Friedrich Engels. Jürgen Herres
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Название: Friedrich Engels

Автор: Jürgen Herres

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Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783534272990

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СКАЧАТЬ theoretischer Hinsicht steht diese Prinzipienerklärung der vereinigten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs klar auf dem Boden des Marx’schen Sozialismus. In den Forderungen wird nach jener der Beseitigung aller Vorrechte der Nationen, der Geburt und des Besitzes, und der Freiheit der Organisation und Agitation bereits an dritter Stelle das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht ohne Unterschied des Geschlechts für alle Vertretungskörper genannt, „als eines der wichtigsten Mittel der Agitation und Organisation.“ Adlers Kompromissbereitschaft gegenüber der Radicalen fand darin ihren Ausdruck, dass das allgemeine Wahlrecht angestrebt wird, „ohne sich über den Wert des Parlamentarismus, einer Form der modernen Klassenherrschaft, irgendwie zu täuschen.“20 Auch Kautsky akzeptierte dieses Zugeständnis, welches der Erklärung eine nahezu einhellige Zustimmung aller Delegierten sicherte.

      Die Neugründung der österreichischen Sozialdemokratie erfolgte nahezu zeitgleich mit jener der sozialistischen Internationale. Die „Zweite Internationale“ konstituierte sich auf ihrem Gründungskongress in Paris im Juli 1889 als internationale Vereinigung der nun in den meisten europäischen Ländern bestehenden nationalen Parteiorganisationen. Als Delegierter der österreichischen Partei nahm Adler am Kongress teil und konnte dort über die namhaften Fortschritte der Bewegung in seinem Land berichten, unter begeisterten Beifallsrufen der Teilnehmer. Bei diesem Kongress traf Adler zum zweiten Mal mit Engels zusammen, und dieser Begegnung entsprang „die innige Freundschaft, die sie bis zu Engels’ Lebensende verknüpfte.“21

       FRIEDRICH ENGELS’ FREUNDSCHAFT MIT VICTOR ADLER

      Ab dem Jahr 1889 begann ein kontinuierlicher Briefwechsel bis zum Tod von Engels am 5. August 1895.22 Adler entschuldigte sich manchmal für verspätete Antworten wegen seiner großen Arbeitsbelastung mit Parteiarbeit und Parteizeitung. Zeit zu längeren Briefen fand Adler mehrmals während der Verbüßung von Haftstrafen, die ihm die polizeilichen Drangsalierungsmaßnahmen auch noch nach Ende des Sozialistengesetzes einbrachten. Während einer solchen Haft fand Adler die Zeit, den zweiten und den gerade erschienenen dritten Band des Kapital zu lesen. Engels gab ihm dazu eine ausführliche briefl iche Leseanleitung.

      Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Inhalts ist mehr oder weniger privater Natur. Der Arzt Victor Adler gab Engels mehrmals Ratschläge, welche Ärzte er in Wien und in London zur Behandlung seiner Krankheiten konsultieren sollte, und auch vorsichtige Ermahnungen zu einem gesünderen Lebenswandel.

      Die Familie Adler spielte auch Vermittler bei der Übersiedlung Luise Kautskys (ab 1894 verehelichte Freyberger) nach ihrer Scheidung von Karl Kautsky nach London, wo sie nach dem Tod von Helene Demuth ab 1891 die Führung von Engels’ Haushalt übernahm.

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      Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie, 2. Bd., Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hrsg. v. Friedrich Engels, Hamburg (Otto Meissner), 1885.

      Engels gewährte der österreichischen Partei erhebliche fi nanzielle Unterstützungszahlungen, indem er Honorare für seine Publikationen im deutschen Dietz-Verlag von diesem direkt nach Österreich anweisen ließ. Mit solchen Zahlungen half er auch Victor Adler über eine schwierige persönliche Situation hinwegzukommen, als seine Frau Emma von Depressionen befallen wurde und dringend Kuraufenthalte benötigte. Adler hatte dazu die finanziellen Mittel nicht mehr, da er sein ererbtes Vermögen der Partei zur Verfügung gestellt hatte. Er nahm die Unterstützung an unter der Bedingung, das Geld später an die Partei zurückzuzahlen.

      Mehrfach bemühte sich Adler, Engels zu einem Besuch nach Wien zu bewegen. Endlich, 1893 war Engels dazu bereit. Am 15. September sprach Engels in einem überfüllten Saal zu einer großen Arbeiterversammlung im 3. Wiener Gemeindebezirk. Der Einladung Adlers zu einem neuerlichen Wien-Besuch anlässlich des Parteitags 1894 wollte Engels aber nicht nachkommen.

