Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band - Alfred Bekker страница 15

СКАЧАТЬ junger Kerl, dessen FBI-Karriere noch nicht einmal richtig begonnen hatte.

      Orry fasste die SIG Sauer P 226 mit beiden Händen und stürzte in den Billardraum hinein, ehe Fred LaRocca etwas dagegen sagen konnte.

      Orry wirbelte die Mündung der SIG um hundertachtzig Grad, bereit dazu in der nächsten Sekunde loszufeuern.

      Fred folgte ihm.

      Die beiden G-men standen wie erstarrt da.

      Auf dem Boden lag die Leiche eines Schwarzen, dessen Hand sich noch um den Griff einer Automatik krallte. Offenbar hatte im Billard-Raum eine Schießerei stattgefunden.

      Paquito Ruiz lag furchtbar zugerichtet in seinem Blut.

      Orry kniete neben ihm nieder, blickte sich dabei suchend um. Von dem MPi-Schützen, der Clive Caravaggio verletzt und Agent O'Shay getötet hatte, war nichts zu sehen.

      Wie vom Erdboden verschluckt.

      So etwas gibt es nicht!, dachte Orry. In seinem Hirn arbeitete es fieberhaft. Der Billardraum besaß außer der Eingangstür keinen Ausgang. Die Wände waren mit Spiegeln bedeckt. Es gab kein Fenster.

      Fred LaRocca kümmerte sich um eine junge Frau, die zusammengekauert auf einem der Billardtische saß. Sie presste ein T-Shirt vor ihren nackten Oberkörper, hatte die Augen weit aufgerissen. Der Blick war starr. Sie zitterte.

      "Beruhigen Sie sich", murmelte Fred. Aber die junge Frau stand zweifellos unter Schock. Sie schien Freds Worte gar nicht zu hören, murmelte die ganze Zeit halblaut etwas vor sich hin. Einen Namen.

      "Paquito!", flüsterte sie. "Paquito! Por qué? Por qué?"

      "Einen Notarzt!", forderte unterdessen Fred LaRocca über sein Kragen-Mikro. Aber wahrscheinlich konnte kein Arzt der Welt Paquito Ruiz noch helfen.

      Aber noch lebte der Clubbesitzer.

      Er öffnete die Augen. Sein Blick war glanzlos. Er flüsterte etwas.

      Fred musste sich niederbeugen, um es einigermaßen verstehen zu können.

      "Jac...Jacky...Tas..so..."

      "Jack Tasso?", echote Fred.

      "War hier...mit...Männern..." Ruiz schloss einen Moment lang erneut die Augen. Seit Atem war erschreckend flach.

      Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, um zu sagen, was er zu sagen hatte.

      Fred LaRocca runzelte die Stirn.

      "Aber wo sind Tasso und seine Leute hin?"

      Paquito Ruiz öffnete die Augen, rollte sie, versuchte nach links zu blicken. Seine Hand zuckte. Eine Bewegung wurde angedeutet. Dann wurden Paquito Ruiz' Augen plötzlich starr.

      Der Clubbesitzer hatte seinen letzten Atemzug getan.

      Fred LaRocca erhob sich, steckte seine SIG zurück ins Gürtelholster.

      Orry versuchte noch einmal, die junge Frau anzusprechen. Aber ohne Erfolg. Er wechselte einen Blick mit Fred, zuckte die Achseln.

      Inzwischen waren weitere G-men in den Billardraum nachgerückt. Darunter die Agenten Leslie Morell, Jay Kronburg und Josy O'Leary.

      "Diese Schweine haben Pete umgebracht!", knurrte Jay.

      "Aber leider scheinen sie sich weggebeamt zu haben oder etwas in der Art!", kommentierte Orry.

      Die irischstämmige Agentin Josy O'Leary kümmerte sich jetzt um die junge Frau, die vollkommen weggetreten zu sein schien.

      Fred LaRocca blickte noch einmal auf den toten Ruiz hinab.

      "Er wollte sagen, wo Tassos Bande geblieben ist", murmelte er.

      "Vielleicht wollte er sich auch nur an jemandem rächen", war Orrys Ansicht. "Wer weiß, welchen Ärger er mit Tasso hatte!"

      Fred deutete in die Richtung, in die der Sterbende offenbar zu zeigen versucht hatte. Der G-man trat auf die Spiegelwand zu, betastete sie.

      "Was soll das werden?", fragte Clive Caravaggio, der sich in den Billardraum geschleppt hatte und sich nun auf einen der Tische stützte.

      Orry antwortete anstelle von Fred. "Du bist jetzt nicht mehr im Dienst, Clive!"

      "Sehr witzig!"

      Sekunden später hatte Orry gefunden was er suchte. Durch den Druck an eine bestimmte Stelle wurde ein Mechanismus ausgelöst. Einer der Spiegel schob sich zur Seite.

      Eine Geheimtür! Wahrscheinlich fand in diesem Billardraum hin und wieder illegales Glücksspiel in exklusiver Runde statt. Da war ein schneller Fluchtweg schon sinnvoll.

      Ein schmaler, dunkler Gang lag vor Orry.

      Mit der SIG in der Faust machte der G-man indianischer Abstammung den ersten Schritt. Ein Bewegungsmelder aktivierte das spärliches Neonlicht, dass allerdings vollkommen ausreichte, um sich hier orientieren zu können.

      Orry eilte den Gang entlang.

      Fred LaRocca folgte ihm dabei. Danach betrat Jay Kronburg diesen Fluchtweg.

      Agent Leslie Morell blieb hingegen bei Clive.

      Die G-men folgten dem Gang.

      Das Licht ging vor ihnen automatisch an, hinter ihnen verlosch es schon nach wenigen Augenblicken. Sie hetzten schließlich eine steile Treppe hinunter.

      Der Gang zog sich danach ziemlich lang hin und mündete in einem Subway-Tunnel.

      Die Beleuchtung war spärlich. Ein Weg führte neben den Schienen her. Normalerweise wurde er von Streckenkontrolleuren benutzt.

      Grelle Lichter tauchten in der Ferne auf. Ein Subway-Triebwagen raste heran. Orry, Fred und Jay drückten sich gegen die Tunnelwand.

      Der Triebwagen raste vorbei.

      "Wir haben sie verloren!", stellte Fred LaRocca resigniert fest, als es wieder möglich war, sich zu verständigen. Er steckte seine SIG zurück ins `Quick-draw-Holster, das er am Gürtel trug.

      Orry wollte es zunächst nicht wahrhaben. Zu frisch war noch der Eindruck der vergangenen Ereignisse. Der Mord an Pete O'Shay, die Kugeln, die sein Partner Clive Caravaggio abbekommen hatte. Orry atmete tief durch.

      "Fahndung nach Jacky Tasso einleiten", murmelte er in das Mikro an seinem Hemdkragen. Allerdings war ungewiss, ob seine Worte überhaupt von den FBI-Kollegen gehört werden konnten. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass die Funkverbindung in diesen unterirdischen Katakomben nicht funktionierte.

      Jay sah auf ein blechernes Hinweisschild.

      "Die nächste Subway-Station ist keine halbe Meile entfernt!", stellte Jay fest und blickte den Tunnel entlang. "Muss gleich dahinten hinter der Biegung sein!"

      "Wie kriegen diese Hunde trotzdem!", knurrte Orry düster.

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