Название: Sechs utopische Thriller
Автор: Conrad Shepherd
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Научная фантастика
isbn: 9783745202267
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»Man kann sich ja mal irren, oder?«
»Hoffen wir, dass dies Ihr letzter Irrtum war«, meinte Conroy in dem schwachen Versuch, zu scherzen.
»Die Kerle müssen vom Manövergebiet um den Thok Po gekommen sein. Wahrscheinlich war ihnen das ständige Im-Kreis-Fliegen zu langweilig. Die wollten ein bisschen Spaß haben. Den kriegen sie jetzt.«
»... ist uns wieder entkommen, Grün Eins«, kam eine ferne Stimme aus dem Lautsprecher.
»... einfach zu gut, dieser Hundesohn...«, eine andere Stimme.
»... sollten wir in unserer Einheit haben!« Die dritte Stimme konnte ihre Bewunderung für die Flugkünste des Verfolgten nicht verhehlen.
Eine scharfe Stimme brachte die Jägerpiloten zum Schweigen: »Achtung, Drachenrotte! Haltet Funkdisziplin! Taktikbeurteilungen könnt ihr am Ende der Jagd abgeben, Verstanden?«
»Verstanden...«
»Verstanden...«
Die schwerbewaffneten Kampfhover der PPB-Miliz schlossen wieder auf, bildeten eine Krallenformation, die sich jeden Moment um ihr Opfer zu schließen drohte. Auf den Taktikkonsolen hingen die Daumen der Bordschützen nur Millimeter über den roten Druckschaltern, pressten sie nieder, als die winzigen Zielkreuze der Feuerleitautomaten über dem Symbol einrasteten, das die verfolgte Maschine symbolisierte.
Aber da sank der Vertidyne des Waffenschmugglers in einer mit den Augen nicht verfolgbaren spiralförmigen Drehung schon wieder nach unten und aus der Umklammerung heraus.
Die rosaroten Strahlbahnen der Plasmakanonen verpufften wirkungslos in der Nacht.
Haan drückte den Bug des Vertidyne noch weiter nach unten und drehte langsam nach rechts und wieder zurück nach links. Dabei vollführte er eine wellenförmige Vorwärtsbewegung. Der Flug glich einem Höllenritt über der verkarsteten Hochebene, die sich im Licht des Vollmondes wie eine surrealistische Landschaft unter ihnen ausbreitete. Dann zog Haan den Hoverjet in einem Neunzig-Grad-Winkel tausend Meter höher, legte ihn gerade und raste nach Osten.
»Genug gespielt«, ließ sich seine raue Stimme in der Kanzel vernehmen. »Mein Bedarf an Luftkämpfen ist gedeckt.«
Er betätigte eine Reihe schneller Schaltungen.
Aus den Flanken des Vertidyne schossen eine Reihe elektronischer Täuschkörper, deren Auswirkungen Conroy und Tsamcho im Funk mitbekamen
»... Blauer Drache Eins – Blauer Drache Eins!«, knallte eine Stimme aus den Lautsprechern. »Habe Störungen auf meiner Taktikkonsole...«
Eine andere Stimme, verblüfft und alarmiert: »Grüner Drache Sechs hier. Habe den Eindringling verloren... «
»Abdrehen! Bleib mir vom Leib, Grüner Drache. Um Himmels Willen, abdrehe... aaaah!«
Der Schrei brach unvermittelt ab.
Hinter Haans Hover blühten die roten Blumen zweier verschmelzender Explosionen auf und machten kurzfristig die Nacht zum Tag. Eine glühende Trümmerwolke regnete wie ein bengalisches Feuerwerk auf die vereiste Ebene hinab.
»Bei Konfuzius, was geschieht da...?« Die Stimme war voller Frustrationen. »Meine Maschine macht, was sie will. Ich...«
Im Funk herrschte ein heilloses Durcheinander von Stimmen, Befehlen und Anordnungen, die niemand zu befolgen schien, weil jeder mit sich selbst und den verrücktspielenden Anzeigen zu tun hatte.
Auf einem fernen Kanal kam die Stimme des Einsatzführers in der Jägerleitzentrale des Militärstützpunktes am Pass durch, und mit schneidendem Befehlston verschaffte er sich Gehör.
»Abbrechen – Abbrechen! Schaltet eure Flugcomputer ab... fliegt manuell in die Basis zurück.«
»Verstanden...«
Minuten später war der nächtliche Himmel leergefegt von Verfolgern.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Haans Vertidyne schon wieder weit im Osten; er hatte die Triebwerke auf leise geschaltet und glitt nahezu unhörbar über die mondbeschienene Ebene.
10. Kapitel
»Wir werden das Kloster nicht direkt anfliegen«, sagte Haan. »Zu unsicher jetzt. Die Patrouillen zwischen Rudok und Lhakpa sind bestimmt schon alarmiert. Ich kann es nicht riskieren, mit der Waffenladung erwischt zu werden. Kostet mich meinen Kopf. Und ohne den lebt es sich bekanntlich schlecht.« Er lachte freudlos.
Tsamcho bekundete sein Einverständnis mit einem Kopfnicken.
»Ich kenne da einen kleinen See in der Nähe des Klosters. Dort können wir die Waffen verstecken und sie später, wenn die Luft rein ist, von den Mönchen bergen lassen. Einverstanden?«
Haan nickte.
»Und Sie, Doktor?«
Conroy zuckte die Schultern. »Habe ich eine Wahl?«
Tsamcho schwieg.
»Na sehen Sie...«
Es dauerte keine zehn Minuten mehr. Ein See tauchte auf, wenige Sekunden später ein zweiter, dann noch einer. Tsamcho tippte Haan auf die Schulter. Der nickte und drückte den Hover nach unten. Eine Sandfläche am westlichen Ende des Sees schimmerte weißlich. Haan zog eine Kehre und setzte zur Landung an. Plötzlich erhöhte er den vertikalen Schubvektor und startete durch.
»Etwas nicht in Ordnung?«, rief Conroy.
»Mir war, als hätte ich da unten ein Licht gesehen!«, behauptete Haan.
»Wo?«, erkundigte sich der Dolpo-Pa.
»Gleich da drüben auf dem Hügel neben dem See. Sehen wir lieber noch einmal nach.«
Er drehte im Flüstermodus eine Runde, dann noch eine. Doch von dem gesichteten Licht war nichts zu entdecken.
»Was halten Sie davon, Tsamcho?«, fragte Haan.
Conroy blickte den Tibetaner fragend an. Der hob die Schultern.
»Wenn da wirklich ein Licht war«, meinte er, »dann kann es sich nur um das Feuer eines Hirten gehandelt haben. Die Chikom-Soldaten СКАЧАТЬ