Harter Ort. Tim Herden
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Harter Ort - Tim Herden страница 4

Название: Harter Ort

Автор: Tim Herden

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783954626922

isbn:

СКАЧАТЬ werden und sich das Wasser seinen Weg in den Deich bahnen. Würde es dort zu Eis, drohte eine Katastrophe. Das Eis konnte den Deich sprengen und dann würde sich der Bodden über die tieferen Grundstücke von Vitte ergießen.

      Was tun? Malte lief hin und her. Er brauchte ein Beil, um die Taue zu zerschlagen. Warum hörte denn kein Mensch, was hier vorging? Er stürmte zurück, lief zu seinem Schuppen, riss die Tür auf und griff sich ein Beil. Dann sprintete er zum Anleger der „Caprivi“, zerschlug das Tau vorn am Bug. Knapp an seinem Kopf vorbei zischte es auf die vordere Bootsplattform. Dann rannte er zum Heck. Dort brauchte er drei Schläge, um das Tau zu kappen. Nun krängte das Schiff noch mehr aufs Eis. Malte erschrak. Die „Caprivi“ drohte seitwärts zu sinken. Doch dann blieb das Schiff plötzlich in der Bewegung stehen. Das Rauschen wurde leiser und langsam bewegte sich das Schiff wieder in Richtung Kai zurück. Malte sah es auf sich zukommen. Er wich Schritt um Schritt zurück. Das Schiff kam wieder in die Waagerechte und brach durchs Eis. Fontänen schossen nach oben. Dann sank die „Caprivi“ auf den Boden des Boddens, der hier allerdings nicht tiefer als höchstens einen Meter war. Malte war wie vom Donner gerührt. Wie erstarrt blickte er auf das gesunkene Schiff.

      Vorsichtig ging er bis an die Kante des Kais. Da lag die „Caprivi“, als wäre nichts geschehen. Allerdings jetzt einen Meter tiefer. Aus der Tiefe drang wieder das Gurgeln des eindringenden Wassers. Die Eisschollen färbten sich langsam schwarz. Malte sammelte sich. Er rannte, so schnell er konnte, auf dem Deichweg vor zum Feuerwehrhaus. Dort schlug er die kleine Scheibe neben dem Tor ein und drückte den Knopf für die Sirene. Langsam begann sie zu heulen und weckte die Insel.

      Barnhöft kam angerannt. Er knöpfte sich im Laufen noch die Uniform zu. Er stutzte, als er Malte am Feuerwehrschuppen sah. „Was soll denn das?“

      „Die ‚Caprivi‘ ist gesunken“, brachte Malte japsend hervor. Er war noch völlig aus der Puste.

      Barnhöft schaute den Deich hinab.

      „Die liegt doch da.“

      „Ja, aber einen Meter tiefer.“

      Jetzt sah es der Feuerwehrmann auch. Er kratzte sich am Kinn.

      „Das ist vielleicht ein Scheiß. Aber da kann man nun auch nichts mehr machen.“

      „Muss man aber“, erwiderte Malte, „Öl tritt aus. Oder was weiß ich. Jedenfalls ist das ganze Eis drum herum schon schwarz.“

      „Was?“, brüllte ihn Barnhöft ungläubig an, um dann seinen heranstürmenden Kameraden zuzurufen: „Ölalarm!“

      Doch die Feuerwehr konnte nicht ausrücken. Der Schnee lag in der Sprenge zu hoch. Gut einen Meter. Hier war auch in den letzten Tagen nicht geräumt worden. Das Fahrzeug würde sofort stecken bleiben. Barnhöft überlegte. Sie mussten Ölsperren auslegen. Sie bis zum Schiff zu bugsieren, war den Männern nicht zuzumuten. Er hatte eine Idee. „Ich hol den Schneepflug und ihr fahrt dann gleich hinterher.“

      Barnhöft lief zum Gewerbehof der Hiddenseelogistik im Hafen. Keine drei Minuten später kam er in hohem Tempo mit dem Schneepflug durchs Tor. Wie Mehlstaub stob der Pulverschnee zur Seite. Halsbrecherisch lenkte Barnhöft das Räumfahrzeug um das Feuerwehrgebäude, am alten Hafenschuppen vorbei, dann nach rechts über den Deich. Nur mit Mühe bekam er bei der Geschwindigkeit die Kurve nach links in die Sprenge. Die Feuerwehr fuhr hinterher.

