Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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      9. Kapitel

      Gegen zehn Uhr rief die Hotelrezeption durch und informierte ihn, dass jemand vom Institut auf ihn wartete, um ihn abzuholen. Er war längst reisefertig, griff sich seine Tasche und ging nach unten. Entgegen seinen Erwartungen war es nicht Nomi, worüber er eine leichte Enttäuschung spürte. Der Abgesandte des Instituts war ein Chinese namens Louie Wong.

      »Mr. Conroy?«

      Morton nickte.

      Wong war groß, hatte ein breites, lächelndes Asiatengesicht. Sein dichtes, dunkles Haar glänzte, als sei es mit Lack überzogen. Er hatte den leicht wiegenden Gang eines durchtrainierten Athleten; sein Händedruck war fest und zupackend.

      »Bitte folgen Sie mir, Mr. Conroy. Draußen wartete der Wagen. Ich habe Anweisung von Mr. Devlin, Sie zum Institut zu bringen.«

      »Danke. Ist Mr. Devlin denn schon aus Lhasa zurück?«

      »Er traf gegen Mitternacht ein.«

      »Ich hatte eigentlich Miss McIrnerny erwartet«, sagte Conroy beiläufig. »Ist sie verhindert?«

      Die Augen des jungen Mr. Wong blinzelten.

      »Sie musste überraschend in den Süden. Es ist ungewiss, ob sie morgen oder übermorgen zurückkommt.«

      »Ach so. Schade, ich hätte sie gerne noch gesehen, bevor ich mich in die Einsamkeit der Berge verdrücke.«

      Mr. Wong erwies sich auf der Fahrt vom Hotel zum Rimtec-Institut als höflich und bestens informiert. Er steuerte den Hover selbst. Das blau lackierte Gefährt schlängelte sich geschickt durch breite Boulevards und schmale Gassen. Unterwegs zeigte Wong Conroy die Sehenswürdigkeiten, an denen sie vorüberkamen, und wies auf ihre Besonderheiten hin, als hätte er nie etwas anderes in seinem jungen Leben getan.

      »Sie sind gut informiert, Mr. Wong«, bemerkte Conroy.

      »Für einen Chinesen, meinen Sie?« Wong zeigte seine schneeweißen Zähne. »Das gehört zu meinen Tätigkeiten, Sir.«

      »Und was sind das für Tätigkeiten, Mr. Wong?«

      »Erster Sekretär, Hausmeister, Chauffeur«, zählte er auf, »Mechaniker, Pilot – und Stadtführer. Suchen Sie sich etwas aus.«

      Conroy schwieg verblüfft, bis der Hover vor dem Institut zum Stehen kam.

      Poul Devlin erwartete sie bereits am Fuße des Treppenaufganges mit den steinernen Drachenköpfen links und rechts.

      Er war ein mittelgroßer Endvierziger mit leicht angegrauten Schläfen, der in seinem weißen Anzug kühl und wie einem Modejournal entsprungen wirkte.

      »Bleiben Sie sitzen, Doktor Conroy«, bedeutete er ihm und stieg zu ihnen in den Hover. »Wir müssen gleich zu Haan, der Abflugtermin hat sich etwas nach vorne verschoben. Mein Gott, wir haben uns lange nicht gesehen, Morton. Ich glaube, es war während eines Kongresses in Budapest, oder?«

      Conroy schüttelte den Kopf. »Bukarest«, sagte er. »Bukarest.«

      »Potzblitz«, lachte Devlin jovial und klopfte sich auf die Schenkel. »Budapest – Bukarest. Ich verwechsle das noch immer. Wie geht's Ihnen denn?«

      Sie schüttelten sich die Hände.

      »Am liebsten gut«, erwiderte Conroy mit einem hintersinnigen Lächeln.

      Devlin spielte seinen Part ausgezeichnet.

      Wie Nomi McIrnerny schien auch dieser Louie Wong nicht in die geheimen Tätigkeiten des Rimtec-Institutsleiters eingeweiht zu sein.

      »Wie war denn der Flug?«, erkundigte er sich und gab Louie Wong das Zeichen zum Weiterfahren.

      »Miserabel«, hielt Conroy mit. »Schlechter Service. Schlechtes Publikum. Ich saß die ganze Zeit neben einem nach Knoblauch stinkenden Teppichhändler aus Beschmagar. Zu allem Überfluss sind wir über Aden mitten in ein Gewitter hineingeraten. Der Anschluss in Delhi war natürlich weg, und ich musste stundenlang auf den nächsten Carrier warten.«

      »Ich hoffe, Sie haben sich inzwischen von den Unannehmlichkeiten des Fluges erholt, Mort.«

      »Aber ja, Poul«, erwiderte Morton.

      Devlin bot Conroy eine Zigarette an.

      Eine Weile rauchten sie schweigend, während das Allround-Faktotum des Institutes den Hover geschickt durch die durcheinanderwogende Menschenmenge des mittäglichen Verkehrs von Schrinagar lenkte.

      Schließlich erreichten sie die Vororte und fuhren entlang des Flusses, bis sie das eingezäunte Areal Ray Haans erreicht hatten. Wong brachte den Hover zum Stehen.

      »Warten Sie hier, Louie«, bedeutete ihm Poul Devlin. »Ich bin gleich wieder zurück.

      »Ich werde warten, Herr«, sagte Wong auf Kantonesisch.

      »Du sollt nicht diese alte Sprache sprechen«, erwiderte Devlin ebenfalls in Kantonesisch, »und nenne mich nicht immer Herr.«

      Conroy tat so, als verstünde er kein Wort. Er griff sich seine Tasche und stieg aus.

      »Viel Glück, Doktor!«, wünschte ihm Louie Wong. »Geben Sie acht, dass Sie nicht einem Yeti begegnen dort oben in den Bergen. Ich warne Sie. Es könnte gefährlich werden.«

      »Das Leben ist immer gefährlich«, sagte Conroy kurz. »Und setzt man über einen Fluss, so ist es schon Jahrhunderte vorher vom Schicksal bestimmt, wie Tseng-kuang sagt.«

      Haan erwartete sie im Hangar vor einem unauffällig lackierten Cargo-Hover. Die seitliche Schiebetür stand offen; Haans indischer Mechaniker wuchtete wortlos Conroys Reisegepäck ins Innere. Conroys Blick fiel auf schwarze Multiplastikbehälter, die im Ladebereich festgezurrt waren.

      Eine Furche bildete sich über seiner Nasenwurzel. Als Soldat wusste er, was in diesen Kisten üblicherweise transportiert wurde: Schnellfeuergewehre, Munition, Handgranaten! Dann erinnerte er sich daran, dass Haan neben seinen sicher zahlreichen Tätigkeiten vor allen Dingen die eines Waffenschmugglers ausübte und zuckte mit den Schultern.

      »Ich hoffe nur, wir kommen in keine Kontrolle der Luftpolizei«, sagte er und wies kopfnickend auf die Ladung.

      Ray Haan griente und schob seinen Zigarrenstummel in den anderen Mundwinkel.

      »I wo«, erwiderte er, »mit Sicherheit nicht.«

      »Haben Sie bekommen, worum ich Sie bat?«, erkundigte sich Conroy.

      »Liegt schon drin.« Der Pilot deutete mit dem Daumen über seine СКАЧАТЬ