Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin - Alfred Bekker страница 10

СКАЧАТЬ zum Tatort.

      „Ein ziemlich eigenartiger Typ“, meinte Rudi. „Also, wenn du mich fragst, stimmte mit dem doch etwas nicht.“

      „Warten wir ab, was unsere Experten zu dem Messer sagen“, gab ich zurück. „Davon abgesehen mag dieser Sonderling ja nicht gerade ein Menschenfreund sein, aber das heißt nicht, dass er deshalb ein psychotischer Serienkiller ist.“

      „Völlig aus dem Blickfeld sollten wir ihn trotzdem nicht lassen, Harry. Du kannst die Sache drehen und wenden, wie du willst. Wir sollten auf jeden Fall genauestens überprüfen, ob seine Aussagen überhaupt stimmen können. Hast du gemerkt, dass er uns um keinen Preis ins Haus lassen wollte?“

      „Ehrlich gesagt, hätte ich gerade sein Haus auch um keinen Preis betreten, Rudi!“

      Wir stellten den Wagen ab und stiegen aus. Rudi hielt das sorgfältig eingetütete Messer mit der Linken.

      Frederike Glasmacher stellte ihren Wagen hinter unserem ab.

      „Was haben Sie als nächstes vor, Harry?“, fragte sie.

      „Ich dachte mir, es wäre eine gute Idee, diesem Kalli aus Kallis Autobahn-Restaurant mal einen Besuch abzustatten“, meinte ich. „Vielleicht kann der uns noch irgendetwas sagen, was uns weiterbringt.“

      „Klingt ein bisschen nach Herumstochern im Nebel.“

      „Das ist am Anfang oft so. Aber das wissen Sie ja selbst am besten.“

      Ein mattes Lächeln glitt über ihre Lippen. „Das stimmt. Ich würde Sie übrigens auch gerne zu diesem Kalli begleiten. Er kann vielleicht noch etwas mehr über Michael Nollendorfer sagen.“

      „Was interessiert Sie so an dem Kerl? Ich dachte, er würde nicht in Ihr Profil passen.“

      „Tut er auch nicht. Aber ich hatte andererseits das Gefühl, dass er etwas vor uns verbirgt. Der Mann hatte eine Heidenangst und war sehr nervös. Ich frage mich warum.“

      Rudi gab das Messer an Sami Oldenburger weiter. Dieser nahm es aus der Tüte heraus, entfernte die Tasche und klappte es auseinander. „Sehr scharf!“, stellte er fest. „Sein Besitzer hat es regelmäßig geschliffen. Dr. Claus ist leider schon auf dem Weg nach Berlin, aber ich bin überzeugt davon, dass er nicht widersprechen würde, wenn ich sage: Dies könnte die Tatwaffe sein.“

      „Sieht aus wie frisch poliert!“, stellte ich fest.

      Sami roch daran. „Ja, da hat sich jemand große Mühe gegeben, vor kurzem dieses Messer zu reinigen. Das riecht nach Desinfektionsmitteln. Aber bei so einem Messer ist es fast unmöglich, die kleinen Zwischenräume und Ritzen innerhalb des Klappmechanismus wirklich vollständig zu reinigen. Wenn der Besitzer dieses Messers der Täter gewesen sein sollte, werden wir das anhand von Blutresten und DNA-Spuren des Opfers zweifellos feststellen können.“

      Ich ließ den Blick schweifen.

      Kollege Hans-Peter Fastendonk hatte offensichtlich zusätzliche Einsatzkräfte angefordert und ließ damit die Umgebung des Tatorts weiträumig absuchen.

      „Wir haben Fußspuren gefunden, die in Richtung Autobahn führen“, berichtete Fastendonk. „Ob die in Zusammenhang mit dem Fall stehen, werden wir noch abklären müssen. Schließlich waren hier ja auch Reifenspuren. Vermutlich eine Limousine. Aber ob das der Wagen des Opfers oder der des Täters war, ist im Moment noch nicht festzustellen.“

      „Auf jeden Fall ist er im Augenblick nicht mehr da“, stellte Rudi trocken fest.

