Название: Ace in Space
Автор: Judith C. Vogt
Издательство: Автор
Жанр: Научная фантастика
isbn: 9783947720460
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Sie lauerten versteckt im Sensorschatten von Asteroiden nahe der Förderstation Kruger XXIV, von der aus die Minkowskium- und Gravitoniumvorkommen des Asteroidenfelds gefördert wurden – die beiden wertvollsten Rohstoffe der Galaxis, die nur in der Nähe von außergewöhnlich starken Gravitationsfeldern oder Wurmlöchern vorkamen. Das zähflüssige Minkowskium erlaubte nach der Raffinerie das Reisen auf Highways, also durch Wurmlöcher, während Gravitoniumerz essenziell zum Erschaffen künstlicher Schwerkraftfelder auf Raumstationen war und auch in den Trägheitsdämpfern ihres Choppers mitwirkte.
Kruger Cybernetics verlegte heute sein Hauptquartier mit mehreren Konvois in eine schicke, nigelnagelneue Raumstation drei Highwaytransits von ihrem alten HQ entfernt. Die Konzernleitung hatte versucht, das genaue Datum geheim zu halten, aber so eine große Aktion ließ sich nicht wasserdicht verschleiern, wenn man wusste, wen man bestechen musste. Einer dieser Konvois nahm bei Kruger XXIV auf dem Weg noch eine große Ladung Gravitonium an Bord eines ihrer Frachter auf, bevor er über den Highway den neuen Firmensitz ansteuerte.
Bei Kruger Cybernetics handelte es sich um den Hauptkonkurrenten von Bulldoxx, des wichtigsten Sponsors der Daredevils. Das hässliche Logo der Firma prangte nun auch auf dem Flügel ihrer Slipstream: eine fiese, vercyberte Bulldogge – identisch mit dem Bulldoggenmodell, das Mama ständig mit sich rumschleppte. Ekel überlief Danai, wenn sie daran dachte, wie Mama das sabbernde Werbegeschenk ständig auf die Schnauze küsste. Zum Ekel gesellte sich das ungute Gefühl, dass Danai selbst, beziehungsweise ihre Abwesenheit in früher Kindheit, vielleicht die Ursache für dieses merkwürdige Verhalten war. Hatte Mama vielleicht am Ende doch noch mütterliche Instinkte entwickelt? Hatte sie einen Ersatz für ihr verlorenes Mädchen gesucht? Marlene hatte den Köter selbst im Cockpit ihrer Starstallion in einem eigens angefertigten Sitz und einem albernen winzigen Druckanzug an ihrer Seite.
Beide Firmen, Bulldoxx und Kruger Cybernetics, waren jedenfalls groß im Geschäft kybernetischer Körpermodifikationen, die Tiere stellten bei Bulldoxx nur einen Nebenzweig dar. Einen Umzug des Hauptkonkurrenten konnte sich Bulldoxx natürlich nicht entgehen lassen.
Der Konvoi machte sich gerade daran, von Kruger XXIV abzudocken und am Asteroidenfeld vorbei den Kurs Richtung Highway-Auffahrt zu nehmen, dem Eintrittspunkt des Wurmlochs.
»Okay, meine Schätze, gleich geht es los!«, sendete Deardevil mit guter Laune und geringer Signalstärke, um ihren Hinterhalt nicht auffliegen zu lassen. »Angriffsrotte bereit?«
»Garuda bereit, fühlt sich aber von ›Schatz‹ nicht angesprochen«, ließ sich die Vice-President vernehmen, und Danai witterte ein altes Spiel zwischen den beiden.
»Bacon schön knusprig«, antwortete eine raue Männerstimme.
»Yokai und Kami hier. Kann jederzeit losgehen«, bestätigte Yokai, die Pilotin des Zweisitzers.
»Sehr schön. Scan-Team?«, fragte Deardevil weiter.
»Eyegle unsichtbar, aber anwesend«. Eyegle prahlte immer ein bisschen mit xieser sensorabweisenden Tarnbeschichtung.
»Prophet bereit.« Kian war mit von der Partie, im Gegensatz zum callsign-losen Nean, der wohl noch nicht so weit war. Kians Chopper verfügte über die leistungsstärksten Sensoren. Seine Teilnahme machte also durchaus Sinn, auch wenn es bei einem eher riskanten Einsatz wie diesem hier für den Prospect gefährlich werden konnte.
»Was macht das Partyboot?«
»Purple bereit«, antwortete die Sergeant-at-arms. Sie führte die Enforcer des Enterkommandos an Bord eines Kanonenboots an.
