Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin. Alfred Bekker
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СКАЧАТЬ ist vielleicht gar kein schlechter Gedanke“, meinte Rudi. „Schließlich sind doch alle Taten an einer der wichtigsten Verkehrsadern zwischen Hamburg und Berlin verübt worden, die unser Mann offenbar regelmäßig benutzt.“

      „Ein Trucker scheidet aus?“, fragte Fastendonk. „Ich meine, diese Strecke ist eine der vielbefahrensten Verkehrsrouten, auf der die großen Trucks manchmal Schlange stehen. Alles, was vom Hamburger Hafen rauf Richtung Polen und Osteuropa geschafft wird, geht diesen Weg...“

      „Ich nehme an, Abiturienten und Uni-Absolventen werden nicht unbedingt Trucker“, meinte ich. „Und Frau Glasmacher sprach ja davon, dass sie ihn als einen solchen vor sich sieht.“

      „Trotzdem würde ich die Trucker nicht von vorn herein ausschließen“, sagte Frederike Glasmacher. „Wir suchen schließlich jemanden, der wahrscheinlich beruflich unter seinen Möglichkeiten geblieben ist, weil er zu zurückhaltend war und sich nicht gut genug verkaufen konnte.“

      „Und das alles erkennen Sie aus diesem Tatort“, wunderte sich Tommy Kronberg.

      Sie schüttelte den Kopf. „Nicht aus diesem Tatort allein. Aber wenn man alle Tatorte dieser Serie zusammen betrachtet, ergibt sich dieses Bild.“ Frederike Glasmacher atmete tief durch. Ihre Augen verengten sich ein wenig. Sie hatte bis dahin einen sehr kontrollierten Eindruck auf mich gemacht, aber in diesem kurzen Moment konnte man erkennen, wie sehr sie dieser Fall beschäftigte und wie wenig sie es verwinden konnte, dass der Killer noch immer frei herumlief.

      Aber das war nicht verwunderlich.

      Dies war schließlich kein Fall wie jeder andere.

      „Der Mann, den wir suchen, hat kein sexuelles Motiv“, war sie plötzlich überzeugt.

      „Auch nicht in sublimierter Form?“

      „Nein. Es ging dem Täter auch nicht darum, Macht und Dominanz auszuüben oder um das Ausleben sadistischer Triebe. Im Gegenteil, er war sehr rücksichtsvoll. Schließlich hat er das Opfer vorher betäubt und sie getötet, bevor sie erwachte.“

      „Andernfalls würde sie wohl nicht so friedlich daliegen“, stimmte ich ihr zu. „Trotzdem. Der Begriff Rücksicht im Zusammenhang mit einem Gewaltverbrechen...“ Ich schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid, das passt für mich nicht so richtig zusammen, wenn Sie verstehen, was ich meine!“

      „Das verstehe ich durchaus – und genau so widersprüchlich sieht es in der Psyche des Täters aus. Er wollte diese Frauen töten...“

      „Sie bestrafen?“

      „Nein, sich ihrer entledigen. Das trifft es besser. Aber er hat sie dabei sehr schonend behandelt, was mich zu folgender Theorie geführt hat: Die Frauen starben stellvertretend für eine Person, die ihm sehr nahe stand.“

      „Die Mutter?“

      „Es kann auch eine Geliebte oder Ehefrau gewesen sein. Jedenfalls sind seine Gefühle dieser Person gegenüber sehr ambivalent. Er liebt sie – daher die Rücksicht. Aber sie muss etwas getan haben, was ihn zutiefst verletzt hat und daher der Hass und die Notwendigkeit, sie zu töten.“ Ein Ruck durchlief ihren Körper. Sie drehte das Gesicht in meine Richtung und sah mich an. „Ich bin überzeugt davon, dass auf den Täter genau diese Merkmale zutreffen.“

      „Nur hat diese Einsicht bisher nicht dazu geführt, den Kerl zu fassen“, gab ich zu bedenken.

      Sie nickte. „Aber das liegt daran, dass er – abgesehen davon, dass er Frauen umbringt – vermutlich ein sehr unauffälliges Leben führt.“

      „Könnte er verheiratet sein und Familie haben?“

      „Das ist zumindest nicht ausgeschlossen.“ Frederike Glasmacher wandte sich an Dr. Claus. „Könnten Sie mir die Einschnitte noch einmal zeigen?“

      „Wenn Sie sich das unbedingt antun wollen – bitte!“, antwortete der Gerichtsmediziner, der seine Arbeit am Tatort erledigt hatte. Alles Weitere würde in den Obduktionsräumen der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst in Berlin geschehen.

      „Ist ihnen irgendetwas besonders aufgefallen?“, fragte Rudi.

      Frederike Glasmacher zuckte mit den schmalen Schultern. „Ich weiß noch nicht“, murmelte sie.

      5

      Ich ging unterdessen mit Polizeiobermeister Hans-Peter Fastendonk ein paar Schritte zur Seite, um den Kollegen vom Erkennungsdienst Platz zu machen.

      „Wer hat die Tote entdeckt?“

      „Ein Spaziergänger. Wohnt hier ganz in der Nähe. Die Personalien habe ich mir aufgeschrieben. Er war mit seinen Hunden unterwegs. Hüfthöhe Doggen, die er nach nordischen Göttern benannt hatte. Ein sehr eigenartiger Typ.“

      Fastendonk holte einen Zettel aus seiner Jackentasche, auf dem er sich die Personalien notiert hatte und gab ihn mir.

      Er hieß Michael S. Nollendorfer.

      „Frau Glasmacher hat ihn als Täter gleich ausgeschlossen. Darum haben wir ihn gehen lassen. Er hält sich zu Hause zu unserer Verfügung.“

      „Ich möchte gerne mit ihm sprechen.“

      „Tun Sie das. Aber passen Sie wegen den Hunden auf. So groß wie Kälber sind die und haben Kiefer, mit denen die einem mit Leichtigkeit die Kehle durchbeißen können...“

      Unser Kollege Sami Oldenburger kam auf uns zu. Er hielt einen Lippenstift in der Linken. Um am Tatort nicht selbst Spuren zu hinterlassen, hatte er einen weißen Schutzoverall angelegt und trug die üblichen Latex-Einmalhandschuhe.

      „Harry, ich glaube ich habe hier etwas. Dieser Lippenstift lag ganz in der Nähe der Toten im Gras.“

      „Ich nehme an, dass noch genug Speichel am Stift klebt, um nachweisen zu können, ob er dem Opfer gehörte“, meinte ich.

      Sami nickte. „Das werde wir auf jeden Fall untersuchen. Aber ich will im Moment auf etwas anderes hinaus, Harry. Wir haben keine Handtasche gefunden, aber einen Lippenstift. Wenn es sich wirklich um den Lippenstift des Opfers handelt, dann muss es hier auch eine Handtasche gegeben haben.“

      „Die der Täter mitgenommen hat?“

      „Vielleicht.“

      „Ich glaube kaum, dass es der Täter war, der die Handtasche mitnahm“, mischte sich nun Frederike Glasmacher ein, die sich inzwischen auch zu uns gesellt und Samis Ausführungen offenbar zumindest teilweise mitbekommen hatte.

      Sami СКАЧАТЬ