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СКАЧАТЬ sein. Die junge Frau würde plötzlich Rücksicht nehmen bei allem, was sie tat, an das Kind denken müssen. Das war wie... wie eine Revolution.

      Was bisher Gültigkeit gehabt hatte, musste neu durchdacht werden, betrachtet mit den Augen einer werdenden Mutter. Ungeboren lassen die Kinder die kleine Welt ihrer Eltern bereits kopfstehen.

      Warum freue ich mich eigentlich nicht, fragte sich Antje Büchner. Es ist doch eine gute Nachricht. Sollte ich nicht jauchzend aufspringen, Dr. Granzow um den Hals fallen und ihn glücklich küssen?

      Vielleicht gab es Frauen, die das taten. Vielleicht gab es für sie weniger Wenn und Aber. Jeder Fall liegt anders. Bestimmt wäre Antje glücklicher gewesen, wenn sie die gute Nachricht als verheiratete Frau hätte entgegennehmen können.

      Früher war das so üblich gewesen: Zuerst wurde geheiratet, und dann kamen die Kinder. Heute war das häufig umgekehrt. Es war der Tribut, den man an die größere sexuelle Freizügigkeit zahlte.

      Wir leben im Zeitalter des gewollten Kindes, im Zeitalter der Verhütungsmittel, im Zeitalter des gesetzlich erlaubten Schwangerschaftsabbruchs, dachte die werdende Mutter. Niemand braucht heute mehr ein Kind zu bekommen, das er nicht will.

      Sie hatte schon mehrmals zurückgerechnet und sich gefragt, wann es passiert war. Eigentlich kam dafür nur eine ganz bestimmte Nacht in Frage.

      Sie war mit Gideon Arendt übers Wochenende in Paris gewesen. Ein sehr langes Wochenende war es gewesen, der Montag ein Feiertag, und sie hatte sich den Freitag frei genommen, so dass sie schon am späten Donnerstagnachmittag fahren konnten.

      Es waren herrliche Tage gewesen, die sie in Paris, der Stadt der Liebe, verbrachten. Die beiden jungen Leute hatten viel gesehen und erlebt. Es war ein wunderbarer Rausch gewesen, der sie die Tage und Nächte durchtaumeln ließ, und in der Nacht von Sonntag auf Montag war Antje in Gideons Armen so glücklich wie nie zuvor gewesen.

      Und dieses Glück trug nun Früchte...

      Wie soll ich das Gideon beibringen, fragte sich Antje Büchner. Ich kann ihn damit nicht überfallen, das würde ihn erschrecken.

      Es war nicht so, dass Gideon keine Kinder mochte, das nicht, aber er wollte sich damit noch etwas Zeit lassen, fühlte sich noch nicht reif für die seriöse Vaterrolle.

      Er wollte das Leben erst noch in vollen Zügen genießen. Mit einem Kind konnte er das nicht. Ein Kind war seiner Ansicht nach - wenn man es zu früh bekam - ein Klotz am Bein.

      Und nun sollte Antje zu ihm gehen und sagen: »Hör mal, du hast jetzt einen Klotz am Bein.«

      Das und noch viel mehr ging der jungen Frau mit der Geschwindigkeit eines Wirbelsturms durch den Kopf.

      »Sie sehen ein bisschen verwirrt aus«, sagte Dr. Granzow.

      Antje lächelte verlegen. »Ich muss mich erst an die Tatsache gewöhnen, dass ich Mutter werde.«

      »Sie möchten das Kind doch behalten, oder?«, fragte der Mediziner.

      »Natürlich«, antwortete Antje spontan. »Ich freue mich darauf. Es ist etwas Wundervolles, beinahe Göttliches, Leben zu schenken.«

      »Leider denken nicht alle Mütter so. Sie wollen zwar Kinder haben, möchten aber die kleinen Unannehmlichkeiten, die eine Schwangerschaft nun mal mit sich bringt, nicht in Kauf nehmen. Sie haben Angst um ihre Figur, befürchten, nach der Geburt nicht mehr so attraktiv wie früher zu sein. Manche benehmen sich schlimmer als Filmstars.«

      Sie hatten noch nicht über den Vater des Kindes gesprochen. Als Antje nun Gideons Namen erwähnte, setzte Elmar Granzow seine Brille auf und nickte.

      »Sie kennen Gideon Arendt?«, fragte Antje Büchner.

      »Bergesfelden ist ein Dorf«, antwortete Dr. Granzow lächelnd.

      »Ich möchte mein Baby in der Wald-Klinik bekommen, wenn es soweit ist«, meinte die werdende Mutter.

      »Ich kenne den Leiter der gynäkologischen Abteilung persönlich«, sagte der Gynäkologe. »Bei Doktor Hansen sind Sie in den allerbesten Händen. Wenn ich mich recht entsinne, waren Sie vor einem Jahr in der Wald-Klinik,«

      »Damals hat mir Doktor Anders höchstpersönlich den Blinddarm herausgenommen. Er ist ein sehr attraktiver Mann. Fast alle Patientinnen waren in ihn verliebt.«

      »Sie auch?«, fragte Dr. Granzow schmunzelnd.

      »Ein bisschen«, gab die junge Frau leicht errötend zu.

      2

      Nachdem Antje Büchner gegangen war, betrat Dr. Granzows Sprechstundenhilfe Tina Carstens die Praxis.

      »Ist noch jemand draußen, Tina?«, fragte der Gynäkologe.

      »Antje Büchner war für heute die letzte Patientin, Herr Doktor«, antwortete Tina Carstens. »Wenn Sie mich nicht mehr brauchen.«

      »Wie?«, fragte Dr. Granzow unkonzentriert. »Ach so, ja. Sie können nach Hause gehen. Wie geht es Ihrem Jungen?«

      »Oh, er war gestern den dritten Tag fieberfrei. Heute ist er zum ersten Mal wieder im Kindergarten«, antwortete Tina Carstens und strahlte.

      »Dann lassen Sie ihn nicht zu lange dort. Er sollte sich noch ein wenig schonen nach der Grippe, Im Kindergarten wird ja doch viel getollt.«

      Die Sprechstundenhilfe verabschiedete sich freundlich und zog sich dann zurück. Elmar Granzow erhob sich und zündete sich eine Pfeife an. Es war eine kleine Zeremonie, und Dr. Granzow rauchte auch nicht immer dieselbe Pfeife.

      Er besaß neun Stück, und jede kam einmal an die Reihe. Geistesabwesend blickte er aus dem Fenster, hinunter auf die belebte Straße. Menschen waren dort unten unterwegs ... Schicksale. Sie hatten alle ihre kleinen und großen Probleme, mit denen sie irgendwie fertig werden mussten.

      Auch Antje Büchner hatte jetzt ein Problem. Nicht das Baby.

      Das Problem war Gideon Arendt. Dr. Granzow kannte ihn seit langem, diesen gutaussehenden jungen Mann. Er war Verkaufsrepräsentant einer französischen Mineralölfirma, viel unterwegs.

      Aber das, war es nicht, was Dr. Granzow nachdenklich stimmte. Viele Reisende sind wenig zu Hause, aber trotzdem, gute Familienväter. Dass Gideon Arendt das auch werden würde, wagte der Mediziner allerdings zu bezweifeln, denn Arendt war leichtlebig und oberflächlich. Er passte nicht zu Antje Büchner, und das Bedenkliche an der Geschichte war, dass Dr. Granow den jungen Mann gestern erst am Ufer des Mondsees mit einer rassigen dunkelhaarigen Schönheit gesehen hatte СКАЧАТЬ