Название: Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band!
Автор: Frank Rehfeld
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212471
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„Das hatte ich mir ja auch eingebildet, Mister Launders“, erwiderte Bunk kläglich. „Ich dachte gestern, ich könnte dort eine ungestörte Nacht verbringen. Dabei laufen dort mehr Männer herum als zur Zeit, als Hartway noch lebte.“
„Du spinnst.“
Bunk Jorry blieb bei seiner Behauptung. Er erklärte, dass eine Menge Männer mit Autos gekommen seien, als er sich im Stall versteckt hatte. In der Nacht habe er sich heimlich etwas aus der Küche geholt und sei dann schleunigst verduftet.
„Es war mir dort nicht ganz geheuer“, fuhr er fort. „Ich habe ein paar von den Typen gesehen. Die reinsten Gangstervisagen. Mit denen wollte ich nichts zu tun haben. Da ist mir die Witwe Prosper noch lieber.“
Der Hilfssheriff schüttelte den Burschen.
„Gangstervisagen, sagst du? Kannst du mir ein paar von ihnen beschreiben?“
Bunk Jorry tat es. Er hatte eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe.
„Bommerfield!“, stieß Launders entgeistert hervor. „Wenn das wahr ist, Bunk, und ich die Galgenvögel schnappe, drücke ich bei dir ein Auge zu.“
Der andere strahlte. Damit hatte er nicht gerechnet. Er wusste genau, dass er bei Launders überfällig war.
„Sie können sich drauf verlassen“, beteuerte er.
Der Hilfssheriff grinste böse.
„Das könnte dir so passen. Nein, mein Lieber! Ich glaube nur, was ich mit meinen eigenen Augen sehe. Wir fahren jetzt zusammen zur Hartway Ranch. Und wenn du mich angelogen hast, verspreche ich dir zwei Wochen extra.“
Wohl oder übel musste der Gauner den Gesetzeshüter zu dessen Motorrad begleiten, das in anderthalb Meilen Entfernung in einem altersschwachen Schuppen untergestellt war.
Zusammen fuhren sie zur Hartway Ranch.
Die Gebäude lagen im Dunkeln.
Von den Autos, die Bunk Jorry erwähnt hatte, war weit und breit nichts zu sehen.
„Bleibst du immer noch bei deiner Behauptung?“, fragte Launders.
„Sie sind eben wieder weggefahren. Sehen Sie doch in der Küche nach! Dann werden Sie ja merken, dass dort noch vor kurzem gekocht wurde.“
Der Hilfssheriff stellte die Maschine ab.
„Aber du kommst mit. Bilde dir nicht ein, dass du türmen kannst.“
Die Tür zum Hauptgebäude war nicht verschlossen.
Schon bald musste Launders zugeben, dass Jorry nicht gelogen hatte. Seine Nase stellte auch fest, dass hier vor kurzem eine Menge Schüsse abgegeben worden waren. Dann fanden sie den Toten. Der Hilfssheriff war fassungslos.
„Nach der Beschreibung muss das ein gewisser Shatson sein“, meinte er. „Er wurde mit fünf Kumpanen aus dem Gefängnis in Alliance befreit. Der Gefängnisdirektor ist seither verschwunden. Sie haben ihn als Geisel mitgenommen. Die Beschreibung von dem Kerl, der dahintersteckt, habe ich auch.“
Launders rechnete nicht damit, dass er auch noch Gefangene finden würde. In dem Verletzten erkannte er den Gangster Hurt. Die beiden anderen waren ihm unbekannt.
„Ein Glück, dass Sie kommen, Sheriff“, sagte Doc Caan erleichtert. „Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass ich gerettet würde.“
„Gerettet?“, fragte Launders und deutete auf die Handschellen.
