Название: Vergangenheitskampf
Автор: Corinna Lindenmayr
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783967526554
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Er nahm sie bei den Schultern und drehte sie zu sich um. »Was ist los?«
»Nichts.«
»Nichts ist die Mutter von Alles.«
Emma zog ihre Jacke etwas fester zu als ein Windstoß sie erreichte. »Was?«
Er nahm ihre Hände in seine. Zum einen weil sie zitterte, zum anderen weil er sie spüren wollte. »Ich kenne dieses Nichts. Mehr als du ahnst. Vielleicht willst du nicht darüber reden, aber glaube mir, es hilft.« Lügen und Verdrängen waren bei ihm schließlich in seiner Kindheit an der Tagesordnung gestanden. Seine Schwester hatte versucht ihn zu beschützen, genauso wie seine Eltern es getan hatten, aber das war falsch gewesen. Die Wahrheit war so viel mehr als manchmal nur ein bitterer Nachgeschmack. Sie half einem auch mit Dingen umzugehen. Sie machte einen stärker, auch wenn man es im ersten Moment nicht glauben würde.
»Da gibt es nicht viel zu reden.« Emma-Sophie zuckte mit den Achseln und lies sich langsam auf die Bank sinken. Max setzte sich neben sie und wartete. Wenn er es darauf anlegte, konnte er sehr geduldig sein. Und in diesem Fall, so schätzte er, würde er das auch sein müssen. Irgendetwas bedrückte Emma, gleichzeitig spürte er aber auch, dass sie noch nicht wirklich bereit zu sein schien, darüber zu sprechen.
Er sah zu, wie sie den Kopf leicht in den Nacken legte und Richtung Himmel blickte. Während sie die Augen schloss atmete sie gleichzeitig scharf ein und wieder aus.
Was wäre schon dabei wenn sie es ihm erklärte? Wahrscheinlich suchte er dann sowieso schnellstmöglich das Weite. Da sie ohnehin nicht vorhatte das Ganze zu intensivieren wirkte das sogar ziemlich verlockend. Nur war er es das irgendwie nicht. Denn so sehr sie sich auch dagegen sträubte mehr für Max zu empfinden, wünschte sie sich gleichzeitig doch genau das. Sie wollte das was alle wollten. Liebe, Leidenschaft und eine eigene Familie. Eine Familie, die sie im Augenblick nicht haben konnte.
» Es gibt da zwei Kinder. Maja und Joshua. Sie sind Zwillinge und ihre Eltern bei einem Autounfall gestorben, seitdem sind sie bei uns im Heim. Gestern war eine Pärchen bei uns und hat sich um ihre Adoption beworben.«
Max wusste nicht viel über Kinderheime aber er ging doch schwer davon aus, dass Adoptionen eigentlich etwas positives waren. »Okay. Und das ist nicht gut?« fragte er daher vorsichtig.
»Nein. Doch.« Emma schüttelte den Kopf. »Natürlich ist das gut. Ich wünsche mir eine Familie für die beiden. Es ist nur so, dass ich insgeheim gehofft habe, ich könnte diese Familie sein.«
»Und das kannst du nicht?« fragte er sanft.
Wieder schüttelte Emma den Kopf. »Die Regeln für eine Adoption sind sehr streng. Ein alleinerziehendes Elternteil wird von Haus aus fast immer abgelehnt, es sei denn sie besitzt ein stabiles und profitables Umfeld, was so viel bedeutet wie...«
»Geld und Status.« beendete Max den Satz.
»Ja.« Emma-Sophie seufzte. »Ich habe weder einen gut bezahlten Job, noch eine große Wohnung, geschweige den irgendein nennenswertes Vermögen auf der Bank.«
»Aber du liebst du beiden.« stellte er fest.
