Название: Nichts Als Töten
Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Современные детективы
Серия: Ein Adele Sharp Mystery
isbn: 9781094343532
isbn:
LAUF (Band #2)
VERBORGEN (Band #3)
GRÜNDE DER ANGST (Band #4)
RETTE MICH (Band #5)
ANGST (Band #6)
EINE SPUR VON TOD (Band #1)
EINE SPUR VON MORD (Band #2)
EINE SPUR VON SCHWÄCHE (Band #3)
EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4)
EINE SPUR VON HOFFNUNG (Band #5)
KAPITEL EINS
Die Dunkelheit kündigte sich im schüchternen Sternenlicht an. Seit dem Schneesturm vor zwei Wochen war die Autobahn, die durch den südlichen Schwarzwald in Baden-Württemberg (Deutschland) verlief, tückischer geworden. Innerhalb von Hermans Blickfeld waren drei von sieben Sicherheitslichtern, an der Landstraße 317, aus. Herman, im Führerhaus seines LKW‘s sitzend, zählte sie erneut. Ein verblassendes Flackern von Blau und Gelb ging von einem aus. Na gut, zwei von sieben. Trotzdem hätten Wartungsteams diesen Defekt längst beheben sollen. Er wurde vom flackernden Lichtschein gestreift, während er sich auf die dunkleren Abschnitten der Straße zubewegte.
Herman packte sein Lenkrad und murmelte einen leisen Fluch vor sich hin, während er sein großes Fahrzeug über den feuchten Asphalt lenkte. Der Schnee war größtenteils getaut, aber die Kälte hatte die Straßenbeleuchtung beschädigt. Teile der Straße schienen fast komplett verlassen zu sein. Herman hatte Freunde – andere Fahrer -, die diesen Abschnitt der Autobahn mieden, aber er durfte keine Zeit vergeuden. Nein, nicht jetzt. Er fuhr weiter entlang der einsamen, schlecht beleuchteten Straße, ein Strudel von Braun und Grün zog an seinem Fenster vorbei, während er den Waldesrand vor sich erblickte und testete wie wetterfest sein Fahrzeug war. Er hatte Rotmeer bereits passiert und konnte den Feldberg in der Ferne sehen.
Er durfte nicht zu spät kommen. Nicht heute Nacht. Er musste rechtzeitig zurückfahren, um vor der morgigen Sorgerechtsverhandlung etwas Schlaf zu bekommen.
Herman runzelte die Stirn bei dem Gedanken an das, was der Morgen ankündigte und blickte für einen kurzen Moment auf das Bild des jungen Mädchens mit den haselnussbraunen Augen, das auf sein Armaturenbrett geklebt war. Seine Frustration schwand, als er seine, auf dem Foto verewigte, Tochter ansah.
Nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit… Er sah wieder auf. Und schrie.
Jemand stand mitten auf der Straße.
Herman wurde kalt, er trat auf die Bremse und zerrte am Lenkrad, um der Person auszuweichen.
Die Bremsen heulten laut auf und die Räder protestierten gegen die plötzliche Bewegungsänderung. Herman konnte fühlen, wie die das Führerhaus zu kippen drohte. Sein Herz war bereits seiner Brust entkommen und schien sich irgendwo in der Nähe seiner Kehle zu befinden. Sein Schrei ging im Geräusch der quietschenden Bremsen unter. Der Lastwagen kam von der Straße ab und prallte gegen einen der Straßenlaternen. Der Mast fiel in sich zusammen und Glassplitter verteilten sich mit einem hartnäckigen Klirren über Hermans Windschutzscheibe.
Drei von sieben Lichtern. Herman saß zitternd da und Blut tropfte ihm aus die Nase. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass der Airbag ausgelöst worden war. Seine Hände umklammerten noch immer das Lenkrad. Für einen Moment fühlte es sich fast so an als könnte er es nie wieder loslassen. Er starrte auf seine Fingerknöchel. Sein Blick war verschwommen, er konnte das Adrenalin durch seine Adern pulsieren fühlen. Seine Hände waren weiß. Ein roter Tropfen fiel auf seinen Handrücken. Er streckte die Hand aus und fühlte, wie warme Flüssigkeit aus seiner Nase sickerte.
Er schüttelte den Kopf und blinzelte ein paar Mal. Hatte er die Person überfahren?
