Unsere Heilige Ehre. Джек Марс
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СКАЧАТЬ wiederholte Lief.

      Ein Bild tauchte vor Susans innerem Auge auf – ein Geist der noch allzu nahen Vergangenheit. Marybeth Horning, die Person, die als letzte diesen Eid abgelegt hatte. Im Senat war sie Susans Mentorin gewesen, und selbst danach als Vizepräsidentin hatte sie zu ihr aufgesehen. Klein, dünn und mit ihrer großen Brille hatte sie gewirkt wie eine Kirchenmaus, doch sie hatte brüllen können wie eine Löwin.

      Und dann war sie erschossen worden, umgebracht wegen … was? Wegen ihrer liberalen Einstellung, könnte man sagen, aber das war nicht die ganze Wahrheit. Die Menschen, die sie hatten umbringen lassen, hatten sich nicht für politische Differenzen interessiert – alles, um das sie sich geschert hatten, war Macht.

      Susan hoffte, dass das Land diese schreckliche Zeit jetzt hinter sich gelassen hatte. Sie sah Stephen auf dem Fernsehbildschirm dabei zu, wie er seine Familie und andere Gratulanten in die Arme schloss.

      Vertraute sie diesem Mann? Sie wusste es nicht.

      Würde er versuchen, sie umbringen zu lassen?

      Nein. Vermutete sie. Er war zu rechtschaffen für so etwas. Während ihrer Zeit im Senat hatte sie nie gedacht, dass er versteckte Spielchen spielte. Das war zumindest etwas, dachte sie – einen Vizepräsidenten an ihrer Seite zu haben, der sie nicht umbringen wollte.

      Sie stellte sich vor, wie sie von Reportern der New York Times oder der Washington Post interviewt wurde: „Was schätzen Sie besonders an Stephen Lief als Ihren neuen Vizepräsidenten?“

      „Nun ja, er wird mich nicht umbringen. Ich schätze, das ist ein ziemlich guter Anfang.“

      Kat Lopez war auf einmal neben ihr.

      „Ähm, Susan? Sie sollten vermutlich das Wort ergreifen und Vizepräsident Lief gratulieren.“

      Susan wachte aus ihren Tagträumereien auf. „Natürlich. Gute Idee. Er kann den Zuspruch wahrscheinlich gebrauchen.“

      KAPITEL DREI

      23:16 Uhr israelischer Zeit (16:16 Uhr Eastern Standard Time)

      Die Blaue Linie, die israelisch-libanesische Grenze

      „So gehorche nicht den Ungläubigen“, flüsterte der siebzehnjährige Junge.

      Er atmete tief ein.

      „Eifere mit dem Koran in großem Eifer gegen sie. Bekämpfe sie; so wird Allah sie durch deine Hand bestrafen und demütigen und dir gegen sie helfen.“

      Der Junge war so kampferfahren, wie man nur sein konnte. Mit fünfzehn Jahren hatte er seine Heimat und seine Familie verlassen, um der Armee Gottes beizutreten. Er war nach Syrien gereist und hatte zwei Jahre damit verbracht, in den Straßen, Angesicht zu Angesicht gegen die Apostaten von Daesh zu kämpfen, die die Leute aus dem Westen als den Islamischen Staat bezeichneten.

      Die Anhänger von Daesh hatten keine Angst vor dem Tod – im Gegenteil, sie hießen ihn sogar willkommen. Viele von ihnen waren Tschetschenen oder Iraker und nur schwer zu töten. Die Anfangszeit war ein besonders schlimmer Alptraum gewesen, aber der Junge hatte überlebt. In diesen zwei Jahren hatte er zahlreiche Schlachten überstanden und noch mehr Menschen getötet. Und er hatte einiges über den Krieg gelernt.

      Jetzt stand er in der Dunkelheit auf einem Hügel im Norden Israels. Er hatte einen Raketenwerfer zur Panzerabwehr auf seiner rechten Schulter. Noch vor wenigen Jahren wäre dieses schwere Geschütz unerträglich gewesen und seine Knochen hätten angefangen zu schmerzen. Aber jetzt war er stärker. Das Gewicht machte ihm nicht mehr viel aus.

