Sammelband 6 Extra Western September 2018. Alfred Bekker
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Название: Sammelband 6 Extra Western September 2018

Автор: Alfred Bekker

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Вестерны

Серия:

isbn: 9783745205664

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СКАЧАТЬ wilde, hysterische Gelächter ging in Weinen über. Er schüttelte den Kopf, schlug sich mit den Händen auf die Schenkel, schrie etwas, das keiner von uns verstand, und schließlich packte ich ihn am Haar, und schlug ihm rechts und links ins Gesicht.

      Aber der Schock, den ich damit hervorrufen wollte, trat nicht ein. Er schrie weiter, schlug um sich, und alles das endete in einem Gewimmer wie bei einem kleinen Kind.

      „Er hat den Verstand verloren“, meinte Jesse Richmond. „Was können wir da machen?“

      „Er wird sich beruhigen“, erwiderte ich. „Lass mich nur machen. Das ist irgendein Schock oder so etwas. Genau kenne ich mich da nicht aus.“ Ich blickte Weber an und dachte: Vielleicht weiß der Alte etwas. Er hat doch für alles Ratschläge.

      Tatsächlich kam er näher, beugte sich über John, griff ihm an die Stirn, und sofort wurde Colfax ruhiger. Er wimmerte nicht mehr. Er saß einfach da, in. sich zusammengesunken, so, wie wir ihn gefunden hatten.

      „Steh auf, mein Junge“, sagte Weber. „Es ist alles gut.“ Und zu mir gewandt fuhr er fort: „Wir müssen uns um ihn kümmern. Ich glaube, du hast recht, Callahan. Die ersten Tage braucht er noch, um über den Schock hinwegzukommen.“

      Ich hatte das Gefühl, dass wir uns hier selbst etwas in die Tasche logen. Mir war schon einmal ein Mann begegnet, der infolge eines Unfalls verrückt geworden war. Anfangs hatten wir auch geglaubt, das alles ginge vorüber. Aber es ging nicht vorbei, es wurde eher schlimmer. Und ich fürchtete insgeheim, dass wir dasselbe bei Johnny erleben würden.

      John Colfax war völlig willenlos. Er ließ sich aufrichten, und er wehrte sich auch nicht dagegen, als Weber ihn wegführte.

      Jesse trat vor Johnny und fragte: „Wo sind eure Tiere hin? Weißt du, wo eure Tiere sind?“

      Johnny sah Jesse aus glanzlosen Augen an. Es war, als sähe er ihn gar nicht. Und dann lallte er etwas, das keiner von uns verstand. Anschließend begann er wieder zu weinen.

      Väterlich legte Weber seinen Arm um Johnnys Schultern. Und Johnny war ja nun wirklich kein junger Bursche mehr. Trotzdem wirkte er jetzt wie ein Kind. Völlig hilflos.

      *

      WIR SUCHTEN EINE STELLE, wo der Boden weich genug war, um Gräber zu schaufeln. Aber hier gab es so etwas nicht. Ringsum nur Felsen und Schotter. Man hätte ein Loch in die Erde sprengen müssen. Schließlich rief Jesse, er hätte eine Felsspalte gefunden, wo wir die beiden hineinlegen und dann mit großen Steinen bedecken konnten. Aber dann, als dies geschehen war, überlegten wir, wie wir auf das Grab hinweisen konnten. Es gab nirgendwo Holz, das dick genug war, um ein richtiges Grabkreuz zu zimmern. Also einen Grabstein! Aber der Felsen hier war zum Teil hart, und wo er es nicht war, konnten wir ihn als Grabstein auch nicht verwenden, weil er in sich zerfiel. Schließlich hatte Joshua, wie so oft, eine blendende Idee.

      Dem sonst so fröhlichen Schwarzen war der Anblick der beiden Toten und des offenbar verrückt gewordenen John Colfax arg an die Nerven gegangen. Ich beobachtete, dass er oft zitterte. Andererseits mühte er sich, es nicht zu zeigen, half, wo er konnte und erwies sich, wie immer, als ein nützliches Mitglied unserer Gruppe. Und jetzt kam er plötzlich mit einer Steinplatte an, die er irgendwo gefunden hatte. Sie war so schwer, dass er sie kaum tragen konnte. Abe ging ihm entgegen, nahm ihm die Steinplatte ab und schleppte sie bis zu der Felsspalte, in der die beiden Toten lagen und durch Felsquader zugedeckt waren.