Er schaute noch einmal durch die Windschutzscheibe und war erstaunt, wie einsam und verlassen dieser Teil des Waldes war. Niemand war zu sehen. Er blickte die Straße hinauf und wieder hinab und bemerkte, dass nirgendwo ein geparktes Auto zu sehen war. Die Angst kroch ihm langsam den Rücken hinunter.
Herman wollte sich im Fahrzeug einschließen und die Polizei rufen. Aber die Sorge ließ ihn noch einmal auf das Bild auf seinem Armaturenbrett hinunterblicken. Die Person auf der Straße hatte wie ein junges Mädchen ausgesehen. Mutig raffte er sich auf. Er schnallte sich ab, schob den Airbag weg und öffnete die Tür.
Normalerweise wäre er, obwohl er mittleren Alters war, agil genug, um mit einem Sprung aus dem Führerhaus zu kommen. Jetzt jedoch benutzte er mit zitternden Schritten die Metallstufe, die zum Boden führte und stieg aus.
Die Kälte legte sich wie eine Decke auf ihn. Die kühlen Winde schienen zugenommen zu haben. Die Straßenlaterne, gegen die er gefahren war, war nun aus. Die auf der anderen Straßenseite, ein paar hundert Meter zurück, blinkte eine von ihnen immer noch blau vor sich hin.
In diesem diesigen Licht entdeckte er die Person wieder. Eine Frau. Ein Mädchen. Vielleicht etwas dazwischen. Jung, sicher nicht älter als zwanzig. Sie stand mitten auf der Straße und hatte sich, seitdem er sie zum ersten Mal entdeckt hatte, keinen Zentimeter bewegt. Sie stand. Stehen war gut. Es bedeutete, dass sie noch lebte.
„Hallo? Fräulein!”, rief er ihr zu. „Geht es Ihnen gut?” Er hob die Hand und winkte ihr zu.
Sie drehte sich nicht um. Sie starrte weiter, die Augen nach vorne gerichtet, die Straße hinunter.
Herman warf einen Blick in die eine und dann in die andere Richtung. Seine Augen folgten der Straße, die sich durch die Wälder schlängelte und sich durch eine stetige Steigung charakterisierte. Dunkle Äste mit Laub lagen am Straßenrand. Die Äste waren gestutzt worden, um sie von Telefonleitungen und der Autobahn abzuhalten.
Woher war das Mädchen gekommen? Es war kein anderes Fahrzeug in Sicht.
Herman zuckte zusammen und spürte einen blauen Fleck an seinen Rippen, an der Stelle, an der ihn der Airbag ihn getroffen hatte. Aus seiner Nase tropfte immer noch Blut und er konnte fühlen, wie es sich in der Kuhle über seiner Oberlippe sammelte. Er bemerkte den leichten Geschmack von bitterem Salz, als das Blut über seinen Mundwinkel sickerte. Er streckte die Hand aus, wischte es weg und ging immer noch vorsichtig auf das Mädchen mitten auf der Straße zu.
Sein Lastwagen war immer noch um die Straßenlaterne gewickelt. Der Mast selbst hatte sich weitaus schlechter geschlagen als der Lastwagen. Er würde immer noch fahren können. Der Trucker ging weiter, eine Hand in einer beruhigenden Geste ausgestreckt. Das Mädchen sah immer noch nicht in seine Richtung.
Dann sah er das Blut.
Purpurrote Bäche tropften über ihre Arme bis zu ihren Fingerspitzen und fielen auf den Boden. Ihre Füße waren verletzt, mit Striemen und Schnitten bedeckt. Sie trug keine Schuhe und so wie es aussah war sie durch den Wald gelaufen. Ihr dünnes, graues T-Shirt war leicht zerrissen. Sie hatte Schnitte an ihrem Arm und trug nur Unterwäsche.
Herman spürte einen weiteren Schauer seinen Rücken hinab laufen, starrte das Mädchen an und sah ihr in die Augen. Endlich schien sie ihn zu bemerken; sie sah ihn an und fing an zu schreien.
Ihre Schreie hallte in den Hügeln und Wäldern wider, fegte über die Bäume und breitete sich wie eine Eisschicht über die Autobahn aus. Mit dem Schrei überkam Hermann ein kaltes, schreckliches Gefühl. Er schüttelte den Kopf und weigerte sich, auf sein Bauchgefühl zu hören. Sein Instinkt sagte ihm, es wäre am besten zu fliehen. Zurück zu seinem Lastwagen zu laufen, sich hinter СКАЧАТЬ