      Er war von spärlichem Baumbewuchs umgeben. In seiner Nähe war ein Trupp Soldaten, die die Straße unterhalb beobachteten.

      „Lasst also für Allahs Sache diejenigen kämpfen, die das irdische Leben um den Preis des jenseitigen Lebens verkaufen“, sagte er leise, fast unhörbar. „Und wer für Allahs Sache kämpft, alsdann getötet wird oder siegt, dem werden Wir einen gewaltigen Lohn geben.“

      „Abu!“, flüsterte jemand nachdringlich.

      „Ja.“ Seine Stimme war gelassen.

      „Sei ruhig!“

      Abu atmete tief ein und stieß den Atem langsam und kontrolliert aus.

      Er war ein Experte im Umgang mit dem Raketenwerfer. Er hatte so viele Male aus ihnen gefeuert, dass seine Genauigkeit inzwischen sehr wertvoll war. Das war eine Sache, die er über den Krieg gelernt hatte. Je länger man am Leben blieb, je mehr Fähigkeiten man sich erarbeitete, desto besser wurde man. Je besser man wurde, desto wertvoller war man und desto wahrscheinlicher war es, dass man einen weiteren Tag überlebte. Er hatte viele gekannt, die es nicht lange geschafft hatten – eine Woche, zehn Tage. Einmal hatte er sogar jemanden kennengelernt, der gleich am ersten Tag getötet worden war. Wenn man aber einmal den ersten Monat hinter sich hatte, dann –

      „Abu!“, zischte die Stimme erneut.

      Er nickte. „Ja.“

      „Bist du bereit? Sie kommen.“

      „Okay.“

      Er führte die Handgriffe routiniert durch, ganz entspannt, fast, als würde er nur üben. Er hievte den Raketenwerfer hoch und faltete den Ständer aus. Er legte seine linke Hand auf das Rohr und richtete das Visier aus, nur ganz leicht, bis das Ziel in seinem Blickfeld war. Zu schnell zu fest zuzupacken war keine gute Idee. Der Zeigefinger seiner rechten Hand umspielte den Abzug. Er näherte sich mit dem Kopf an das Visier an, blickte aber noch nicht hindurch. Er bevorzugte es, bis zum letzten Moment ein freies Blickfeld zu haben, sodass er die gesamte Situation überblicken konnte. Seine Knie waren leicht gebeugt.

      Jetzt konnte er die Scheinwerfer des Konvois sehen, die hinter dem Hügel zu seiner Rechten auftauchten. Sie arbeiteten sich langsam die Straße hinauf. Die Lichter schienen gen Himmel und warfen wirre Schatten. Ein paar Sekunden später konnte er das Rumpeln der Motoren hören.

      Er atmete erneut tief ein.

      „Ruhig …“, sagte eine strenge Stimme. „Ganz ruhig.“

      „Allmächtiger Allah“, sagte Abu und sprach jetzt schneller und lauter als zuvor. „Führe meine Hände und meine Augen. Bring Tod über deine Feinde, in deinem Namen und im Namen deines Propheten Mohammed und aller großen Propheten.“

      Der erste Jeep kam um die Kurve. Seine runden Scheinwerfer waren jetzt deutlich zu sehen, wie sie durch den nächtlichen Nebel schnitten.

      Der junge Abu spürte das Gewicht des schweren Raketenwerfers jetzt stärker. Er blickte mit dem rechten Auge durch das Visier. Die Fahrzeuge wurden schlagartig größer und erschienen so nah, als könnte er sie anfassen. Sein Finger schloss sich um den Abzug. Er hielt den Atem an. Er war nicht länger nur ein Junge mit einem Raketenwerfer – er und die Waffe verschmolzen zu einem Wesen, zu einer Todesmaschine.

      Um ihn herum bewegten sich die Männer wie Schlangen und krochen auf die Straße zu.

      „Ruhig“, sagte die Stimme erneut. „Das zweite Fahrzeug, hörst du?“

      „Ja.“

      In seinem Visier war der zweite Jeep jetzt genau in der Mitte. Er konnte die Silhouetten seiner Insassen sehen.

      „Einfach“, flüsterte er. „So СКАЧАТЬ