Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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СКАЧАТЬ wandte Haan sein Gesicht zu und sagte bewundernd: »Wo haben Sie diese... diese Wahnsinnsmaschine aufgetrieben? Ist Ihnen noch niemand draufgekommen, dass Sie sich in Besitz von Kriegswaffen befinden?«

      Haan zuckte die Schultern.

      »Krr-ieg sein lang-ge vorbei«, radebrechte er in der schlechten Parodie eines beo-russischen Infanteristen.

      »Der Krieg ja«, betonte Conroy und wandte sich an den Dolpo-Pa. »Würden Sie mich bekannt machen, Ray!«, sagte er über die Schulter.

      Der Tibetaner trug das traditionelle lange Untergewand mit weiten Ärmeln und darüber eine Schuba aus Schaffell, die seine Brust bis zum Gürtel freiließ. Seine Beine steckten in kniehohen roten Stiefeln aus Rohleder. Sein Haar war zu beiden Seiten des Kopfes zu Zöpfen hochgebunden, darauf thronte eine spitz zulaufende Fellmütze. Der Dolpo-Pa war groß und kräftig. Sein gebräuntes Gesicht hatte keine orientalischen Züge. Zudem verliehen ihm die hohen Backenknochen und die gerade Nase etwas Aristokratisches.

      »Tsamcho, das ist Doktor Conroy. Der Ethnologe, der zum Lhakpa-Kloster will«, sagte Ray Haan.

      Der Tibetaner streckte die Hand aus und sagte schlicht: »Ich freue mich, Doktor Conroy.«

      Morton war beeindruckt. Was nicht nur an dem einwandfreien Englisch lag, das Tsamcho sprach. Er war auch sonst ein Mann, der in jeder Umgebung Eindruck gemacht hätte. Intelligent und hart. Eine Führerpersönlichkeit, trotz seiner Jugend. Männer dieses Schlages, dachte er, gehen keiner Auseinandersetzung aus dem Weg. Sie gingen ein paar Schritte von der Maschine weg und setzten sich auf eine Kiste. Im Hangar war Rauchen verboten, deshalb unterließ es Conroy, Tsamcho eine Zigarette anzubieten, obwohl er an dessen gelblich verfärbten Fingerspitzen sah, dass er ein starker Raucher sein musste.

      »Devlin sagte mir», begann er, »dass Sie mich nach Tibet begleiten und mir bei den Mönchen des Kloster Lhakpa weiterhelfen wollen?«

      »So ist es.«

      »Warum tun Sie das?«

      »Ich verspreche mir«, antwortete der Tibetaner einfach und ohne Pathos, »von Ihren Studien ein bestimmtes Echo in der Welt. Außerdem ist meine Anwesenheit im Kloster dringend gefordert.«

      »Wie ist denn die Lage im westlichen Tibet?«

      »Sie unterscheidet sich vom übrigen Land. Die Chinesen haben ihre Präsenz seit Dekaden immer mehr verstärkt, haben neue Straßen angelegt, Brücken gebaut und versuchen, auch die letzten Bastionen unseres tapferen Volkes zu zerschlagen.«

      »Es gibt also noch immer Widerstand?«

      Ein leichtes Lächeln huschte über Tsamchos Gesicht.

      »Unser Volk ist ein Volk von Hirten, die ständig mit ihren Herden umherziehen. Es sind harte Bergbewohner, die sich nicht so leicht fremder Herrschaft unterwerfen, schon gar nicht der der Chinesen. Was haben Sie eigentlich mit Ihrer Frage bezweckt?«

      »Ich war bislang der Meinung, dass das tibetanische Volk mit seinem buddhistischen Glauben jeder Art von Gewalt abgeneigt ist«, bemerkte Conroy in seiner Rolle als Ethnologe.

      »So war es einmal«, erwiderte Tsamcho mit harter Stimme. »Doch dann kamen vor vielen Jahrzehnten die Chinesen, töteten unsere Männer, vergriffen sich an unseren Frauen und Töchtern. Vor langer, langer Zeit waren die Tibetaner bereits schon einmal fürchterliche Krieger, bis Buddha uns die Pfade des Friedens lehrte... Die Chinesen haben uns wieder in ein kriegerisches Volk zurückverwandelt. Und dafür hassen wir sie.«

      Er hat recht, dachte Conroy. Bei Rungmar Thok haben sogar Frauen und Mönche gekämpft.