      Die tiefe Freundschaft zwischen Engels und Adler erwies sich in Engels’ letztem Lebensjahr. Als Adler, vom Arzt Dr. Freyberger im Vertrauen informiert, von Engels’ rasch um sich greifendem Krebsleiden erfuhr, kündigte er ihm im letzten Brief kurzfristig seinen Besuch in Eastbourne an, um seinen „Rat einzuholen, und zwar ausführlicher als das schriftlich möglich ist.“ Adler blieb an Engels’ Seite, solange er seine Abwesenheit ausdehnen konnte. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Wien traf ein Telegramm ein, dass Friedrich Engels am 5. August gestorben war.23

       DIE POLITIK DER ÖSTERREICHISCHEN PARTEI ZU LEBZEITEN VON ENGELS

      Wenn Engels große Hoffnungen in die österreichische Sozialdemokratie setzte, so beruhte dies auf seinem großen Vertrauen zu Victor Adler, der unangefochtenen Führungspersönlichkeit der Partei. Adler kam das Verdienst zu, die Partei auf der Grundlage eines marxistischen Programmes geeinigt und die Gegner einer solchen Orientierung entscheidend zurückgedrängt zu haben. An der revolutionären Perspektive einer Überwindung des Kapitalismus festhaltend, stand Adler ebenso konsequent für einen Weg zur Macht, der Engels’ Strategie völlig entsprach und zunächst das Erkämpfen des allgemeinen Wahlrechts als wichtigstes politisches Ziel verfolgte.

       Die erste Maifeier

      Auch konnte die Partei schon bald nach ihrer Gründung beachtliche organisatorische und politische Erfolge erzielen. Engels’ Briefwechsel mit Adler und mit Kautsky geben Zeugnis, „mit welcher Freude Engels den Aufstieg der österreichischen Partei verfolgte und wie er sich über den wachsenden Respekt freute, den diese dem Bürgertum und der Regierung einflößte.“24

      Ein spektakulärer Einstand gelang der gerade ein Jahr alten Partei mit der ersten Maifeier in Österreich 1890. Auf dem Pariser Kongress 1889 wurde beschlossen, am 1. Mai eine Massenkundgebung für die Einführung des achtstündigen Arbeitstags zu organisieren. Ein Meinungsunterschied zeigte sich allerdings in der Frage, ob diese Kundgebung jedenfalls am 1. Mai, auch wenn dieser auf einen Arbeitstag fällt, stattfinden solle (befürwortet von der französischen und der österreichischen Partei), oder am darauffolgenden Sonntag (wofür die Deutschen und die Engländer eintraten). Man einigte sich auf den 1. Mai, allerdings mit einer Ausnahmeklausel. Während die SPD die Kundgebung – nach massiven Drohungen von Unternehmerseite – bei der erstmaligen Durchführung des Beschlusses 1890 auf den darauffolgenden Sonntag verlegte und damit die Franzosen verärgerten, wagte Victor Adler die Arbeiter für den 1. Mai (ein Donnerstag) zu dieser Kundgebung aufzurufen. Und tatsächlich ruhte die Arbeit in den meisten Fabriken Wiens, viele Tausend Arbeiter „spazierten“ im Rahmen einer letztlich trotz der immer noch geltenden Ausnahmegesetze behördlich genehmigten Veranstaltung über die Ringstraße in den Prater. Trotz heftiger Reaktionen und großer Befürchtungen auf bürgerlicher Seite verlief die wohlorganisierte Kundgebung in voller Ruhe. Für Victor Adler war es besonders schmerzlich, dass er an dieser Maifeier nicht teilnehmen konnte, da er gerade eine Haftstrafe absitzen musste.

      Für Engels war „die Maifeier des Proletariats … epochemachend durch ihre Allgemeinheit, die sie zur ersten internationalen Tat der kämpfenden Arbeiterklasse machte.“ „Freund und Feind sind sich darüber einig“, schrieb er in einem danach erschienenen Artikel in der Arbeiter-Zeitung25, „dass auf dem ganzen Festland Österreich, und in Österreich Wien, den Festtag am glänzendsten und wür digsten begangen und damit die österreichische, voran die Wiener Arbeiterschaft, sich damit eine ganz andere Stellung in der Bewegung erobert hat.“26 Dabei war Engels’ Position in der internationalen Debatte über den 1. Mai durchaus ambivalent. Im Konflikt zwischen Deutschen und Franzosen bedauerte er zwar „den schlechten Eindruck, den es überall machen musste, ‚wenn die stärkste Partei der Welt plötzlich zum Rückzug bläst.‘“ Letztlich aber verteidigte er die Entscheidung der SPD, die Maifeier auf den Sonntag (4. СКАЧАТЬ