Название: Wertschätzende Organisationsentwicklung
Автор: David Schneider
Издательство: John Wiley & Sons Limited
Жанр: Экономика
isbn: 9783527832750
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Gemeinschaften und Organisationen laufen ebenfalls Gefahr, in ihrem Bestreben nach Kohärenz in ihrer Entwicklung zu erstarren. Auch für erfolgreiche Teams gilt: Je länger der Erfolg mit gleichen Mitteln andauert, desto mehr werden flexible zu festeren Strukturen. Stehen Gemeinschaften dazu noch unter Druck, dann wird eine Veränderung als äußere Bedrohung wahrgenommen.
Für die Zukunft einer Organisation in Veränderung braucht es aber das komplette Gegenteil: möglichst viele Ideen vieler Köpfe und die Entfaltung der Potenziale der Mitarbeitenden in der Gemeinschaft. Dazu sind Strukturen immer wieder zu hinterfragen und die Freiräume für die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden zu erweitern.
Freiwilligkeit statt Druck. Anstrengungen gegen Belohnung oder wegen Vermeidung von Strafe formen immer noch unsere Verhaltensmuster. Sie führen zur Unterdrückung der intrinsischen Motivation − oder anders ausgedrückt − unserer ureigenen Freude an dem, was wir tun. Je mehr unter Druck gesetzt wird, desto weniger wird auf Dauer herauskommen. Freiwilligkeit, Neugierde, Lernwille und Befähigung sind die Schlüssel für eine Potenzialentfaltungsgemeinschaft.
Weiterentwicklung. Der Fokus sollte nicht primär auf das Ernten von Erfolgen ausgerichtet sein, sondern darauf, Gelingensbedingungen für Erfolge zu erhalten, zu pflegen und zu schützen. Dies geschieht durch Maßnahmen, die eine Weiterentwicklung der einzelnen Mitarbeitenden und des Teams, sowie das Öffnen für neue Denkweisen gewährleisten. Je länger bislang erfolgreiche Szenarien genutzt werden, desto wahrscheinlicher wird das Scheitern damit.
Handeln
Kontakt aufnehmen. Wir können durch entscheidende positive Erfahrungen, durch Wiederentdeckung der eigenen Gestaltungskraft und frische Verbundenheitsgefühle mit anderen Menschen neu starten. Wir sollten mit dem persönlichen Gespräch beginnen; erspüren, wie das Gegenüber tickt, was sein Anliegen ist, warum es hier ist und was es erreichen will. Wir sollten auch Platz zur Selbstreflexion bieten, wodurch eigenes Hinterfragen angeregt wird und sich neue Zugänge zeigen.
Gemeinsame Werte. Lernen wir einander kennen, mit unseren Wünschen und persönlichen Zielen, gehen wir auf die Suche nach Verbindungen und Überschneidungen. Aus diesem Geflecht der Wertvorstellungen können wir anstelle eines Ziels ein gemeinsames größeres Anliegen zur Identifikation schaffen. Gemeinsame Motive sind der beste Klebstoff. Kleine Schritte reichen für den Anfang aus. Sind eine gewisse Verbundenheit und Vertrauen in der Organisationskultur entstanden, kann ein wirksames gemeinsames Anliegen gefunden werden.
Grenzerfahrung. Potenzialentfaltung setzt ein, wenn wir uns in einer Gemeinschaft zugehörig, geborgen, verbunden und sicher fühlen. Dazu müssen wir Erfahrungen durch Erlebnisse machen, die an individuelle Grenzen führen, deren Überwindung aber gemeinsam im Team erfolgt. Das Meistern kollektiver Grenzerfahrungen schweißt zusammen. Unternehmensinterne Team-Wettbewerbe sind eine Möglichkeit, ebenso jedwede Art von Spielen oder sportlicher Ertüchtigung, solange diese in gemeinschaftlicher Teamarbeit erfolgen können. Einzige Bedingungen sind die gemeinsame Zielerreichung und das gegenseitige Unterstützen der Teilnehmer (Hüther, 2018). Ein moderierender Begleiter kann helfen, dieses Gleichgewicht zu wahren und nötige Unterstützungsleistungen anzuregen.