      „Wir stellen sie einfach davor“, erklärte Joshua. „Ich werde etwas darauf meißeln. Ihr müsst mir nur sagen, was ich schreiben soll.“

      Etwas argwöhnisch fragte Abe Winnigall:

      „Kannst du überhaupt schreiben, Joshua?“

      Joshua sah überrascht auf. „Natürlich kann ich das! Otto hat es mir beigebracht.“

      „Na dann“, meinte Abe leicht überrascht.

      Ich wusste, dass Abe sich sehr überwinden musste, um einen Schwarzen als gleichwertigen Menschen zu behandeln. Man konnte es Abe nicht vorwerfen. Er war so erzogen worden, und in Texas dachten die meisten Leute so. Sie denken heute noch so, dass ein Farbiger kein vollwertiger Mensch ist. Inzwischen war Abe zu einer anderen Überzeugung gekommen, aber er hatte Mühe, das abzuschütteln, was ihm jahrzehntelang eingetrichtert worden war.

      Weber sagte schließlich Joshua, was er auf den Grabstein schreiben sollte. Und dann begann Joshua zu meißeln. Er tat es mit zwei harten Steinen; der eine war scharfkantig, den benützte er als Meißel, und der andere war größer und plump, und mit dem schlug er auf den kleineren Stein.

      Eine Stunde lang hämmerte Joshua. Er hätte gewiss noch viel mehr getan, wenn Weber nicht schließlich gesagt hätte: „Wir müssen weiter! Wir müssen fort! Komm, Joshua, hör auf!“

      Joshua hatte nicht nur die Namen und das Datum des Todes eingemeißelt, er wollte auch noch am Rande des Steines Verzierungen anbringen. Aber das ließ Weber nicht mehr zu. So hatten die beiden nur einen einfachen Stein.

      Unsere ersten Toten!

      Wer von uns wusste zu diesem Zeitpunkt, dass es nicht die einzigen bleiben würden? Aber der Vorfall beeindruckte uns so sehr, dass wir eine lange Zeit überhaupt nicht miteinander sprachen. Und auch Johnny sagte nichts. Er schlurfte zwischen uns weiter bergauf. Er hatte kein Maultier zu führen und auch nichts zu tragen. Er ging einfach so zwischen den anderen her, den Kopf gesenkt, schlurfend wie ein alter Mann und vor sich hin lallend. Man verstand nicht, was er sagte. Aber offenbar marschierte er willig mit.

      *

      DER KARTE NACH, DIE Abe hatte, mussten wir irgendwann einen Gebirgsbach erreichen und in diesem Bach weiter bergauf marschieren. Ich fragte mich nur, ob dieser Bach sehr viel Wasser führte und ob es dann überhaupt möglich sein würde, in ihm voranzukommen.

      Eine Stunde später hatten wir diesen Bach erreicht. Die Karte erwies sich wieder einmal als vorzüglich.

      „Da vorn ist er ja!“, rief Jesse. „Und er hat wenig Wasser. Es ist ein breites Bachbett, aber verdammt viel Geröll. Wie sollen die Maultiere da treten?“

      „Ich wüsste lieber“, sagte Weber, „wo die Tiere von den dreien sind. Irgendwo müssten sie doch sein.“

      Als wir den Bach erreicht hatten, hielten wir erst einmal an. Dieser Bach kam von großer Höhe mit einem unheimlichen Tempo talwärts geschossen. Aber er füllte nur ein Drittel seines Bettes aus. An beiden Seiten lag kinderkopfgroßes Geröll, das in der Zeit der Schneeschmelze ganz sicher mit Wasser bedeckt war. Es würde schwierig für die Tiere sein, hier bergauf zu gehen.

      Weber hob die Hand zum Zeichen, dass er uns etwas sagen wollte. „Hört mal, Jungs. Wir können die Tiere von den dreien nicht einfach sich selbst überlassen. Ich bin dafür, dass wir sie suchen.“

      „Dann verlieren wir noch mehr Zeit“, meinte Jesse.

      Abe Winnigall nickte. „Er hat recht. Wer weiß, wo die Tiere stecken. Die sind in ihrer Panik sonstwohin gelaufen.“

      „Es sind Gewehre dabei, Munition, Vorräte. Wir können doch nicht darauf verzichten“, meinte СКАЧАТЬ