Sammelband 4 Krimis: Mordgeflüster in Venedig und drei andere Krimis. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Sammelband 4 Krimis: Mordgeflüster in Venedig und drei andere Krimis - A. F. Morland страница 6

СКАЧАТЬ wie ich“, sagte der Arzt. „Ich finde, wir sind es unseren Patienten schuldig, unser Bestes zu geben.“

      „Dazu bin ich jederzeit bereit“, sagte Lydia Fersten.

      „Ich bin sicher, wir werden sehr gut miteinander auskommen“, meinte Dr. Berends.

      Das Telefon unterbrach die Unterhaltung. Dr. Berends entschuldigte sich und nahm den Hörer ab. Man bat ihn in die Aufnahme. Er versprach, sofort zu kommen und legte auf.

      „Tja, so geht es. Man hat keine zehn Minuten für ein ungestörtes Gespräch“, sagte er bedauernd. „Fräulein Baier wird Sie zur Oberin bringen. Wir haben ein sehr schönes Wohnheim. Schwester Hanna wird Ihnen Ihre Unterkunft zeigen.“

      Er reichte Lydia die Hand, und kurz darauf nahm sich Veronika Baier ihrer an.

      „Dr. Berends ist ein viel beschäftigter Mann“, stellte Lydia Fersten fest.

      „Das kann man wohl sagen. Es ist keine Seltenheit, dass er in der Woche hundert Stunden in der Klinik verbringt.“

      „Wie hält er das aus?“, fragte Lydia bewundernd.

      „Das fragen wir uns alle“, sagte die Sekretärin des Chefarztes lächelnd. „Im Moment geht es bei uns besonders hoch her. Wir erwarten in Kürze einen äußerst exotischen Patienten aus Arabien. Seit Jahrzehnten ist es bei den Scheichs Mode, sich in Europa untersuchen und nötigenfalls behandeln zu lassen. Da der gute Ruf der Wiesen-Klinik weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt ist, hat sich das Staatsoberhaupt des Emirats Yanba entschlossen, sich von Dr. Berends und seinen Kollegen gründlich untersuchen zu lassen.“

      Lydia strahlte. „Das ist ja wunderbar. Dann wird die Wiesen-Klinik noch mehr an internationalem Ansehen gewinnen.“

      „Ich glaube, das wäre unserem Chef gar nicht mal so recht. Die Wiesen-Klinik soll nicht in den Verdacht geraten, nur für hoch- und höchstgestellte Persönlichkeiten da zu sein. Hier wird allen geholfen. Dem Armen ebenso wie dem Reichen. Ohne Ansehen der Person. Darauf legt Dr. Berends allergrößten Wert. Kommen Sie, ich bringe Sie zu Schwester Hanna. Sie ist eine sehr resolute Person. Lassen Sie sich von ihrer rauen Schale aber nicht abschrecken. Sie hat einen butterweichen Kern, und für jene, die sie mag, geht sie glatt durchs Feuer.“

      3

      Unermüdlich drehte sich der große Ventilator an der Decke. Er schien die schwüle Luft wie einen Teig zu kneten. Nackt lag die dunkelhäutige Fatima unter dem weißen Laken. Matrosen, die in Richtung Hafen gingen, grölten den scharfen Text eines unanständigen Liedes unter dem Schlafzimmerfenster. Fatima war nicht prüde. Sie lächelte über die schockierenden Reime. Neunzehn war sie, und die Männer, mit denen sie zusammen gewesen war, hatten ihr bestätigt, dass sie die Hölle im Leib hatte. Wild und leidenschaftlich konnte sie lieben. Aber sie war dabei auch anschmiegsam und zärtlich. Und manchmal zeigte sie, die ungebändigte Wildkatze, nicht nur die Krallen, sondern setzte sie auch ein. Eine junge Frau wie ein Vulkan war sie, schön und gefährlich. Ihre Liebe war ein Erlebnis, ihr Hass war zum Fürchten.

      Rauchend lag sie im Bett, und ihr langes schwarzes Haar ergoss sich wie eine Pechflut über das weiße Kissen. Bisher hatte sie mit den Männern gespielt, keinen von ihnen ernst genommen. Sie hatte sich mit ihnen vergnügt, und wenn sie ihrer überdrüssig geworden war, war sie einfach fortgegangen. Manchmal, ohne sich zu verabschieden.