Interdisziplinarität fördern. Komplexität in der Aufgabe und Diversität in der Teamgestaltung (d.h. unterschiedliche Disziplinen und Persönlichkeiten) lassen sich als Chance für Innovationskraft nutzen. Statt alte Vorstellungen noch konsequenter und noch effektiver umzusetzen, sollten wir Begegnungen mit Menschen bevorzugen, die von uns abweichende Vorstellungen haben, um das eigene Selbst- und Weltbild zu relativieren. Geben Sie den Mitarbeitenden die Möglichkeit, in den interdisziplinären Austausch zu gehen.
Talente-Kompass. Mit dem Talente-Kompass kann ein Bewusstsein für eigene Potenziale geschaffen werden. In biografischer Arbeit notieren wir zu Wissen, Eigenschaften, Fähigkeiten/Tun die persönlichen Kompetenzen als „Kraftfelder“ (Was kann ich?); dann analog die eigenen Interessen, Werte, das gewünschte berufliche Umfeld als „Magnetfelder“ (Was zieht mich an?). Alle Notizen zu Kraft- und Magnetfeldern hinterfragen wir intensiv und priorisieren diese je Einzelfeld. Zur Visualisierung hilft ein Kreis unterteilt in sechs Scheiben − links Wissen, Eigenschafen, Tun, rechts Interessen, Werte, berufliches Umfeld. Wir übertragen in jedes Feld die drei höchst priorisierten Notizen − fertig ist der Kompass. Für jede mögliche Kombination der Unterpunkte „Interessen“ vs. „Tun“ können wir Ideen für eine Handlung bzw. neue berufliche Ambition entwickeln, diese anschließend vs. der Wirklichkeit auf realistische Ansätze für die eigene Weiterentwicklung prüfen. Eine Idee daraus ist auszuwählen, für die wir das Zukunftsbild imaginieren, sowie Hürden und Bewältigungsstrategien in einen Plan mit den nächsten Schritten als unsere Agenda zusammenfassen. Wir wissen damit viel genauer, wer wir sind und wohin wir uns entwickeln können. Aufgrund der neuen Optionen gehen wir direkter auf Menschen zu und knüpfen neue Netzwerke.
Reflexion
Was bedeutet positive Kraft bezogen auf Potenzialentfaltung?
Menschen, die ihre Würde durch Wahrnehmung ihrer Selbstwirksamkeit als Subjekt wiedergefunden haben, wissen was sie wollen und können andere mit positiver Kraft „anstecken“. Durch offene Wissensweitergabe und -aufnahme, wechselseitiges Ermutigen und Inspirieren erwachsen unsere Potenziale in der Gruppe deutlich über die Kraft des Einzelnen hinaus.
Was bedeutet Komplexitätsbewusstsein bezogen auf Potenzialentfaltung?
Erst durch Akzeptanz und Neugier gegenüber der Komplexität der Erfahrungen, Werte und Perspektiven in der Gemeinschaft besteht die Chance, individuelle und kollektive Potenziale zu entwickeln und weiter zu beflügeln. Je bunter sich Teams zusammensetzen und je vielfältiger in Teams gedacht wird, desto resilienter werden Organisationen.
Was bedeutet experimentelle Erkundung bezogen auf Potenzialentfaltung?
Spielen, Ausprobieren und Handeln ermöglichen es uns, unsere Fähigkeiten zu entdecken und kennenzulernen. Dadurch stärken wir unser Selbstverständnis und Selbstwertgefühl. Das Konzept der Potenzialentfaltung hilft, die passende Kultur für solch ein experimentelles und bereicherndes Vorgehen zu gestalten.
Reflexionsfragen
Wie denke und handle ich? Ist eine Aktualisierung notwendig?
Wie kann ich ein tieferes Verständnis für das Verhalten von Mitmenschen erlangen?
Was sind meine Stärken und Fähigkeiten? Was sind die von anderen? Wie wirken sie sich auf die Gemeinschaft aus?
Wie können Stärken von Individuen und Teams offen kommuniziert werden?
Wie können wir für Vertrauen in die Kraft des Einzelnen sorgen?
Wie können wir Spannungen in Kooperationsgemeinschaften lösen?
Wie werde ich ein Anliegen СКАЧАТЬ