      Am Schiff gab es für die Feuerwehrleute neue Schwierigkeiten. Sie konnten nicht auf das brüchige Eis treten. Die Gefahr einzubrechen war zu groß. Aber sie mussten um das Schiff noch mehr Eis wegschlagen, um die Ölsperren in einigem Abstand von der „Caprivi“ ins Wasser zu bringen, wenn sie was bewirken sollten.

      Verdrießlich stiegen drei Männer in ihre Wathosen und ließen sich neben dem Schiff in das eisig kalte Wasser gleiten. „Hier holt man sich ja den Tod“, jammerte einer.

      „Nun hab dich nicht so“, trieb Barnhöft seine Leute an. „Was seid ihr doch alles für Memmen.“

      Malte stand dabei, die Hände in den Taschen seiner Wattejacke. „Du kannst ruhig auch was tun“, herrschte ihn Barnhöft an.

      „Bin ich Feuerwehrmann?“, gab Malte zurück. „Mach mal deinen Dreck schön alleine.“

      Aber Barnhöft hörte nicht richtig hin. „Wer hat denn eigentlich die Taue gekappt?“ Er sah Malte wütend an.

      „Ich dachte …“

      „Du dachtest … Was hast du dir gedacht?“, brüllte der Feuerwehrkommandant. „Nichts hast du dir gedacht! So hätten wir vielleicht den ganzen Mist noch über Wasser aus dem Kahn pumpen können.“

      „Hätte, hätte! Der alte Hättich ist tot“, keifte Malte zurück. „Außerdem hätte der Kahn den halben Kai mit sich gerissen.“

      Barnhöft musste Malte im Stillen recht geben, wollte es aber nicht zeigen. Er winkte ab und drehte sich um. Malte zuckte mit den Schultern. Er fühlte sich ungerecht behandelt.

      Barnhöft winkte seinen jüngsten Kameraden heran. „Poschau, du kletterst ins Schiff und versuchst in den Maschinenraum zu kommen. Ich will einen Bericht, wie es da unten aussieht. Wasserstand, Lecks in den Tanks. Aber zack, zack!“

      „Und wie soll ich da reinkommen?“, fragte Bernd Poschau.

      Barnhöft schob sein Gesicht ganz nah an das des jungen Feuerwehrmannes. „Draufklettern, Luke öffnen, einsteigen. Los jetzt!“

      Bernd Poschau ließ sich auf das Vorderdeck des Schiffes gleiten und versank bis zur Hüfte im Schnee. Dann schob er die Hebel an der Einstiegsluke zum Fahrgastraum zur Seite und kletterte in das Schiff, kam aber gleich wieder rückwärts heraus. Das Gesicht leichenblass, den Arm ausgestreckt, zeigte er mit dem Finger immer wieder ins Innere des Schiffes.

      „Mensch, Poschau, haste nicht verstanden, was ich dir gesagt habe, du sollst nicht raus, sondern rein ins Schiff“, donnerte Barnhöft von oben.

      „Chef, da sitzt einer!“

      Die Sirene hatte auch die Bewohner der umliegenden Häuser aus den Betten getrieben. Zum Teil schauten sie aus dem Fenster, was sich dort rund um die „Caprivi“ abspielte. Einige standen aber nun auch frierend auf dem Deich. Einer war sogar mit Skiern gekommen und beobachtete das Treiben.

      Malte hatte es sich nicht nehmen lassen, Barnhöft auf das Vorderdeck zu folgen. Er blickte mit ihm durch die geöffnete Luke unter Deck. Der Schein einer Taschenlampe beleuchtete einen leblosen, halb nackten, sitzenden Mann. Reif hatte sein Haar und seinen Bart überzogen. Die Haut war grau gefärbt. Über dem leblosen Körper stand der Schriftzug „Bar Blue Mayday“ in goldener Farbe.

      „Möselbeck muss her“, meinte Barnhöft.

      „Der braucht keinen Arzt mehr“, erwiderte Malte trocken.

      Barnhöft sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Trotzdem muss der Doc her und ihn sich ansehen. Und der Damp. Wo ist der eigentlich? Braucht der neuerdings eine Extraeinladung?“

      Barnhöft holte sein Funktelefon hervor und rief den Inselarzt an. Danach wollte er gerade den Inselpolizisten Ole Damp anrufen, als dessen mächtiger Körper oben an der Kaikante erschien.

      „Schön, Damp, dass du es einrichten konntest. Hier СКАЧАТЬ