Название: Ace in Space
Автор: Judith C. Vogt
Издательство: Автор
Жанр: Научная фантастика
isbn: 9783947720460
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Es war schließlich nicht Bring-dein-Kind-mit-zur-Arbeit-Tag.
Danai nippte an ihrem Bier. Sie hatte sich an einen kleinen Tisch in einer Ecke des Raums zurückgezogen – natürlich saß sie allein. Smalltalk schied in einer solchen Umgebung für sie aus. Selbst wenn das alles ihr vorkam wie eine Soap-Show im Netz: Sie musste es ernst nehmen und durfte es sich nicht erlauben, Schwäche zu zeigen. Einer der Gründe, aus denen sie bei genau einem Glas bleiben würde. Sich hier mit diesem wahrscheinlich selbstgebrannten Woqqa-Fusel abzuschießen wäre wohl ihre schlechteste Idee, seit sie aus dem Corp-Turf abgehauen war. Immerhin schmeckte das lokale Zeug erstaunlich gut, viel besser als das charakterlose Gesöff aus der Offiziersmesse.
Aber das tröstete sie kaum über die fremde Umgebung, die unbekannten Leute, die ungewohnten Sitten und diese sexuell aufgeladene und gleichzeitig irgendwie unkalkulierbar gewaltbereite Atmosphäre hinweg. Nicht, dass sie diese toxische Proll-Attitüde nicht von der Akademie kannte, aber damals waren sie wenigstens alle Neulinge gewesen, und die Regeln wurden ihnen von den Ausbildenden ständig ins Hirn geschrien.
Zu allem Überfluss hatte Mama sie bei ihrer Vorstellung zu einer vollwertigen Jockey befördert. Danai zweifelte keine Sekunde daran, dass sie das fliegerisch verdient hatte. Sie hatte es nun mal drauf, und das wusste selbst Mama. Aber diese retardierte Bande von likesüchtigen Alkis, die sich Daredevils nannte, wusste es nicht. Eigentlich mussten Anwärterinnen eine Phase der Demütigung und Selbstbehauptung durchstehen – einer Grundausbildung nicht unähnlich, kam ihr in den Sinn – und sie hatte das einfach übersprungen. Das würde man ihr nicht so leicht verzeihen.
Danai hatte Schutz gesucht, ja, ein verdammtes, neues Zuhause, nachdem sie Hadronic hinter sich gelassen hatte. Dass sie aber gleich mit fliegenden Fahnen in die Gang aufgenommen wurde, war nicht abgesprochen gewesen. Jetzt konnte Danai allerdings auch nicht zurückstecken. Weder konnte sie es mit ihrem Ego vereinbaren, sich selbst zum Prospect zu erklären, noch würde eine solche Bescheidenheit ihr Standing hier verbessern. Es wäre genau das Zeichen von Schwäche, auf das diese Raubtiere lauerten.
Sie wurde schon die ganze Zeit beobachtet, und es war nur eine Frage der Zeit bis … ja, da kam sie auch schon, die Quittung für die Anmaßung, die Mama ihr eingebrockt hatte: Die drei Prospects der Gang steuerten, nach einer Druckbetankung sichtlich angetrunken, von der Bar aus auf sie zu. Drei gekränkte Halbstarke, das bedeutete Ärger.
Danai blieben nur wenige Optionen. Sie konnte ihr kaum geleertes Bierglas stehenlassen und sich ins Quartier verkrümeln, das Mama ihr schon im ehemaligen Arbeiterkomplex des Minenasteroiden zugewiesen hatte. Aber jetzt einfach zu verschwinden würde die Konfrontation nur hinauszögern. Sie sah sich um. Von der President keine Spur. Letztlich war das gleichgültig. Wenn Danai jetzt nach ihrer Mama rief, wäre sie endgültig unten durch.
»Da ist es ja, unser neues Vollmitglied«, spottete die junge Frau in der Mitte des Trios. Ihre kleine Gestalt und die zarten Gesichtszüge standen im Kontrast zu ihrer Glatze und dem Tank-Top, das den Blick auf ihre kräftigen Arme frei ließ. Subkutane Stränge unter dunkler Haut verstärkten ihre Oberarmmuskeln und vermittelten zusammen mit Schlangentattoos den Eindruck eines wimmelnden Gewirrs auf ihrer Haut. Callsign »Tabs«, erinnerte sich Danai.
Zu Danais Linken beugte sich ein schmächtiger, weißer Kerl mit langer, platinblonder Haarmatte zu ihr herab und grinste herausfordernd. Eine neurologische Schnittstelle war seitlich an seinem Hals angebracht und in seine nackte Hühnerbrust waren zahlreiche Zierblättchen implantiert.
Dean, oder so? Nein, Nean. Noch ohne Callsign.
