Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015 - A. F. Morland страница 41

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      4

      Sie standen vor der Wand mit dem Stadtplan. Clive Caravaggio und Jonathan McKee. Die Männer sahen sich schweigend an. Clives Kaumuskeln pulsierten. Jonathan McKee, der Chef des FBI District Offices New York City, presste die Lippen zusammen. Sein Blick war todernst.

      „Ein Araber?‟, sagte Jonathan McKee. „Hat er wirklich von einem Araber gesprochen?‟

      Clive nickte. „Wenn es stimmt, Sir ...‟, sagte er leise. „Verdammt – wenn er die Wahrheit gesagt hat ...‟

      „Von wo aus hat er angerufen?‟, wollte der SAC wissen.

      „Er hat es nicht verraten.‟ Clive strich sich mit beiden Händen über den Kopf. Die Anspannung trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. „Auch seinen Namen wollte er nicht nennen. Er muss aus einer Bar angerufen haben. Im Hintergrund lief Musik – Jazz.‟

      „Und er sprach von einer Handgranate?‟

      „Er schwor, dass der Mann eine Handgranate mit sich herumträgt. In der Manteltasche ...‟

      „Wie kann er wissen, was andere Leute in ihren Taschen haben?‟ Jonathan McKee wandte sich ab und ging langsam zum Schreibtisch von Clives Büro.

      „Fragen Sie mich etwas Leichteres, Sir ...‟

      Der SAC fuhr auf den Absätzen herum. „Würden Sie den Anrufer ernst nehmen, Clive?‟ Seine grauen Augen bohrten sich ins Gesicht des Agenten.

      Clive nickte langsam. „Seine Stimme klang ... sie klang geschockt. Und aufgeregt.‟ Er nickte energischer. „Ja, Sir – ich würde den Mann ernst nehmen.‟

      „Gut.‟ Jonathan McKee wandte sich dem Stadtplan zu. „Orry und Jennifer sind hier, am Riverside Museum. Jesse und Milo fahren jetzt gerade von der East Village los. Leslie und Jay in der South Bronx sind am nächsten dran.‟

      „Sie werden in schätzungsweise zwölf Minuten in der Zweiundneunzigsten sein‟, sagte Clive. „Bis dahin kann es zu spät sein.‟

      „Wenn es wirklich stimmt, was der Anrufer erzählt hat, dann können wir sowieso nur noch beten. Und Schadensbegrenzung betreiben. Rufen Sie das neunzehnte Revier an, Clive.‟ Jonathan McKee ging zum Schreibtisch und griff nach einem der Telefone. „Sie sollen ein paar Streifenwagen hinschicken. Wie hat der Anrufer den Mann beschrieben?‟

      „Mittelgroß, schmal, schwarzhaarig, heller Trenchcoat, Hornbrille.‟

      „Die Cops sollen das Theater weiträumig absperren. Ein Team soll in den Saal gehen, falls es vor Leslie und Jay vor Ort ist. Evakuierung von der hintersten Reihe an. Vielleicht können sie den Mann erkennen. Die Sicherheit der Schauspieler und Theaterbesucher hat oberste Priorität.‟

      „In Ordnung, Sir.‟ Clive nahm ebenfalls einen der fünf Telefonhörer ab.

      Jonathan McKee wählte die Nummer der Telefonzentrale. „McKee. Hören Sie zu, Linda – ich muss mit dem 92nd Street Y-Theater sprechen. Versuchen Sie, den Regisseur an den Apparat zu kriegen – es geht um Leben und Tod ...‟

      5

      Sharon lachte laut. Das abgefahrene Stück machte ihr Spaß. Apfelschnaps hieß es. Auf der Bühne ging es zu, wie bei einer wilden Fete.

      Gut zwanzig Schauspieler tummelten sich vor einer blutroten Kulisse: Abgerissene Penner, Transvestiten mit aufgedonnerten Frisuren und Klamotten, Punks, Typen in Nadelstreifentuch und so weiter, und so weiter.

      Hinter ihnen, vor der Kulisse, zog sich ein Stacheldraht quer über die Bühne. Dahinter war ein Baum zu sehen. In seinem Geäst hing die Box, aus der die bekiffte Stimme von Axel Rose und die unverwechselbaren Klänge seiner entfesselten E-Gitarre drangen.

      Auch ein paar nackte Männer und Frauen befanden sich unter dem bunten Volk auf der Bühne. Die ganze Gesellschaft tanzte zu Axel Rose′ Knockin on Heavens Door. Nur drei Männer nicht – sie trugen lange, schwarze Gewänder und starrten todernst ins Publikum hinunter.

      Sharon beugte sich zu Mike, der neben ihr saß. „Sollen das Priester oder so was sein?‟, flüsterte sie.

      Ihr Partner machte ein ähnlich versteinertes Gesicht wie die drei Figuren in den schwarzen Umhängen auf der Bühne. „Das sind Jesus, Mohammed und Buddha‟, flüsterte er.

      Am wildesten tanzte eine Frau. Sie war in ein loses weißes Tuch gehüllt. Während ihres Tanzes öffnete sich das Tuch, und man sah ihre Brüste und das dunkle Dreieck zwischen ihren Beinen. Auf der Rückseite des Umhangs war ein Paar kleiner, goldener Flügel angenäht. Sharon hatte schnell begriffen, wen diese halbnackte Tänzerin darstellen sollte – den Erzengel Michael, der den Eingang zum Paradies bewachte.

      „Gegen Eves Stück sind unsere Comics ja religiöse Erbauungsliteratur‟, kicherte Sharon in Mikes Ohr.

      „Jetzt halt endlich mal die Klappe‟, fauchte ihr Partner.

      „O Verzeihung.‟ Sharon mimte die Hochachtungsvolle. „Sir Michael Valezki will sich ungestörtem Kulturgenuss hingeben ...‟ Grinsend betrachtete sie den vierzigjährigen Griesgram. In den vier Jahren ihrer Zusammenarbeit hatte sie sich an seine chronisch schlechte Laune gewöhnt. Selbst wenn er die witzigsten Comics zeichnete, machte er ein Gesicht, als hätte man gerade seinen Hund vergiftet. Sharons Aufmerksamkeit konzentrierte sich wieder auf das chaotische Treiben auf der Bühne.

      Der halbnackte Erzengel hatte sich inzwischen eine Drahtschere geschnappt und zerschnitt den Stacheldraht – den Zaun vor dem Paradies. Grölend strömte das bunte Volk durch die Lücke. Die drei schwarz Verhüllten schlossen sich der Menge an, aber der Erzengel stellte sich ihnen in den Weg und bedrohte sie mit der Drahtschere. „Ihr kommt hier nicht ′‚rein, bevor ihr nicht einige von euren Klugscheißereien zurücknehmt, mit denen ihr die arme Menschheit verwirrt habt ...‟

      Sharons Blick fiel auf einen Mann, vier Reihen weiter vorne. Der Orientale mit der Hornbrille und dem Trenchcoat. Langsam erhob er sich. Tief gebeugt drängte er sich an den Zuschauern seiner Reihe vorbei zum Mittelgang. Die Hände in den Taschen seines Mantels vergraben ...

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