Название: Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212648
isbn:
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Er stand plötzlich hinter ihr. Als hätte das Nichts ihn ausgespuckt. Stand breitbeinig da, hielt seine Pistole mit beiden Fäusten umklammert, und starrte sie an.
Für einen Moment schwankte der Boden unter Sharons Füßen. Das Bild des Mannes verschwamm vor ihren Augen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie konnte nicht einmal schreien. Aus, dachte sie, aus und vorbei ...
Der Mann war nicht wesentlich größer als sie selbst. Und nicht viel jünger. Er trug Skaterhosen und Turnschuhe. Sein dunkelblauer Blouson war viel zu groß. Warum schießt er nicht, warum ...
Er stand nur da und starrte. Sein Unterkiefer sank langsam nach unten. Seine Augen weiteten sich.
„Du ...?‟, flüsterte er. „Du, Sharon?‟ Langsam sanken seine Arme herunter.
Er hatte einen Kahlkopf. Und war sehr schmal geworden. Sharon brauchte Sekunden, bis sie ihn erkannte. Doch dann gefror ihr das Blut.
„Raphael ...‟, flüsterte sie. „Raphael!‟
Unter ihrer Schädeldecke schien ein Damm zu brechen. Bilder überfluteten ihre Hirnwindungen – Universitätsball in London, der Ägypter mit den schwarzen Locken am Rande der Tanzfläche, blutjung und bildschön; das Themse-Ufer, sie und er Arm in Arm; ihr kleines Zimmer in Spitalfield, ihr Bett, seine starken Hände, seine leidenschaftlichen Augen, seine Liebesschwüre; das Shakespeare – ganze Tage hatten sie in der Kneipe verbracht, diskutiert, diskutiert, diskutiert, über Religion, über Politik, und wieder über Religion; und dann die Flughalle von Heathrow – er hatte geweint, und sie auch ...
Sharons Herz krampfte sich zusammen. „Warum?‟ flüsterte sie. „Warum ...‟
Er wollte sie heiraten damals. Und er hatte verlangt, dass sie zum Islam übertrat. Das war das Ende gewesen.
„Raphael!‟ Tränen strömten über ihr Gesicht. „Du Wahnsinniger ...‟ Sie konnte nur noch krächzen.
Wie in Zeitlupe ließ er die Waffe sinken. Sharon sah, dass seine Augen sich mit Wasser füllten. Seine Lippen zuckten. Ohne sie aus den Augen zu lassen ging er zum Glastisch. Er griff nach einer CD-Hülle und hob sie hoch. Es war die Scheibe von Death can dance.
„Du Wahnsinniger!‟, sagte Sharon. „Warum hast du das alles getan?!‟ Sie brüllte, außer sich vor Verzweiflung, Wut und Trauer. „Du Wahnsinniger ...!!‟
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Ich hatte schon fast den letzten Treppenabsatz erreicht, als ich Sharon schreien hörte. Ich zuckte zusammen und blickte nach oben. Ein Schuss ... Ein Schuss aus Sharons Wohnung!
„Sharon!!‟ Blitzschnell kletterte ich die Treppe wieder hinauf. „Sharon!!‟ Ich zwängte mich durch das Fenster. „Sharon!!‟ Eine Blutspur zog sich aus dem Wohnzimmer bis zur Wohnungstür. Die stand offen. „Sharon!!‟ Ich stürzte ins Wohnzimmer.
Sharon hockte vor der Tür zum Schlafzimmer auf dem Boden. In ihrem Schoß hielt sie ihre Beretta fest. Neben ihr auf dem Teppich lag eine CD-Hülle. Die düstere Musik, die ich neulich bei ihr gehört hatte. Sie weinte hemmungslos.
„Sharon ...‟ Ich schloss die Arme um sie und drückte sie an mich.
„Raphael ....‟, schluchzte sie. „Ich hab auf ihn geschossen.‟
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Raphael wankte aus dem Haus. Ismael fing ihn auf und schleppte ihn zum Van. Er riss die Seitentür auf und schob seinen Bruder ins Innere des Wagens. Er zog die Tür zu. Blut klebte am Griff. Ismael starrte seinen Hände an – blutig. Er wischte sie am Mantel ab.
Schnell lief er um den Wagen herum und setzte sich hinter das Steuer.
„Raphael? Raphael?‟ Nur ein Stöhnen drang von hinten aus dem Wagen.
Ismael steuerte aus der Parklücke. Er schaltete das Autoradio ein. Vielleicht hörte er in den Nachrichten etwas, was er wissen musste.
„... die ganze islamische Gemeinde der Vereinigten Staaten ist entsetzt und zutiefst erschrocken über die Bluttaten in New York City ...‟ Ein Mann sprach mit nahöstlichem Akzent. „... niemals würde unser Prophet es gutheißen, wenn seine Anhänger Andersgläubige um ihrer Ansichten Willen töten, und seien diese noch so verwerflich ...‟
Ismael fuhr zwei Häuserblöcke weiter. Dort bog er rechts in eine Seitenstraße ein und parkte den Van am Straßenrand.
„Raphael?‟ Er kletterte in den Laderaum hinein. „Islamische Eroberer waren immer gerecht und erbarmungsvoll. Überall dort, wo der Islam die Macht übernahm, gab es religiöse Minderheiten, die von islamischen Regierungen beschützt wurden.‟
Raphael lag zusammengekrümmt auf dem gerippten, dreckigen Metallboden. Ismael drehte ihn auf den Rücken. Sein dunkles Hemd war nass von Blut. Ismael riss es auf. Blut sprudelte aus einem Loch unter dem Herzen.
„Raphael!‟ Ismael drückte den Körper des Bruders an sich. Er hörte seinen rasenden Herzschlag stolpern.
„... streitet mit den Andersgläubigen auf eine möglichst gute Art, gebietet der Koran, und: Gott liebt die, die gerecht handeln.‟
Ismaels Lippen zitterten. „Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. Lob sei Gott, dem Herrn der Welten, dem Erbarmer, dem Barmherzigen ...‟ Wie von selbst begann etwas in ihm zu beten.
„Ich werde es zu Ende bringen‟, flüsterte er. „Ich verspreche es dir ...‟
Raphaels СКАЧАТЬ