Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts. Sandy Palmer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts - Sandy Palmer страница 73

СКАЧАТЬ lag also doch kein Notfall vor, und wenn doch, so eher bei mir, weil ich die Qual in meiner Körpermitte nicht mehr auszuhalten glaubte.

      Hatte Frau Jirka meine Not erkannt? Ich kam aus dem Staunen nicht heraus: Mit der größten Selbstverständlichkeit, als wäre es die alltäglichste Sache der Welt, knöpfte sie mir das Hosentürl auf und streifte meine Unterhose über den darin eingezwängten geheimen Körperteil, den ich damals nur mit dem griechischen Wort Phallus zu bezeichnen pflegte. Aus seiner Bedrängnis war er damit erlöst, meine körperliche Qual war zu Ende. Aber dafür zeigte er sich jetzt unverhüllt und (wie es bei Goethe heißt) in allen seinen Prachten einem fremden und noch dazu weiblichen Auge; und das war mir so peinlich, dass ich vor Scham zu vergehen glaubte. Denn die Frau Jirka schaute nicht etwa weg, sondern betrachtete ihn ganz unverhohlen und mit der gleichen Miene, mit der man einen Leckerbissen betrachtet, den man sich in den Mund stecken will. Und dann berührte sie ihn sogar mit beiden Händen und begann ihn auf das Zärtlichste zu liebkosen, so zärtlich, dass ich selber schwer zu atmen, zu keuchen, zu stöhnen begann. Doch zugleich musste ich innerlich lachen. Ich hatte nämlich ein sogenanntes Aha-Erlebnis. Erst kürzlich hatte ich mich mit einer Homerstelle beschäftigt und nachgegrübelt, wie das konkret zu verstehen sein mochte, und war auf keinen grünen Zweig gekommen. Der Göttervater erblickt unversehens seine verführerisch geschmückte Gemahlin. Da umhüllte ihm süßes Verlangen die Sinne, wie damals, als sie zum ersten Mal sich in Liebe vereinigten, ins Bett steigend, heimlich vor den lieben Eltern.

      Jetzt wusste ich's. Genau dieses „süße Verlangen“ spürte ich im Augenblick in meiner eigenen Brust, und es verlockte mich, befahl mir, zwang mich, eine Hand auf Frau Jirkas Brust zu legen und diese ebenso zärtlich zu liebkosen, wie sie meinen Phallus liebkoste.

      Ihr schien das ganz gut zu gefallen. Denn sie selber intensivierte daraufhin ihre Liebkosungen. Und dann geschah etwas, was mich zutiefst schockierte: Sie ließ sich zu Boden gleiten und nahm meinen bereits glühenden Phallus in den Mund, als wäre er ein Leckerbissen, und biss zwar nichts davon ab, bearbeitete ihn aber nun zusätzlich mit den Lippen und sogar mit der Zunge. Der Erfolg war, dass die in ihm herrschende Glut zu meinem Entsetzen eine Stichflamme erzeugte. Er explodierte förmlich in ihrem Mund, und es geschah dasselbe, was bisher nur des Nachts in meinen feuchten Träumen geschehen war. So gelähmt fühlte ich mich vor Schreck, vor Überraschung, dass ich es nicht schaffte, ihn ihr rechtzeitig zu entziehen. Schlimmer noch: Der flüssige „Leckerbissen“, den ihr mein Phallus in den Mund spritzte, schien ihr sogar zu schmecken. Alles schluckte sie hinunter und machte dabei ein verklärtes Gesicht, als sähe sie den Himmel offen wie der heilige Stephanus, bevor er gesteinigt wurde.

      „Aber Frau Jirka“, stammelte ich, sobald die Lähmung nachzulassen begann, konnte aber nicht weiterstammeln. Denn sie verschloss mir den Mund mit einem Kuss – einem Kuss, wie ich noch nie einen bekommen hatte.

      „Ich heiße Ella“, flüsterte sie. „Und du Benedikt. Ja?“

      Ich nickte und wusste nichts zu erwidern.

      „Sag, liebster Benedikt, hast du schon einmal mit einer Frau geschlafen?“

      Verwirrt von einer solchen Frage, schüttelte ich den Kopf.

      „Und? Möchtest du?“

      Ich zögerte. Meine Verwirrung stieg ins Unermessliche. Da aber jenes süße Verlangen noch nicht völlig geschwunden war, nickte ich unwillkürlich. Daraufhin sagte sie nichts mehr, sondern begann mich wortlos zu entkleiden, und durch ihr Beispiel angeregt, begann ich, kühn geworden, sie zu entkleiden, und geriet durch all das Wunderbare, was meine Augen zu sehen und meine Hände zu spüren bekamen, in eine derartige Erregung, dass das süße Verlangen in mir erneut die Herrschaft in meiner Brust übernahm und alle meine Sinne umhüllte. Ich merkte kaum, wie mir Ella, sobald wir beide nackt waren, um den Hals fiel, sich an mich schmiegte, mich abermals küsste, wie wir gemeinsam auf die Couch niedersanken, wie sie mich geschickt über sich zog, meinen Phallus in den heißen See zwischen ihren Schenkeln tauchte, weiter noch als vorhin meine Hände, und ihn veranlasste, ihr weiches Fleisch zu teilen, und wie dieser aufs Neue explodierte, wie sie aufs Neue einen sonderbaren Schrei ausstieß und wie sie aufs Neue zuckte und danach wie gelähmt unter mir lag und einer Schlafenden glich und wie ich zuletzt selber einschlummerte.

