Название: Sammelband 6 Extra Western September 2018
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745205664
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Es klappte. Auch das Packtier des Captains kam gut hinüber und dasselbe geschah mit beiden Maultieren von Abe Winnigall. Aber dann kam ein Pferd. John Colfax hatte gemeint, dass sein Cowpony im Gebirge genau so trittsicher sein würde wie ein Maultier. Jetzt musste es den Beweis erbringen.
Mit dem Reitpferd klappte es. Da hatten wir alle ziemliche Bedenken gehabt. Doch der Fuchs lief diszipliniert und ruhig und tatsächlich sehr trittsicher auf die andere Seite. Dann holten sie das Maultier, das die Packlast trug. Und hier passierte es dann.
Ich sah nur wenig von dem Vorgang. Aber ich erkannte, dass sie das Maultier ebenso zur anderen Seite führten, wie sie das vorher mit den drei anderen Tieren gemacht hatten. John nahm sein Maultier am Kopf, und der Captain ging hinter dem Tier und hielt es am Schwanz.
Als sie so ziemlich in der Mitte waren, hörten wir alle, wie der Captain rief: „Vorsicht, Junge, da ist eine Wespe. John, sieh zu, dass du rüberkommst, sie fliegt dem Muli unter dem Bauch herum!“
Die Wespe war schneller. Vielleicht lag es auch daran, dass der Captain versucht hatte, sie zu verscheuchen. Hinterher weiß man tausend Ratschläge.
Jedenfalls keilte das Maultier plötzlich aus. Um ein Haar wäre der Captain getroffen worden. Er blieb natürlich stehen, wich zurück, das Maultier machte noch einen Sprung nach vorn, geriet dabei mit der Hinterhand nach links, verlor den Halt, und das war so, als hätte es eine schmale Brücke überquert und wäre mit den Hinterbeinen danebengetreten.
Vergeblich versuchte John sein Packtier noch zu halten. Aber am Ende hätte es ihn noch mitgerissen. Es stürzte, schrie dabei, rutschte dann auf der Hinterhand sitzend, überschlug sich. Aber alles ging noch relativ langsam. Man hatte das Gefühl, einfach hinterherspringen und das Tier festhalten zu können. Aber dabei wäre derjenige ebenfalls mitgerissen worden.
Plötzlich begann der ganze Schotter, auf dem das Maultier nach unten kollerte, wie Wasser zu fließen. Wie in einem Strom bewegte sich das Maultier schneller und schneller talwärts. Es überschlug sich, es drehte sich, und die schwere Packlast ließ es gar nicht mehr hochkommen. Dann aber war die Geschwindigkeit so schnell, dass ein Rauschen des abfließenden Schotters bis zu uns herauf ertönte.
Es gab da unten so etwas wie eine Schwelle, und danach schien der Fels fast senkrecht zum Tal hin abzufallen. Wie ein Wasserfall schoss der Schotter mit dem sich drehenden, herumwirbelnden Maultier über diese Schwelle hinweg.
Aus der Schlucht herauf ertönte ein brausender Ton, der immer stärker anschwoll, und dann aber, als sich das Geröll wieder festigte, mit einem Mal abbrach. Eine Staubwolke wehte bis zu uns herauf und wurde vom Südwind weggetrieben.
Alle Mühe war vergebens gewesen. Zwar standen jetzt drei Tiere auf der anderen Seite, aber der Pfad war wieder verschwunden. Mit viel Glück hatten der Captain und John sich retten können.
Jetzt stand John drüben und der Captain auf unserer Seite. Aber sie waren mittlerweile drei, und sie wurden vier, als sich Joshua an Webers Maultier vorbeizwängte und dann ebenfalls mithalf, noch einmal einen Pfad anzulegen.
Bis in die Dunkelheit hinein dauerte es, dann gelang es uns im Fackelschein, die Tiere auf die andere Seite zu bringen. Es klappte diesmal.
Wir hatten Lassos gespannt, die wie Führungsleinen den Weg für die Tiere markierten, dass sie ja nicht noch einmal daneben traten. Aber es gab nicht einmal mit den drei anderen Pferden Schwierigkeiten. Warum nur hatte das mit dem Packtier von John passieren müssen? Seine ganze Ausrüstung war damit verloren. Dank einer Wespe!