»Von ganzem Herzen.«
Was mehr als genügen sollte, es aber eben nicht tat. Weil bei manchen Situationen Geld nun einmal mehr wert war als Liebe. Nur sollte es definitiv nicht so sein, dachte Max bitter. Er ignorierte den Drang zur Flucht der ihn überkam. Emma-Sophie war nicht nur eine starke Persönlichkeit, die ihn mehr als nur ein wenig in Versuchung führte. Sie wollte auch noch Kinder adoptieren. In seinem Lebensplan kamen - zum jetzigen Zeitpunkt zumindest - weder eine Frau, und schon gar keine Kinder vor. Er sollte schleunigst das Weite suchen, solange er noch die Chance dazu hatte. Zu dumm nur, dass ihm das einfach nicht gelang. Er wollte ihr helfen. Was dumm war. Nur schien er irgendwie sowieso keine Wahl zu haben. »Dann wirst du sie auch bekommen.«
Emma-Sophie lächelte ihn dankbar an. »Ich weiß, dass das wohl eher nicht passieren wird, aber es ist trotzdem nett dass du das gesagt hast.«
Er legte eine Hand an ihre Wange und sah ihr tief in die Augen. »Gib nicht auf.«
Ihre Haupt prickelte vor Erregung als er sie berührte. »Okay.« brachte sie mühsam hervor. Himmel, dieser Mann brachte sie echt um den Verstand. Er war ihr so nahe, dass sein Gesicht nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war. Wie es sich wohl anfühlen würde seine Lippen auf ihren zu spüren? Es war so lange her, seit sie sich auf einen Mann eingelassen hatte. Seit Brian hatte es niemanden mehr gegeben und das war jetzt auch schon mehr als drei Jahre her. Er beugte sich noch ein Stück weiter zu ihr, zumindest glaubte sie das. Vielleicht war es aber auch nur reines Wunschdenken. Ihr Herz begann wie wild zu pochen und sie schluckte heftig um die aufkommende Panik zu ignorieren. Sollte sie ihm entgegenkommen oder warten? Himmel, warum war das nur so kompliziert? Jetzt könnte sie ein klein wenig mehr Mut gebrauchen. Nur ein klitzekleines bisschen. Bea hätte vermutlich nicht lange gefackelt. Tja dumm nur, dass sie eben nicht Bea war. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, was sie jetzt tat, gab es einen lauten Knall und ein Kleintransporter krachte in einen Laternenpfosten direkt neben ihnen. Die Lampe geriet stark ins Wackeln, dann löste sie sich von der Verankerung und steuerte Richtung Boden. »Vorsicht!« schrie Max und riss Emma mit sich seitlich zu Boden. Keinen halben Meter daneben schlug die Metallbüchse der Laterne auf das Betonpflaster.
»Bist du verletzt?« Max rappelte sich als erster auf und beugte sich über die immer noch völlig schockiert wirkende Emma. Diese hob langsam ihren Kopf und bewegte Arme und Beine. »Ich schätze nicht.«
Während Max Emma wieder auf die Beine half rückte auch schon die Polizei und ein Krankenwagen an und einige schaulustige Passanten drängten sich um sie und die Unfallstelle.
Von dem Cafe aus kamen Jonas und Bea angelaufen. »Oh Gott, ist Euch was passiert?« Bea stürmte auf ihre Freundin zu und umarmte sie fest. »Geht es dir gut?«
Diese nickte. »Ich stehe nur etwas unter Schock.« gab sie zu.
»Das war ganz schön knapp.« meinte Jonas zu Max und zeigte auf den Metallkasten.
»Was du nicht sagst.«
»Ein ziemlich ereignisreiches Ende für ein Date.«
Max funkelte seinen Freund wütend an. »Ich kann dich ernsthaft verletzen.«
Jonas grinste nur. »Du könntest es versuchen.« Dann wurde er wieder ernst. »Ist mit ihr alles in Ordnung?« Er sah zu Emma, die noch immer am ganzen Körper zitterte. Ihre Haut war blass und ihre Augen geweitet. »Ich denke schon.«
»Entschuldigung.« Jonas und Max drehten sich gleichzeitig um. Ein Polizist trat auf sie zu. »Ich brauche ihre Aussage. Augenzeugen zufolge sind sie und die junge Frau beinahe in diesen Unfall verwickelt worden.«
Max nickte. »Das stimmt. Wir konnten uns gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen.« Der uniformierte Mann notierte etwas auf seinem Notizblock. »Haben Sie etwas von dem Unfall mitbekommen?« fragte er dann.
Verdammt nein. Er hatte gerade Emma küssen wollen. Seine Aufmerksamkeit war also definitiv woanders gewesen. Er schüttelte den Kopf. » Wir haben nur den Aufprall gehört.«
»In Ordnung. Wenn Ihnen noch etwas einfällt rufen Sie mich an.« Er СКАЧАТЬ