      Irgendwann wachte ich wieder auf und fühlte mich total benommen, wusste nicht, wo ich war und bei wem und warum ich so unbequem lag. Nur eins wusste ich: Etwas Schreckliches ist passiert. Doch ehe ich noch verstand, was dieses Schreckliche war, spürte ich weiche, zarte, erregende weibliche Haut auf meiner Haut, verführerische weibliche Lippen auf meinen Lippen, eine verführerische weibliche Zunge in meinem Mund, verführerischen weiblichen Duft in meiner Nase und hatte sofort wieder eine Erektion, und süßes Verlangen umhüllte mir die Sinne, und meine Ahnung von etwas Schrecklichem, das passiert sein mochte, war umhüllt, verdunkelt, unsichtbar, aus meinem Bewusstsein verbannt.

      Und wieder machte sich Ella mit bestürzender Leidenschaft über mich her und trieb meine eigene Leidenschaft in ungeahnte Höhen. Und wieder liebkoste und küsste sie meinen Phallus, und wieder tauchte sie ihn in ihren heißen See und in ihren dunklen, engen, heißen, feuchten, weichen, ach so süßen Tunnel und machte ihn glühen. Und wieder explodierte er in ihr, und wieder zuckte sie heftig und stieß ihren sonderbaren Schrei aus und lag danach wie gelähmt unter mir und schien zu schlafen.

      Ich selber schlummerte freilich nicht wieder ein, sondern erinnerte mich dunkel an die Ahnung von etwas Schrecklichem, die mich zuvor beunruhigt hatte. Und sobald sich die Umhüllung meiner Sinne durch jenes süße Verlangen zurückgezogen hatte und ihr Blick frei war, erkannten sie mit voller Klarheit, was das Schreckliche war: Ich war der Sünde der Unkeuschheit verfallen. Wie sehr war uns in der Schule, im Religionsunterricht, in den jährlichen geistlichen Exerzitien, eingetrichtert worden, Unkeuschheit sei eine besonders schreckliche Sünde, eine Todsünde, die wie keine sonst folgenschwer ins Menschenleben eingreift, die wie keine andere Sünde dem Göttlichen im Menschen entgegengesetzt ist und ein Einfallstor des Dämonischen, des Satanischen bildet. Durch sie sinkt der Mensch unter das Tier hinab. Wie sehr hatte ich mich bemüht, Anneliese, meiner Studienfreundin, die ich seit langem verehrte und der ich schmachtende Gedichte widmete, nicht zu nahe zu treten, um unsere Beziehung rein zu erhalten! Auch sie ist ja gut katholisch erzogen worden. Und nun das hier. O teuflische Versuchung. O ewige Schande. O furchtbare Sünde.

      Diese Sünde muss ich unbedingt gleich morgen beichten. Die Versuchung muss ich in Hinkunft unbedingt meiden. Der Verführerin muss ich in Hinkunft unbedingt aus dem Weg gehen. Oder bin ich der Verführer und habe sie durch meine unbesonnenen Worte und Handlungen zur Unzucht verleitet? Umso größer wäre in diesem Fall meine Sünde. Ja, beides muss ich beichten, die Unkeuschheit und die Verführung. Auf jeden Fall muss ich mich jetzt blitzartig anziehen, ehe weitere Schandtaten passieren können, und aus dieser Lasterhöhle fliehen. Im Übrigen ist es eh schon allerhöchste Zeit, zur Tante heimzukehren, bevor sie mich als vermisst meldet.

      Ich versuchte mich vorsichtig von der Couch zu erheben, ohne Ella zu wecken. Aber der Versuch misslang. Zu sehr waren unsere Gliedmaßen ineinander verschränkt. Sie erwachte, gähnte, streckte sich, murmelte: „Willst du schon gehen, Liebster?“

      Nun hätte ich ihr natürlich mitteilen müssen, dass ich nicht ihr Liebster bin und dass unsere schändliche Unkeuschheit ein riesengroßes Missverständnis ist. Aber meine verdammenswerte Feigheit wusste das zu verhindern. Außerdem war mir durch die erneute Berührung unserer nackten Haut erneut die unglaubliche Süße unserer sündhaften Vergnügungen bewusst geworden, und dieses Bewusstsein dämpfte meine moralische Empörung so sehr, dass ich ihrem Verlangen, mich leidenschaftlich zu küssen, nachgab und ihr in der Folge auch nichts von meinen Reuegedanken verriet.

СКАЧАТЬ