      »Was ist mit euch beiden?«, rief Haan von der Maschine herüber. »Wenn ihr soweit seit, dann können wir!«

      Sie gingen hinüber.

      Conroy wandte sich an den Dolpo-Pa. »Ich sollte jetzt wohl besser meine Verkleidung anlegen, oder?«

      Tsamcho nickte und zerrte ein Kleiderbündel aus der Kanzel. Es enthielt die landestypische Tracht der Tibetaner: grobe Wolljacke, Schuba und Mütze aus Schaffell sowie ein paar Rohlederstiefel. Conroy zog sich rasch um und zeigte sich Haan.

      »Und, wie mache ich mich?«

      Der Pilot und Schmuggler hatte seine Zweifel.

      »Na ja. Aus einiger Entfernung wird keinem etwas auffallen, denke ich mal. Am besten ist, Sie schmieren sich bei der nächsten Gelegenheit Dreck ins Gesicht. Sie sind zu sauber, Mann!«

      Conroy grinste. »Ich werde dran denken. Versprochen.«

      Tsamcho und Conroy kletterten in die Kanzel, dann schob sich Haan nach vorne auf den Pilotensitz. Er aktivierte das Instrumentenbrett und rief die holographische Karte auf, danach wandte er sich an Tsamcho.

      »Und Sie sind sicher, dass die Grenzpatrouille uns in Ruhe lassen wird?«

      Der Dolpo-Pa nickte zuversichtlich. »Die Patrouille sollte den Phoksando-Pass eigentlich täglich kontrollieren, aber in letzter Zeit ist die Gegend für sie zu unsicher geworden. Der Grenzposten besteht nur aus einem Zug mit zehn Mann und einem Unteroffizier. Sie haben nur vier Kampfbuggys zur Verfügung, von denen einer oder zwei durch die Kälte ständig ausfallen. Ihre Basis ist in der Nähe von Rudok. Aber diese Patrouillen machen mir weniger Sorgen...«

      »Sondern?«

      »Es ist die chinesische Luftwaffe. Sie führt östlich von unserer Route regelmäßig Aufklärungsflüge durch, seit dort permanente Manöver abgehalten werden.«

      »Hoverjäger?«, fragte Conroy.

      »Stimmt genau.« Tsamcho schlug mit der flachen Hand auf die Armlehne seines Kontursitzes. »Eine schöne Maschine, diese Vertidyne, aber ist sie auch den Jägern gewachsen?«

      »Das reicht jetzt, Tsamcho«, mischte sich Haan ein. »Lassen Sie sich versichert sein, dass diese Maschine viel mehr ist, als Sie glauben. Sie werden es vielleicht sogar herausfinden. Heute noch. Wer weiß...« Haan lehnte sich noch einmal aus der Kanzel. »Erwarte mich in etwa vier Stunden zurück!«, rief er Parimandu zu. Dann löste er die Bremsen und erhöhte etwas die Drehzahl der Hubrotoren. Die Titanjalousien unter den Rotorblättern waren nach hinten gerichtet und übten Druck auf die Maschine aus. Langsam schwebte sie, zwei Handbreit über dem Hallenboden, ins Freie.

      Der Pilot und Waffenschmuggler kontrollierte ein letztes Mal die Instrumente.

      Sekunden später blieb der Erdboden unter ihnen zurück. Haan erhöhte schlagartig die Leistung der Motoren und zog den Steuerknüppel an den Bauch. Der Hoverjet schwang sich empor und in die Schlucht hinein. Zu beiden Seiten rasten hohe Felswände an der Besatzung vorbei. Riesig und drohend ragten die Bergwände vor ihnen auf. Haan ließ die Vertidyne höher und höher steigen, dann änderte er den Schubvektor – und die Maschine jagte mit einer Höllenfahrt zwischen zwei Gipfeln hindurch zu einem anderen Pass hinüber.

      *

      Mehr und mehr gewann Conroy den Eindruck, sich auf dem Mond zu befinden anstatt auf der Erde. Auf allen Seiten ragten gewaltige, schneebedeckte Gipfel empor, zwischen denen sich Ray Haan mit wahrhaft СКАЧАТЬ