Название: Alfred Bekker Thriller: Ein Ermordeter taucht unter
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783745200560
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„Ich möchte gerne noch mal mit ihr sprechen“, sagte ich.
„Mit dieser Sara McDougal?“, fragte Milo. „Ich denke, die hat uns alles gesagt, was sie wusste und woran sie sich erinnern konnte. Wenn du mich fragst, dann hatte die in erster Linie eine Heidenangst, dass ihr selbst etwas passieren könnte.“
„Siehst du hier irgendeinen Jogger, Milo?“
„Ich nehme an, du meinst den Teil des Parks, den die NYPD-Kollegen noch nicht mit Flatterband eingegrenzt haben“, gab Milo zurück.
„Milo, schau dir diese Wege an, wer will darauf laufen? Drüben im Battery Park auf der Dewey Promenade, laufen ganze Heerscharen von Joggern daher, aber hier...“
„Sie wollte vielleicht nicht dort laufen, wo alle laufen, Jesse!“
„Ich würde gerne einfach hören, was sie selbst dazu sagt!“
Milo seufzte. „Okay“, sagte er.
5
Wir suchten die Adresse im Battery Place 26 auf, die Sara McDougal angegeben hatte.
Sie bewohnte eine Traumetage in einem Haus, das mit seinen fünfzehn Stockwerken eher zu den kleinen Bauten dieser Gegend zählte. Es gab hier sowohl Büros als auch Apartments.
Sara McDougal war selbständige Anlageberaterin. So stand es auf dem Schild an ihrer Tür. Auch das war nicht überraschend. Viele, die in diesem Teil New Yorks lebten, hatten etwas mit der Börse oder den Banken zu tun. Zwar waren Wohnungen hier sündhaft teuer, aber manche dieser Yuppies arbeiteten fast rund um die Uhr und waren darauf angewiesen, keine weiten Wege zu ihrem Arbeitsplatz zurücklegen zu müssen. Einige selbstständig Arbeitende wie Sara McDougal hatten ihre Privaträume gleich an das Büro angegliedert.
Sie empfing uns in einem sehr seriös wirkenden Kostüm – konservativ genug, um in jeder Vorstandssitzung eines Bankenkonsortiums eine gute Figur zu machen.
„Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“, fragte sie, nachdem ich ihr meine ID-Cards gezeigt hatte. „Um ehrlich zu sein, wüsste ich nicht, was ich Ihnen noch zu dem sagen sollte, was ich bereits Ihrem uniformierten Kollegen von der City Police zu Protokoll gegeben habe!“
„Ich hatte eben keine Gelegenheit mich vorzustellen“, sagte ich. „Ich bin Agent Jesse Trevellian. Mit meinem Kollegen Milo Tucker haben Sie bereits gesprochen. Um ehrlich zu sein, haben die bisherigen Ermittlungen am Tatort eher mehr Fragen aufgeworfen als welche beantwortet.“
Sie führte uns zu einer Sitzecke, die aus schlichten Ledersesseln bestand. Man hatte von hier aus einen Blick bis zum Castle Clinton im Battery Park.
„Möchten Sie etwas trinken?“
„Danke, wir sind im Dienst!“, wehrte Milo ab und sprach damit durchaus auch in meinem Sinn.
Sara McDougal musterte uns kurz nacheinander. Dann fragte sie: „Was ist dort geschehen? Ist jemand umgebracht worden? Ich glaube, wenn sich nur jemand einen Scherz erlaubt und mit seiner Waffe in der Gegend herum geballert hätte, dann wäre wohl nicht so ein Aufhebens um die Sache gemacht worden.“
„Ehrlich gesagt – nicht einmal das wissen wir“, sagte ich.
Sie fixierte mich mit ihrem Blick. Ihr Augenaufschlag war gekonnt. Aber das kalte Glitzern in diesen Augen warnte mich. Ich hatte es mit einer sehr berechnenden Frau zu tun. Zumindest in ihrem Job musste sie das auch sein, aber wenn man nach der Architektur ihrer Wohnung ging, gab es zwischen Job und Privatleben überhaupt keine klare Trennlinie.
Immerhin das hatten wir gemeinsam.
„Eigentlich sind wir hier, um Fragen zu stellen und nicht sie zu beantworteten“, erwiderte ich.
„Oh, verzeihen Sie!“
„Joggen Sie öfter im Robert F. Wagner Jr Park?“, fragte ich.
„Ab und zu.“
„Warum gerade dort? Die Dewey Promenade ist nur ein paar Meter entfernt.“
Sie runzelte die Stirn. „Was soll das jetzt? Seit wann gibt es im Staat New York Vorschriften darüber, wo man joggen darf und wo nicht? Zumindest was öffentliche Parkanlagen betrifft, ist das überall möglich!“
„Ja, das mag schon sein, Miss McDougal. Es war nur eine Frage.“
„Die damit ja wohl beantwortet sein dürfte!“, versetzte sie kühl.
„Ein anderer Punkt, der mich gewundert hat, ist die Zeit. Genau um 11.47 rief jemand bei uns im Field Office an, um zu melden, dass er bedroht würde! Das ist eine ungewöhnliche Zeit zum Joggen für eine viel beschäftigte Geschäftsfrau...“
„Das mag für jemanden wie Sie gelten, der an feste Dienstzeiten gebunden ist“, erwiderte Sara McDougal schneidend. „Aber ich bin der glücklichen Lage mir meine Termine selbst legen zu können. War’s das, was ich für Sie tun konnte?“
„Ich möchte den gesamten Hergang noch mal in jedem Detail mit Ihnen durchgehen. Wissen Sie noch, wann genau Sie den Robert F. Wagner Park erreicht haben?“
„Nein, das weiß ich nicht mehr. Ich kam von der Dewey Promenade. Wissen Sie, ich habe so meine feste Strecke und im Übrigen laufe ich, um den Kopf frei zu bekommen, nicht um dauernd die Uhr im Auge zu behalten.“
„Wie auch immer. Was geschah?“
„Ich hörte zwei Schüsse und rannte weg. Das ist auch schon alles – aber das habe sowohl Ihnen, Agent Tucker, als auch einem Ihrer NYPD Kollegen bereits gesagt.“
„Wie schnell laufen Sie auf hundert Meter?“, fragte ich.
„Was soll das denn jetzt?“
„Es ist einfach nur eine Frage!“
„Und was hat das bitte schön mit diesem Fall zu tun?“
„Es hat mit Ihrer Aussage zu tun. Zwischen dem ersten der Schüsse und unserem Eintreffen sind ein paar Minuten vergangen. Sie hätten längst weg sein müssen – selbst bei gemäßigtem Tempo. Aber wir trafen Sie nur zweihundert Meter vom vermeintlichen Tatort entfernt an.“
Sie verzog das Gesicht. „Ich dachte, Sie versuchen denjenigen zu fangen, der geschossen hat – stattdessen muss ich mich jetzt dafür rechtfertigen, nicht schnell genug gelaufen zu sein! Das ist unglaublich und ich denke, ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren!“
„Miss McDougal, wir versuchen einfach den zeitlichen Ablauf einer Tat zu rekonstruieren, und da bringt uns nun einmal jede noch so belanglos erscheinende Ungenauigkeit durcheinander.“
Sara McDougal atmete tief durch.
„Okay, ich bin nicht sofort losgerannt, wenn Sie es genau wissen wollen.“
„Sondern?“
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