      Doch plötzlich hatte sich in ihren Ansichten etwas geändert. Der Mann, an den sie kürzlich geraten war, war für sie mehr als ein Spielzeug, das man achtlos beiseite legt, wenn es einen nicht mehr interessiert. Zum ersten Mal hatte Fatima echt Feuer gefangen, und sie wusste, dass es mehr als ein Strohfeuer war. Sie war verliebt bis über die Ohren, bis in die Haarspitzen ... Mit jeder Faser ihres Herzens liebte sie Halef Mudji. Wenn er nicht bei ihr war, verzehrte sie sich nach ihm. Wenn ihn ein anderes Mädchen ansah, platzte sie fast vor Eifersucht. Es erging ihr heute so wie den Männern, mit denen sie befreundet gewesen war. Halef Mudji hatte für die anderen den Spieß umgedreht. Er behandelte sie so, wie sie es mit seinen Vorgängern getan hatte, und er machte sie damit fast verrückt. Manchmal hasste sie ihn deswegen beinahe. Oh, er konnte so schrecklich gleichgültig zu ihr sein.

      Es war schon spät, fast Mitternacht, und Fatima fragte sich, wo Halef sich so lange herumtrieb. Er hatte ihr nicht gesagt, wohin er sich begeben wollte. Vielleicht befand er sich bei einer anderen Frau.

      „Das würde ich ihm nie verzeihen!“, zischte Fatima und blies dabei den Zigarettenrauch zum Ventilator hinauf. „Das dürfte er mir nicht antun. Ich würde ihn umbringen, das weiß er. Und die andere würde ich auch töten. Kein Mann darf mich betrügen!“

      Angeblich hatte Halef eine wichtige geschäftliche Besprechung. Ehemänner auf der ganzen Welt gebrauchen diese abgegriffene Lüge Tag für Tag. Gestern, heute, morgen immer ...

      Fatima setzte sich auf. Das Laken rutschte nach unten und entblößte ihren makellosen Busen. Sie drückte die Zigarette in dem Aschenbecher, der auf dem Nachttisch stand, aus und fragte sich, was es so Wichtiges mitten in der Nacht zu besprechen gab.

      Sie wusste, mit wem sie zusammen war, womit sich Halef Mudji sein Geld verdiente. Natürlich hatte sie es nicht von ihm erfahren. Über seinen außergewöhnlichen Beruf sprach er nie, und sie schnitt dieses Thema auch niemals an. Aber sie wusste Bescheid. Es störte sie nicht. Für sie war Halef nur ein Mann, mit dem sie ein Leben lang zusammenbleiben wollte, der beste und feurigste Liebhaber, den sie jemals gehabt hatte. Sie konnte und wollte auf diesen Mann nie mehr verzichten. Fatima hatte ihm das auch schon gesagt, und er hatte sie von oben herab angelächelt und gesagt: „Du kannst mich nicht halten. Keine Frau kann das. Wenn ich gehen will, gehe ich.“

      Aber sie würde ihn nicht gehen lassen. Sie würde ihn festhalten. Wenn nötig, mit Gewalt. Ja, sie war fest entschlossen, Druck auf ihn auszuüben, wenn er sich nicht anders halten ließ. Sie konnte sehr rücksichtslos sein, wenn sie etwas durchsetzen wollte.

      Endlich vernahm sie Schritte auf der Treppe, und gleich darauf wurde die Tür aufgeschlossen. Als Halef Mudji die Wohnung des Mädchens betrat, rief sie ihn und knipste die Nachttischlampe an.

      Er erschien in der Tür. „Du schläfst noch nicht?“

      Sie räkelte sich. „Ich habe auf dich gewartet.“

      „Wozu?“

      Sie streckte ihm die nackten Arme entgegen. „Errätst du es nicht? Komm zu mir!“

      Er rührte sich nicht von der Stelle.

      „Warum warst du so lange weg?“, fragte Fatima träge.

      „Eine wichtige geschäftliche Angelegenheit.“

      „Ich hoffe, dein Geschäftspartner war ein Mann.“

      „Zufällig СКАЧАТЬ