Ganz rechts und etwas abseits stand der dritte, auf dessen Jacke sie beim Eintreten gelatscht war, weil ihr Blick so angespannt von Gesicht zu Gesicht gewandert war. Mit verschränkten Armen und düsterem Blick musterte er sie. Er war stämmig und muskulös, bartlos, das lange Haar zu einem Dutt gebunden. Er war Navig oder wollte zumindest den Anschein erwecken, denn ein Geflecht von dunklen und dennoch fluoreszierenden Linien bedeckte Arme, Hände, Finger und Hals. Es breitete sich sogar im Gesicht übers Kinn und wie zwei stilisierte Flügel über die Stirn aus. Die Tätowierungen wirkten wie irgendetwas zwischen Datenleitungen und Beschwörungssymbolen einer vergessenen Religion. Kian, Callsign »Marauder«, oder war es »Prophet«? Zu viele neue Namen …
Die drei trugen, wie beinahe alle hier im Raum, ärmellose Kutten mit Projektionen des Ganglogos auf dem Rücken: dem Teufelsgesicht mit der Retro-Fliegerbrille. Alkoholgeschwängerter Atem schlug ihr entgegen.
Danai lehnte sich in ihre kunstlederbezogene Sitzbank zurück und gab sich Mühe, ganz entspannt zu wirken.
»Andere müssen hier hart arbeiten. Aber mit einer Mum, die zufällig Queen und President ist, erspart man sich jede Menge Drecksarbeit. Nicht wahr, Prinzessin?«, fragte Tabs, als befänden sie sich gerade bereits mitten im Gespräch.
Nean lachte dreckig, als hätte die Glatzentussi etwas besonders Schlagfertiges gesagt. »Ha! Genau – Prinzessin!«
»Leck mich«, antworte Danai nur und nahm demonstrativ gleichgültig einen Schluck Bier.
»Oh«, spottete Tabs und deutete eine fahrige Verbeugung an, »verzeiht, Eure Hoheit, dass das Fußvolk Eure Kreise stört. Dann lasst doch die Hose runter, damit ich der durchlauchtigsten Anweisung den königlichen Arsch betreffend besser nachkommen kommen!«
Nean überschlug sich vor Lachen und hämmerte mit der Faust auf den Tisch, immer noch nach vorn gebeugt. Er schien nicht die hellste Diode in der Konsole zu sein, wohingegen Tabs sich übertrieben gewählt ausdrücken konnte.
»Was denkst du dir, Frischling?«, hakte Kian ein. »Kommst hier ins Loco Hana, kriegst von deiner Mami ’ne boots Extrawurst gebraten, und anstatt uns ein Bier auszugeben wie ein Ehrenbro, kriegen wir von dir nur ein ›Leck mich‹? Aus welchem Grund hältst du dich für was Besseres, du Corp-Frakster?«
Danai beugte sich nach vorne, um zu antworten. Wie immer in Situationen dieser Art kämpfte sie darum, die passenden Worte aus ihrem Mund zu pressen und suchte nach alternativen Wegen: Wörter, die nicht mit Vokalen begannen. ›Arschloch‹, ›aber‹ und ›albern‹ fielen damit weg.
Wie sollte das für sie in dieser verdammt lächerlichen Jockey-Soap-Show funktionieren? Wäre sie in der Lage, einen coolen Spruch zu droppen, hätte sie dem Trio damit vielleicht schon den Treibstoff aus den Triebwerken nehmen können, aber dieser Pfad stand ihr wie üblich nicht offen. Natürlich war sie nervös, wenn drei mit Wut und Alkohol vollgetankte Free-Turfler vor ihr standen – wie es jeder andere Mensch, egal wie hart drauf, in dieser Situation auch wäre. Aber ihr Stottern versaute ihr jeden lässigen Spruch, und wenn das Stottern ihn nicht versaute, dann das Nachdenken darüber, ob das Stottern ihn versauen würde. Dieses Drecksstottern gesellte sich zu ohnehin schon vorhandener sozialer Anspannung wie die Follower zu einem Gramstar. Und die Hyänen vor ihr würden ihre Sprechweise als nackte Angst auslegen, was den Jagdtrieb nur noch mehr anstacheln würde.
»I–, nein, will keinen Stress, nur in Ruhe mein Bier trinken.« Alle Corp-Strategien, die sie kannte, um flüssig zu sprechen, waren vergessen. Andererseits hätte es hier auch kaum geholfen, wenn sie den Satz gesungen hätte. Also stotterte sie ihn.
Und so sicher wie das Prost in der Bar lachte Nean sie aus.
»Ru-ru-ru-ru«, äffte Tabs sie zeitgleich nach. »Jetzt hast du die Prinzessinnenhosen voll, was?«
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