Название: Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane
Автор: Frank Callahan
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745213171
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Nur Roger ist ernst. Er lehnt auf dem Sattelhorn und fragt sich, wie sein Vater das verarbeiten wird, was nun kommt.
Die Parkerflinte ist verschwunden. Aus dem Haus dringt kein einziges Geräusch. Plötzlich taucht das Gewehr wieder auf.
„Nun?“, fragt der Rancher.
„Es ist gut, Keefe. Du hast dir die Mühe umsonst gemacht. Da ist dein Geld.“ Eine knochige, verarbeitete Hand schiebt sich neben dem Lauf des Gewehres durch die Luke. In dieser Hand liegen Geldscheine.
Berton Keefe hat sich im Wagen nach vorn gebeugt und starrt ungläubig auf diese Hand. Andy, der immer noch neben der Tür hält, greift nicht zu. Er blickt auf seinen Vater, und er blickt ihn ratlos an, als wisse er nicht, was er nun tun soll.
„Ich würde das Geld nehmen“, sagt Roger in die Stille. „Deshalb kamen wir doch hierher, schätze ich.“
Andy reibt sich sinnlos durch das Gesicht und blickt wieder auf seinen Vater.
„Woher hast du das Geld?“, schnarrt der Rancher. „He, Pegg, wer hat es dir gegeben? Du selbst hast doch nichts!“
„Willst du es nun nehmen und verschwinden? Was geht es dich an, woher es stammt. Ich habe es, und hier ist es!“
„Andy“, schnauft der Rancher und winkt mit der Hand. „Nimm es.“
Andy greift nach dem Geld. Er zählt es schnell durch, als er zum Wagen reitet.
„Verdammt, es stimmt genau“, sagt er. „Das verstehe ich nicht. Aber vielleicht steckt er mit den Viehdieben unter einer Decke.“
Keefe hebt den Kopf mit einem Ruck und starrt auf das Gewehr.
„Mit den Viehdieben“, murmelt er.
„Verschwindet!“, kommt es grollend aus dem Haus. „Und versucht besser nicht, mir etwas andichten zu wollen.“
Roger wendet sein Pferd, als er sieht, dass sein Vater den Cowboys ein Zeichen gibt.
4
Sie halten am Ufer des Snake River, der hier einen Bogen beschreibt. Der Rancher blickt Andy an und schüttelt den Kopf, als habe er sehr ernst über etwas nachgedacht
„Nein“, sagt er endlich in das Schweigen, das auf den Männern lastet. „Es ist zu weit hergeholt, Pegg mit den Banditen in Verbindung zu bringen. Er ist ein alter ausgebrannter Mann, dem seine Felder und die paar Kühe, die er hat, genug Arbeit machen. Fast mehr als genug. Er kann keine Rinder abtreiben.“
Andy grinst schief.
„Man braucht das doch nicht unbedingt selbst zu machen“, meint er. „Man kann Leute dazu anstellen.“
„Ja, das kann man“, gibt der Rancher nachdenklich zu. „Aber ich möchte die Viehdiebe sehen, die sich von einem Schollenbrecher anstellen lassen. Das gibt es nicht. Nein, das scheidet aus.“
„Woher soll er das Geld sonst haben. Seine Farm hat ihm nichts eingebracht. Ersparnisse kann er auch nicht haben. Hätte er welche, wäre er nie auf den Gedanken gekommen, bei der Bank Geld aufzunehmen und Zinsen zu bezahlen.“
„Ja, das stimmt. Aber vielleicht war er in der Stadt und hat erfahren, dass der Schuldschein nicht mehr bei der Bank ist. Und vielleicht hat er dort wieder Geld bekommen, um zahlen zu können. Ich weiß, dass die Stadtfräcke mich nicht lieben. Vielleicht fürchten sie mich auch nicht genug.“
„Ist es nicht gleichgültig?“, fragt Roger. „Du hast dein Geld. Was willst du nun noch?“
„Sein Land, du Narr! Das weißt du doch!“, schreit der Rancher.
„Was ist der Fetzen für dich, Dad?“
„Immerhin eine Wasserstelle, die für fünftausend Herefords ausreichend ist. Ganz davon abgesehen, ist er mir im Weg.“
Schweigen senkt sich über die Männer. Berton Keefe mustert Roger finster. Er weiß, dass ihre Ansichten zumindest in diesem einen Punkt weit auseinander gehen. Aber Roger ist auch in vielen anderen Beziehungen nicht seiner Meinung. Er hat zu viel Blut von seiner Mutter, die das raue Land zerbrochen hat.
„Andy, du reitest in die Stadt“, hebt der Rancher schließlich wieder an. „Du sagst Washburn, dass ich ihn sprechen will. Und zwar sofort. Ich erwarte ihn bei Sonnenuntergang auf der Ranch.“
Andy nickt. Er wartet einen Moment, ob sein Vater noch etwas sagt. Als das nicht geschieht, reitet er am Fluss entlang nach Westen.
„Weiter, zur Ranch!“, kommandiert Berton Keefe.
Der Trupp kommt in Bewegung. Zwischen ihnen rollt der Buggy.
5
Andy Keefe dreht den Docht der Lampe höher. Die Wohnhalle wird jäh in grelles Licht getaucht, und Bryant Washburns weißes Gesicht erscheint grau. Der Rancher bewegt seinen Rollstuhl auf den Tisch zu, neben dem der Bankier steht.
Andy geht zum Fenster und lehnt sich dagegen. Am Kamin steht Roger, der auf den Bankier blickt, dem offenbar alle Felle weggeschwommen sind.
„Ich schwöre es Ihnen, Mister Keefe!“, ruft der Mann eben. „Ich habe ihm bestimmt kein Geld gegeben. Und hätte er irgendwo anders in der Stadt fünfhundert Dollar bekommen, dann wüsste ich es.“
„Irgendwoher muss er es schließlich haben“, knurrt der Rancher. „Washburn, wenn Sie gegen mich arbeiten, hebe ich mein Guthaben ab! Und zwar auf einen Schlag. Was das für Ihr Geschäft bedeutet, wissen Sie wohl.“
„Ja, Mister Keefe. Aber ich schwöre Ihnen, dass ich keine Ahnung habe!“
Berton Keefe mustert den vornehmen Bankier im Prince-Albert-Rock noch immer scharf. Dann nickt er kaum sichtbar.
„Gut, Washburn. Haben Sie noch mehr Schuldscheine von Pegg, oder von Vester Buck?“
„Nein, Mister Keefe.“
Der Rancher nickt noch einmal und macht eine abschließende Handbewegung. Der Bankier verneigt sich und geht.
Roger folgt ihm langsam. Im Flur hört er Andys Schritte hinter sich.
„Wir danken Ihnen für den Besuch, Mister Washburn“, sagt Roger, als der Bankier die Treppe hinuntersteigt.
Washburn blickt sich um und lächelt schwach. Dann geht er weiter und steigt auf sein Pferd, das ein Cowboy von der Zügelstange am Brunnen losgemacht und herangeführt hat.
Andy lehnt sich gegen einen Stützpfosten. Er schaut seinen Bruder von der Seite an.
„Seltsam, nicht wahr?“, meint er.
„Was?“
„Nun, dass dieser arme Schlucker plötzlich СКАЧАТЬ