Название: Sechs Krimis: Ferienkiller
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783745200416
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„Wir wissen nicht, wer am Steuer des Audis saß“, erinnerte ich Rudi.
„Gut, gehen wir davon aus, dass es der Mörder war, der am Steuer saß. Er veranlasst Bykow, ihm die Tür aufzumachen...“
„Das heißt, er muss Bykow bekannt gewesen sein, Rudi!“
„Nicht unbedingt. Eine Automatik mit Schalldämpfer könnte auch ein überzeugendes Argument gewesen sein! Und sag jetzt nicht, dass er um seines Gastes willen die Alarmanlage ausgeschaltet hat! Die hat er einfach nur vergessen, weil am Vorabend doch eine dieser mysteriösen Präsentationen gewesen ist, deren Gäste so lichtscheu sind, dass sie nicht von einer Überwachungskamera aufgezeichnet werden wollen.“
„Wie auch immer. Es kommt zum Streit, vielleicht auch zum Kampf“, sagte ich. „Der Schuss in der Galerie ist eine Tatsache. Bykow bekommt eine Kugel ab, und der Killer durchsucht das ganze Haus nach belastendem Material! Aber ein unbekannter Profi hätte Bykow schon an der Tür erschossen. Also muss es doch ein Bekannter gewesen sein.“
„Okay, ich gebe zu, dass sie offenbar noch eine ganze Weile miteinander geredet haben, Harry. Vielleicht wollte der Killer zuerst noch Informationen aus Bykow herausholen.“
Ich atmete tief durch „Vielleicht sollten wir das ganze mal umgekehrt durchdenken, Rudi.“
„Wie meinst du das?“
„Na, wir gehen doch bis jetzt immer davon aus, dass Bykow das Opfer war. Wie funktioniert das denn, wenn er der Täter ist?“
„Komm schon, das ist nicht dein Ernst, Harry!“
„Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die Blutanalyse.“
Als wir in der Galerie ankamen, war Meinhart Dommacher bereits vom Café Kaputt zurückgekehrt.
Bykow hatte dort tatsächlich jeden Morgen sein Frühstück eingenommen, wie Dommacher uns berichtete. In der Zeit vor seiner letzten Reise nach Russland war dabei oft eine junge Frau zugegen gewesen. „Bykow wurde gestern zum letzten Mal im Café Kaputt gesehen“, berichtete Dommacher. „Und zwar zusammen mit einem Mann, der ein ziemlich auffälliges Äußeres hatte: kaum 1,60 groß, fast kein Hals, breites Gesicht und grauer Cäsar-Schnitt. Er trug einen blauen Blazer und sprach mit sehr hartem, ausländischem Akzent.“
„Ein Russe?“, fragte Rudi.
„Möglich. Die Leute in dem Café waren sich leider nicht sicher. Tatsache ist, dass das Arbeitsfrühstück der beiden mit einem lautstarken Krach endete! Bykow blieb allein zurück.“
„Wir müssen unbedingt mit dem Zwergen-Cäsar sprechen!“, stellte ich klar.
Dommacher nickte. „Deswegen habe ich auch bereits in Ihrem Präsidium angerufen. Sie verfügen da über einen exzellenten Zeichner...“
„Prewitt!“, schloss ich.
„Genau. Er begibt sich mit seinem Laptop zum Café Kaputt und fertigt aus den Angaben der Angestellten ein Phantombild. Vielleicht finden wir ihn dann.“ Dommacher blickte auf die Uhr. „Sie beide waren ja eine Weile weg und da habe ich die Zeit genutzt, um den Kerl zu überprüfen, den Bykow in der Galerie angestellt hatte.“
Ich hob die Augenbrauen.