      Über Funk meldete sich jemand bei Fastendonk.

      „Wir haben hier etwas gefunden“, meldete sich einer der Beamten. „Sieht aus wie der verstreute Inhalt einer Handtasche.“

      8

      Gut eine halbe Meile mussten wir über eine ziemlich unebene Wiese laufen, die hin und wieder durch Baumgruppen und kleine Waldareale unterbrochen wurde.

      Als wir zusammen mit Fastendonk am Fundort eintrafen, hatte man von dort aus einen freien Blick zu einem Restaurant mit Tankstelle, direkt an einem Autobahnparkplatz. Das musste der Laden sein, von dem aus Nollendorfer telefoniert hatte. Frederike Glasmacher hatte sich diesen Fußmarsch durch das offene Gelände mit Rücksicht auf ihr ungeeignetes Schuhwerk nicht zugemutet und war am Tatort geblieben.

      Ein Kollege von der hiesigen Polizei hatte ein eine Packung Papiertaschentücher, einen weiteren Lippenstift aus derselben Kosmetikserie wie jener, der der am Tatort gefunden war und die Mitgliedskarte einer Krankenversicherung sichergestellt.

      Der eingetragene Name lautete Rita Rabulewski.

      Eine andere Kollegin der Schutzpolizei entdeckte wenig später im hohen Gras die dazugehörige Handtasche, die unter anderem einen ebenfalls auf den Namen Rita Rabulewski ausgestellten Führerschein enthielt sowie eine Geldbörse, in der Bargeld und Kreditkarten fehlten.

      „Da hat sich jemand wohl das beste rausgesucht und den Rest einfach weggeworfen“, stellte ich fest.

      Rudi nickte und streckte die Hand in Richtung der Raststätte aus. KALLIS AUTOBAHN-RESTAURANT stand dort in großen Leuchtbuchstaben. „Also gleichgültig, was unsere Psychologin sagt, dieser Nollendorfer scheint mir doch mehr mit dem Fall zu tun zu haben! Ich wette, er war es, der die Handtasche mitgenommen und dann weggeworfen hat. Wenn wir sein Haus auf den Kopf stellen, werden wir dort vielleicht auch noch die Kreditkarten und das Bargeld finden.“

      „Ein Handy fehlt auch“, erinnerte die Kollegin. Ihr Name war Delia Mönkebuer. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich meine, es hat heute jeder eins!“

      Ich konnte das nur bestätigen. „Und ganz gewiss jemand wie Rita Rabulewski, die ihrem Outfit nach eine seriöse Geschäftsfrau gewesen ist.“

      Wir gingen zurück zum Tatort.

      „Irgendetwas Neues?“, fragte uns Frederike Glasmacher, als wir dort anlangten. Sie lehnte dabei gegen den Kotflügel ihres Wagens. Es war unverkennbar, dass dieser Fall für Frederike nicht nur einer von vielen war. Vielleicht hing es damit zusammen, dass diese Mordserie nun schon über Jahre hinweg andauerte und Frederike Glasmacher vielleicht bei Antritt ihres Dienstes bei der Polizei in Hamburg noch die Illusion gehabt hatte, dass er schnell aufzuklären sei.

      Ich konnte mir gut vorstellen, wie das in ihr nagen musste. Jeder, der sein Leben der Bekämpfung des Verbrechens gewidmet hat, wünscht sich natürlich immer die schnellstmögliche Aufklärung eines Verbrechens und die Verurteilung der Schuldigen. Aber es gibt immer wieder Fälle, die sich erst Jahre später im Licht neuer Ermittlungserkenntnisse oder sogar neuer erkennungsdienstlicher Methoden enträtseln СКАЧАТЬ