Nichts Als Töten. Блейк Пирс
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СКАЧАТЬ „Geht es dir gut?”

      Sie schüttelte jedoch zitternd den Kopf und streckte ihm ihr Kinn entgegen. Ihre Augen fokussierten ihn weiterhin. Sie starrte ihn verzweifelt und mit flehendem Blick an. Und schließlich sprach sie.

      Wenn Erfrierungen einen Ton hätten, würden sie in der Stimme dieses Mädchens widerhallen.  „Bitte”, krächzte sie verzweifelt. Ihr Deutsch war brüchig und sie hatte einen amerikanischen Akzent. Er zuckte zusammen und versuchte das Gehörte zu verarbeiten. „Bitte, lassen Sie nicht zu, dass sie mich zurückholen. Bitte lassen Sie es nicht zu.”

      Herman stand jetzt nah bei ihr. Er streckte eine Hand aus und hielt sie über ihre Schulter. Er war sich nicht sicher, ob er sie berühren sollte. Er wollte sie trösten, sie wissen lassen, dass es alles Ordnung sein würde. Aber gleichzeitig wollte er sie nicht erschrecken. Also senkte er die Hand und versuchte mit seinen Augen Wärme und Sanftmut zu vermitteln. Er konnte fühlen, wie seine Nase immer noch blutete, ignorierte es aber.

      „Woher kommst du mein Kind?”

      Das Mädchen zog am Saum ihres Hemdes, als merke es plötzlich, dass es halbnackt mitten auf der Autobahn stand. Sie sah sich um und starrte zu den Bäumen.

      „Es gibt mehr”, sagte sie verzweifelt. „Er hält uns gefangen, versteckt, niemand kann uns finden. Ich bin knapp entkommen. Bitte. Ich bin dort gewesen – I weiß nicht mehr wie lange. Bitte, er wird sie alle töten!”

      Das zitternde, schreckliche Gefühl, das Hermans Wirbelsäule hinaufkroch, nahm zu. Er starrte sie an und schluckte. „Wer?”, fragte er.

      Sie starrte zurück und sagte: „Bitte, lassen Sie nicht zu, dass er mich zurückholt.”

      Herman gebot ihr zu schweigen, seine Hand tastete in seiner Tasche entlang, bis er bemerkte dann, dass sein Telefon immer noch im Truck lag.

      Er deutete auf sie und sagte schnell: „Komm, beeil dich. Ich muss dich in ein Krankenhaus bringen. Bitte, dort wirst du sicher sein. Lass uns erstmal von dieser Straße verschwinden.”

      Es brauchte etwas Überzeugungskraft und Geduld, um sie, mit seiner Hand gestikulierend, zum Bewegen zu bringen, aber schließlich folgte sie ihm. Sie stolperte hinter ihm her und hinterließ blutige Fußspuren, die von der Mitte der Autobahn weg zu seinem Lastwagen führten. Die gesprenkelten Blutstropfen verteilten sich über dem feuchten Boden. Das blaue Licht, das hinter ihnen die ganze Zeit noch geflackert hatte, ging plötzlich aus.

      Jeder Schritt brachte die beiden weiter in die Dunkelheit, aber auch dem Truck, näher.

      „Komm, beeil dich”, sagte Herman.

      Er half ihr sanft in den Truck und tat sein Bestes, sie nicht zu berühren. Jedes Mal, wenn er es tat, schien sie zusammenzucken.

      Dann lief er schnell um den Lastwagen herum, stieg ein und fuhr so schnell wie möglich los. Er würde am Morgen zu einem Automechaniker fahren und ihn einen Blick auf das Fahrzeug werfen lassen. Vorerst wollte er von dieser verfluchten Autobahn weg, weg von den flackernden Lichtern und weg von diesem beängstigenden Wald.

      „Wohin bringst du mich?”, fragte sie leise, während ihre Augen sich schnell bewegten, um sich orientieren zu können.

      „Krankenhaus”, sagte er. „Die Polizei wird uns dort treffen. Alles wird gut. Ich verspreche es dir. Wer auch immer dich verletzt hat ist nicht mehr hier. Du bist jetzt in Sicherheit.”

      Das Mädchen schluchzte zitternd, ihre Brust hob sich, ihre Augen waren auf die Straße gerichtet und schlossen sich dann, ihre Augenlider flatterten. Während die Erschöpfung seinen Tribut einforderte und sie den Sitz neben ihm langsam mit ihrem Blut färbte, murmelte sie: „Die anderen sind nicht in Sicherheit. Er wird ihnen wehtun. Er wird sie für meine Flucht bitter bestrafen.”