*
WIR ZOGEN NICHT MEHR sehr weit. Als wir eine Stelle hatten, wo wir halbwegs lagern konnten, schlugen wir das Lager auf. Uns waren acht Stunden Zeit verloren gegangen.
John verfluchte sein Pech. Die Tatsache, die ganze Ausrüstung verloren zu haben deprimierte ihn, obgleich wir ihn trösteten und ihm versprachen, dass wir ihm natürlich das Nötigste zur Verfügung stellen würden.
Es beschäftigte ihn aber so, dass er, als ich dann um 10 Uhr die Vormitternachtswache hatte, sich zu mir setzte, weil er nicht schlafen konnte.
„Es ist vielleicht am besten“, sagte er, „wenn ich umkehre, einfach zurückgehe. Was will ich ohne Ausrüstung da oben? Ich falle euch zur Last. Da ist ja auch Proviant verloren gegangen. Bis jetzt haben wir kein Wild gefunden, nichts. Wovon sollen wir denn leben?“
Das fragte ich mich auch. Unser mitgenommener Proviant würde nicht lange reichen, wenn es uns nicht gelang, Wild zu erlegen. Es sah aber wirklich nicht danach aus. Ich konnte es gar nicht begreifen, zumal wir noch bei Tage kreisende Greifvögel gesehen hatten. Und wo die waren, musste es auch Wild geben.
Der Captain beteuerte ja immer wieder, dass da oben Wild sein musste. Aber was für Wild? Dickhornschafe vielleicht.
John fing wieder an zu schimpfen und zu jammern. Schließlich wurde es mir zuviel.
„Nun hör doch auf!“, sagte ich. „Du hast ein Maultier verloren. Mein Gott, es gibt Schlimmeres. Es ist nicht schön. Aber besser ein Maultier als ein Mann.“
Er hob überrascht den Kopf. Ich konnte allerdings seine Mimik in der Dunkelheit nicht erkennen.
„Vielleicht hast du recht, Jed“, meinte er. „Aber ich habe das Gefühl, von uns fliegen auch noch ein paar auf die Nase.“
„Das haben wir uns von vornherein alle miteinander gesagt, dass die ganze Geschichte kein Honiglecken ist. Es geht um Gold! Dieser Bursche, den Abe und ich aufgelesen haben, hatte Gold.“
„Vielleicht hat er sich das nur zusammengeredet.“
„Unsinn! Abe weiß so gut wie ich, dass dieser Kerl das Gold gehabt hat. Er war nur allein, verstehst du. Er ist die ganze Zeit allein gewesen, als er zurücklief. Und dann kam er in die Stadt und hat in seiner Freude, wieder unter Menschen zu sein, allen möglichen von seinem Fund erzählt. Ich sagte doch, er war allein. Und wenn ein Mann allein ist und seinen Partner verloren hat, dann sehnt er sich nach Menschen. Und du weißt, was Weber immer sagt: Wessen Herz voll ist, dem läuft der Mund über.“
Er nickte. „Du hast recht. Es kann so gewesen sein. Aber hat er dir erzählt, wie es da oben ist?“
Ich schüttelte den Kopf. „Hat er nicht. Dazu war keine Zeit. Begreifst du nicht, er hatte einen Messerstich in die Lunge erhalten, als wir ihn fanden. Soviel Zeit ist nicht gewesen.“
„Na ja, ich weiß schon. Abe hat die Geschichte ja schon fünfzig mal erzählt.“
„Nun hör auf herumzujammern wegen des Mulis und der Packlast. Die Sachen sind unwiderruflich weg. Aber es ist ja nichts weiter passiert. Wir helfen dir ja.“
„Mein Gewehr war dabei. Ein wunderbares Gewehr. So etwas gibt es nicht noch einmal. Eine Extraanfertigung für mich. Die Büchse stammte aus der Zeit, als ich Marshal in El Paso gewesen bin.“
„Vergiss es! Du bist nicht mehr Marshal, und hier tut es auch ein Gewehr von uns. Ich wollte nur, es gäbe etwas zu schießen. Solange wir kein Wild finden, müssen wir unseren Proviant aufessen. Und das ist schlecht, verstehst du? Verdammt schlecht!“
„Vielleicht ist vieles andere СКАЧАТЬ