armer Tölpel.

      Ich blieb allein zurück und konnte die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf hören, die mich anklagte, dass ich so für immer allein bleiben und vor Einsamkeit an Schwermut erkranken würde.

      Dabei war ich überhaupt nicht allein. Sie ließ mich endlose, langweilige Stunden auf Gesellschaften und Bällen verbringen, auf denen ich nur stumpfsinnige Gespräche führte. Meist mit Menschen, die sich für gebildet hielten, weil sie mal ein Buch von außen angesehen hatten und sich doch nur über die Peinlichkeiten anderer amüsierten. Und das, obwohl ich stattdessen zu Hause in meinem alten Sessel sitzen und den Gedanken brillanter Köpfe folgen könnte. Die Männer meines Lebens waren bereits bei mir und ich genoss jeden Moment mit ihnen. Ich löste an ihrer Seite Kriminalfälle mithilfe der Technik, Fingerabdrücke zu vergleichen, die bei jedem Menschen so einzigartig waren wie Schneeflocken. Ich nahm Städte ein, indem ich aus Holz ein Pferd baute und mich darin versteckte. Ich folgte literarischen Diskursen, geschichtlichen Nacherzählungen, studierte den Menschen, seinen Geist und die Seele. Ich reiste in achtzig Tagen um die Welt, lernte, wie man Flugzeuge baute, eine Melodie ersann, einen Krieg anzettelte.

      Doch meine Mutter hielt es für Blödsinn. Sticken, das sei eine Tätigkeit, die für eine junge Frau meines Standes angebracht war.

      Ich seufzte in mich hinein.

      Wer hatte sich das bloß ausgedacht?

      Das Erste oder das, in dem mein Onkel zu Besuch kam.

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