      KAPITEL ZWEI

      Adele hatte keinen Aufzug in ihrer neuen Wohnung. Sie hatte glücklicherweise kein Problem damit, Treppen zu laufen. Ihre Hand fuhr über das lackierte Holzgeländer. Ihre Gedanken reisten in die Vergangenheit und durchsuchten ihre Erinnerungen. Sie erinnerte sich daran, wie sie diese Marmorstufen heruntergesprungen war. Sie erinnerte sich, wie sie innehielt und zur Tür gegenüber der Briefkästen blickte. Wohnung 1A. Die abblätternden silbernen Buchstaben waren ersetzt worden. Tatsächlich war die gesamte Wohnung renoviert worden. Sogar die Lichter an der Decke flackerten nicht mehr, sondern versorgten den Flur und das Treppenhaus mit ausreichend Licht. Adele machte den letzten Schritt, blieb am Fuß der Treppe stehen und sammelte sich.

      Zurück in Frankreich. Sie hatte das nie kommen sehen.

      Sie fuhr sich mit der Hand durch die schulterlangen blonden Haare und lächelte. Das letzte Treffen mit ihrem Vater war weniger als einen Monat her. Der Fall im Skigebiet war seltsam zu Ende gegangen. Adele hatte ihren Vater zu Weihnachten besuchen wollen, nachdem sie nach Europa gezogen war, aber die kleine Wohnung in Frankreich war so weit von seiner Heimat in Deutschland entfernt, dass der Schneesturm vor zwei Wochen den Besuch verhindert hatte. Also hatte sie die Woche mit Robert verbracht und Weihnachten mit ihm in seiner Villa gefeiert.

      Sie streckte die Hand aus und berührte vorsichtig die tropfenförmigen Diamantohrringe, die er ihr gekauft hatte. Adele trug normalerweise keinen Schmuck, aber die Sachen, die Robert ihr schenkte waren einfach so besonders, dass sie nicht anders konnte. Sie runzelte die Stirn, senkte die Hand und starrte zur Wohnungstür. Robert sah nicht wirklich gesund aus. Wann immer sie ihn darauf ansprach, wich er der Frage aus. Er brach oft in Hustenanfälle aus und verließ dann manchmal sogar den Raum.

      Sie schüttelte den Kopf und wünschte, sie hätte das Thema mit mehr Nachdruck angesprochen, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Aber die Weihnachtsfeierlichkeiten schienen nicht der richtige Anlass zu sein.

      Und jetzt war sie nicht nur wieder in Frankreich, sondern auch wieder in der Wohnung, in der sie früher mit ihrer Mutter gelebt hatte. Das Schicksal hatte seine Fäden mal wieder gezogen – die Wohnung war, nur eine Woche nachdem Adele ihre Unterkunftssuche begann, im Preis gesenkt worden. Vielleicht war es nicht nur das Schicksal … vielleicht eher Unvermeidlichkeit…

      Adele fischte ein kleines, abgenutztes, braunes Ledernotizbuch aus ihrer Tasche und blätterte durch die Seiten. Ihre Stimmung verdunkelte sich. Sie lehnte sich gegen das Geländer und blickte beim Durchblättern des Notizbuchs auf 1A.

      Jeder Hinweis, jede mögliche Spur, einige, von denen höchstwahrscheinlich nicht mal die Polizei wusste. Ihr Vater jagte Elises Killer schon seit Jahren. Und jetzt hatte er ihr das Notizbuch überlassen, damit sie die Jagd fortsetze.

      Adele hatte in den letzten drei Wochen zwischen Umzügen und Weihnachtsfeiern das Notizbuch durchkämmt. Nach drei Wochen hatte sie die Notizen ihres Vaters katalogisiert und auswendig gelernt. Sie hatte mehrere Dateien auf ihrem Computer, mit denen sie die Notizen sortierte. Irgendwann musste sie etwas finden.

      Rückkehr in die Wohnung? Nicht genau die Gleiche – aber das gleiche Gebäude, in dem sie damals mit ihrer Mutter gelebt hatte. Sie spürte keine Nostalgie – es hatte einen Zweck. Adele war kein sehr nostalgischer Mensch.

      Sie war ein Bluthund, der nach einem bestimmten Geruch suchte. Seite Siebenunddreißig.

      Sie blätterte das gesamte Notizbuch noch einmal durch und las alle Zeilen, die ihr jetzt in den Sinn kamen.

      „Jemand vertauscht Notizblätter … handgeschrieben. Lustig?”

      Adele schüttelte den Kopf. Sie hatte ihren Vater schon öfter danach gefragt, aber er wusste auch nicht mehr was diese kryptische Nachricht СКАЧАТЬ