„Ein gewisser Dave Carlson hat das alles angezettelt“ erklärte der Doc. „Er hat mit einem Trick ein paar Geiseln auf der Ranch festgehalten. Ich war einer der Leidtragenden. Drei hat er umgebracht. Sie finden ihre Gräber hinterm Haus. Dann befreite er in Nebraska sechs Schwerverbrecher. Es kam dann aber zu einer Auseinandersetzung zwischen den Gangstern. Seitdem sind sie verschwunden. Ich nehme an, dass sie sich gegenseitig jagen. Ich wurde mit den Handschellen gefesselt, die Mister Palmer, der Gefängnisdirektor, bei sich trug. Sie hätten mich auch umgebracht, aber sie sagten, sie würden mich vielleicht noch als Geisel brauchen, wenn sie wiederkommen. Sie planen irgendeine Gaunerei.“
Launders hörte aufmerksam zu. Zum Schluss ließ er sich diesen Dave Carlson beschreiben. Da gab es keinen Zweifel mehr. Es handelte sich um den Kerl, der die Gangster aus dem Gefängnis geholt hatte. Demnach sagte der Mann die Wahrheit.
Er befreite den Doc von den Handschellen und forderte ihn auf, mit ihm zu kommen, um seine Aussage zu Protokoll zu geben. Doc Caan erklärte sich einverstanden.
Jim bestätigte die Aussage. Er war heilfroh, seine Fesseln loszuwerden.
Launders zögerte, Hurt zurückzulassen, aber drei Mann hatten auf seiner Maschine nicht Platz. Er würde sich beeilen und den Gangster schnell abholen lassen. Bunk Jorry ließ er laufen.
Er ging mit Doc Caan zum Motorrad.
„Halten Sie sich gut bei mir fest, Doc“, empfahl er, als er sich auf die Maschine schwang.
„Ist es so richtig, Sheriff?“, erkundigte sich der Doc. Er zog vorsichtig den Revolver aus dem Holster und rammte die Waffe Launders in den Rücken. Dann drückte er ab. Ein einziger Schuss genügte für den feigen Mord.
Launders kippte zur Seite.
Caan nahm sämtliche Munition an sich, die er bei dem Toten fand. Dann schwang er sich aufs Motorrad und flüsterte hasserfüllt: „Dass du es gewagt hast, mir Handschellen anzulegen, wirst du noch bereuen, Bount Reiniger.“
23
Es war längst hell. Die Gangster lauerten abseits der Staatsstraße 270. Sie wussten zwar nicht, wann der Transport mit den Millionen vorbeikommen würde, doch dass er eine andere Route wählte, war ausgeschlossen.
Munk hatte an alles gedacht. Wie in seinen besten Zeiten. In Lusk hatten sie noch einmal vollgetankt und sich außerdem zwei Walkie Talkies besorgt. Mit einem dieser Geräte hatten sie Rushling kurz hinter Lance Creek abgesetzt. Er sollte den Transporter ankündigen.
Munk, Bommerfield und Geliert hockten im dichten Buschwerk. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet. Gladys und Mabel Taylor wurden von ihnen in Schach gehalten.
Munk weidete sich an ihrer Angst.
„Betet, dass die Knaben mit dem Zaster keine Helden sind“, meinte er gehässig. „Bei dem kleinsten Widerstand jage ich persönlich einer von euch eine Kugel durch den Schädel. Die andere benutzen wir dann als Kugelfang. Wollen wir wetten, dass sich Sesam dann öffnet und die Millionen ausspuckt?“
Die Frauen tauschten verzweifelte Blicke. Sie dachten beide dasselbe. Sie waren nach South Dakota gekommen, um eine geheimnisvolle Erbschaft anzutreten. Und nun hatten sie nicht nur ihre finanziellen Schwierigkeiten am Hals, sondern auch noch eine Gruppe gnadenloser Killer. Niemand konnte ihnen helfen. Die Gefangenen auf der Ranch mussten selbst um ihr Leben fürchten.
Mabel СКАЧАТЬ