»Und wie sieht es mit dem Backup aus?«
»Princess bereit«, meldete Danai ordnungsgemäß.
Eine kleine Pause trat ein. »Tabs hier, äh …, Tabs tritt gleich in ein paar Ärsche dank ihres brandneuen Zielcomputers!«
Ausgerechnet Tabs. Deardevil hielt es für eine gute Idee, Danai mit Tabs zu versöhnen, indem sie sie in eine Zweier-Rotte steckte. Ganz tolle Idee. Danai war zwar die Queen dieses Backups und Tabs ihre Flügelbro, aber ob Tabs irgendwelche Befehle befolgen oder ihr sogar den Rücken decken würde, blieb zweifelhaft. Danai konnte wohl schon froh sein, wenn Tabs sie nicht rein zufällig mit einem Bandit verwechselte und abschoss.
»Hier kommt der Konvoi. No Yolo, wir lassen sie passieren. Alles wie besprochen. Und jetzt, meine Schätze: Funkstille«, ertönte die Stimme ihrer Mutter aus dem Comm.
No Yolo – Danai kannte den Ausdruck nur außerhalb des Cockpits, wo er offenbar bedeutete, dass man etwas nicht anzüglich oder sexuell meinte.
»Staffelführerin bitte kommen. No Yolo? Befehl unklar, bitte spezifizieren«, sagte sie und erhielt als Antwort Tabs’ ungläubiges Lachen aus dem Comm. »Dass wir kein unnötiges Risiko eingehen sollen – also, das, was dir dein Konzern eh immer eingebläut hat!«
Danai verdrehte die Augen. Wie konnte diese Mission ohne jegliche Disziplin ein Erfolg werden? Sie beobachtete – die Sicht nur von wenigen Gesteinsbrocken behindert – wie die Jäger der gegnerischen Vorhut an den lauernden Daredevils vorbeischossen. Etwas später schoben sich die massigen Rümpfe der Frachter schwerfällig ins Sichtfeld. Etwa ein Dutzend Transporter zog an ihnen vorbei wie eine Walschule der alten Erde auf ihren Wanderungen. Dann ertönte Deardevils Stimme erneut.
»Angriffsrotte … und Action!«
Die Sensoren ihrer Slipstream registrierten, wie die Systeme von vier Choppern zum Leben erwachten. Triebwerke und Waffensysteme wurden hochgefahren, und auch der Livestream ins Datanet wurde freigeschaltet. Neben dem Gravitonium winkten ein paar Likes als Beute, was auch ihrem Sponsor ein paar Verkäufe als Nebeneffekt einbringen sollte. Danai selbst übertrug natürlich noch nichts live ins Datanet, um ihre verdeckte Position nicht an Follower zu verraten, die ihnen nicht wohlgesonnen waren. Streamsniper lauerten überall und durchforsteten auch für Konzerne das Datanet, um die Positionen gegnerischer Parteien zu verraten.
Nun konnte Danai das Triebwerksglühen der vier Jäger auch schon visuell ausmachen, als sie sich aus dem Asteroidenfeld katapultierten und wie Raubvögel auf die Jägereskorte am hinteren Ende des Konvois stürzten. Ein Schwarm Raketen löste sich von Deardevils Starstallion, und eine Explosion zeugte von einem ersten Abschuss – Danai sah das Notsignal des Schleudersitzes. Sie hatte sich immer schwer vorstellen können, dass ihre Mutter in ihrem sichelförmigen Raumüberlegenheitschopper als Ass mit weit über hundert Abschüssen bekannt war, doch jetzt fragte sie sich, wie sie daran hatte zweifeln können.
Die Daredevils hatten ihre Gegner wie geplant völlig überrumpelt und schnell die Oberhand gewonnen. Der Weltraum war erfüllt von Leuchtspurgeschossen, abgefeuert von sich gegenseitig jagenden Maschinen. Dazu gesellten sich Explosionen der Flugabwehrgranaten der großen Schiffe. Aber nur wenige Frachter waren bewaffnet, ihre Ziele waren ohnehin zu klein und das Risiko war zu groß, mit Schüssen ins Getümmel die eigenen Jäger zu treffen.
»Jetzt der Scan, identifiziert das Paket!«, befahl Deardevil, woraufhin sich Eyegel und Prophet auf den Weg machten, um den Frachter mit der Gravitonium-Ladung zu suchen.
Die vier Jäger der Vorhut hatten beigedreht und tauchten nun СКАЧАТЬ