„Kai-Uwe Thränhart?“
Er nickte. „Genau. Über den Kerl gibt es eine Datei, die man über unser Datenverbundsystem einsehen kann. Mehrere Verurteilungen wegen Hehlerei stehen auf seinem Kerbholz.“
„Das ist interessant.“
„Noch interessanter ist, worum es dabei ging, Harry. Sie werden es nicht glauben: Er hatte sich auf illegale Kunstgegenstände spezialisiert. Allerdings war er damals noch auf Kunst aus Südostasien versessen.“
„Vielleicht liefen Bykows Verbindungen zur Kunstmafia über diesen Thränhart“, vermutete ich.
Dommachers Gedanken schienen sich in dieselbe Richtung zu bewegen. „Das liegt meiner Ansicht nach nahe.“
11
Wir befragten noch systematisch die anderen Bewohner des Hauses. Die meisten waren um diese Zeit zur Arbeit und so würden wir wahrscheinlich noch einmal zurückkommen müssen.
Ein Siebzigjähriger, der seine Wohnung im fünften Stock hatte, beschwerte sich darüber, dass gegen vier Uhr dreißig morgens ein Transporter mit laufendem Motor vor der Galerie gestanden hatte.
„Ich habe einen leichten Schlaf und war deswegen ziemlich sauer“, meinte der Zeuge.
Er hieß Thomas Grünberg und war ein ehemaliger Börsenmakler, der sich zur Ruhe gesetzt hatte. Allerdings verfolgte er die aktuellen Kurse immer noch rund um die Uhr online und spekulierte wohl auch in gewissem Rahmen mit seinen Ersparnissen. Zumindest verfolgte er auf drei verschiedenen Monitoren die Kursstände der Börsen London, Frankfurt, New York und Tokio. „Ich kann es halt nicht lassen“, meinte er dazu schulterzuckend. „Viel Schlaf brauche ich glücklicherweise nicht.“
„Können Sie uns über diesen Transporter noch irgendwelche Einzelheiten sagen?“
„Es war ein Mercedes, da bin ich mir sicher. Ich bin auf den Balkon gegangen und habe heruntergeschaut. Wissen Sie, dass bei dieser Galerie des Öfteren mal etwas angeliefert wird, bin ich ja gewöhnt. Aber das geschieht dann tagsüber. Manchmal kommt es zu einem kleinen Stau bis zur Ausfahrt der Tiefgarage, was viele Hausbewohner sehr aufgebracht hat.“
„Sie nicht?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich benutze meinen Wagen kaum noch. Der Verkehr im Großraum Berlin ist mir einfach zu hektisch geworden.“
„Haben Sie gesehen, was aus- oder eingeladen wurde?“, mischte sich Rudi in das Gespräch ein.
Er nickte heftig.
„Ja. Es handelte sich um ein paar Kisten und einen Teppich. Es waren drei Mann, die das Zeug aus der Galerie holten, einluden und dann ab damit. Das ging sehr schnell und hektisch.“
„War dies einer der drei?“, fragte ich und zeigte ihm ein Bild von Kai-Uwe Thränhart.
„Nein. Das ist der Kerl, den Bykow für die Galerie angestellt hat, den kenne ich! Ich glaube, er heißt Thränhart. Sein Parkplatz liegt in der Tiefgarage neben meinem. Wissen Sie, ich benutze meinen Wagen zwar kaum noch, aber wenn jemand einen Kratzer dranmacht, möchte ich wissen, wer das war. Deswegen habe ich mich erkundigt. Ich finde es übrigens nicht in Ordnung, dass hier Leute Parkplätze bekommen, die gar nicht im Haus wohnen! Aber wenn Herr Bykow das will, gelten offenbar die Beschlüsse unserer Eigentümerversammlung nicht mehr! Ich habe keine Ahnung, wie er das dreht, aber in Ordnung ist das nicht!“
„Können Sie die Männer beschreiben?“, versuchte ich das Gespräch wieder auf den Punkt zu bringen.
„Die waren so um die dreißig Jahre alt. Einer hatte einen Vollbart, ein anderer war blond. Der dritte war etwas größer als die beiden anderen und hatte gelocktes Haar.“
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