Название: Der Tempel der Drachen
Автор: Frank Rehfeld
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Историческая фантастика
Серия: Die Legende von Arcana
isbn: 9783745201987
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"Ihr seid ein Magier, aber kein Ishar", sagte Maziroc. Es klang eine Spur zu beiläufig, um den lauernden Unterton in seiner Stimme völlig zu verbergen.
"Das stimmt", antwortete Larmoun. Seine Stimme klang so angenehm, fast melodisch, wie es sein Aussehen erwarten ließ. Kann ein Mensch wirklich so perfekt sein?, dachte Aylon, zwischen Bewunderung und Neid schwankend. "Ich bin nicht gern an irgendwelche Regeln oder Gemeinschaften gebunden, sondern gehe lieber meinen eigenen Weg. Ich hoffe, das macht uns nicht zu Feinden?"
"Nicht, solange Eure Regeln es nicht tun", entgegnete Maziroc mit feiner Ironie in der Stimme. "Wir sind ein Orden, keine Zunft, die Anspruch auf eine Zwangsmitgliedschaft erhebt. Außerdem sollen sich eine Menge freier Magier in Maramon aufhalten. Und auch solche des Dunklen Bundes."
"Mit den Caer-Sharuun habe ich so wenig zu schaffen wie mit den Ishar", sagte Larmoun. "Höchstens die Vingala interessieren mich, jedenfalls wenn sie jung und knackig sind." Er blinzelte verschwörerisch mit einem Auge und lachte voller unbefangenem, jugendlichem Charme. Lerina, das Mädchen an seiner Seite, zog einen Schmollmund, doch niemand beachtete sie.
Verwirrt erkannte Aylon, dass sich hinter der vordergründig so harmlos anmutenden Plauderei und den Spitzfindigkeiten der Magier auf beiden Seiten etwas ganz anderes verbarg. Es war anders, als bei der Begegnung mit dem Caer-Sharuun in Largon, kein geistiger Kampf, sondern mehr ein gegenseitiges Taxieren und Prüfen auf einer Ebene, zu der selbst er keinen Zugang fand. Die Abneigung, die beide einander entgegenbrachten, war unverkennbar.
Hinter Larmoun bewegte sich etwas, und erst jetzt entdeckte Aylon die beiden Gestalten, die dort standen. Sie waren von Kopf bis Fuß in Panzer aus dunklem, matt schimmerndem Horn gehüllt, verbargen sogar ihre Gesichter hinter heruntergeklappten Visieren. Obwohl ihre aus unzähligen einander überlappenden Schuppen gefertigten Rüstungen sich deutlich von dem helleren Wandbild hinter ihnen abhoben, schienen sie auf unerklärliche Weise mit ihrer Umgebung zu verschmelzen, sodass Aylon sie erst richtig wahrnahm, nachdem er einmal auf sie aufmerksam geworden war.
Dann begriff er, dass er sie geistig nicht spüren konnte.
Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Seine Magie war für ihn zu einem festen Bestandteil seiner Wahrnehmungen geworden, beinahe ebenso wichtig wie Augen und Ohren. Auch ohne jemanden zu sehen, wusste er, dass er da war, schon bevor er einen Raum betrat. Er brauchte nicht einmal bewusst darauf zu lauschen, sondern sein Gehirn verarbeitete die einströmenden Impulse ebenso unterschwellig wie ein Geräusch, einen Geruch oder eine Berührung. Die beiden Gestalten jedoch sandten keinerlei mentale Impulse aus, als wären sie nur leere Rüstungen, aber er wusste, dass sie es nicht waren, denn obwohl sie jetzt wieder zur Regungslosigkeit erstarrten, hatte einer von ihnen sich unzweifelhaft bewegt. Noch einmal tastete er nach ihnen, doch abermals glitten seine geistigen Fühler ins Leere.
"Habt keine Angst vor den Hornmännern", sagte Baron Brass, als er Aylons Erschrecken bemerkte. "Sie gehorchen Larmoun. Eine Art Garde."
"Ich habe noch nie gehört, dass sich Hornmänner jemandem unterwerfen", meinte Maziroc und fügte, ohne eine Antwort abzuwarten, hinzu: "Habt Ihr Feinde, dass Ihr einen solchen Schutz braucht?"
"Ich stamme aus der Nordermark", entgegnete Larmoun. "Auch für einen Magier ein gefährliches Land, nicht nur wegen der Damonen. Die großen Clansburgen wurden zwar vernichtet, aber die Macht der Clans ist deshalb noch lange nicht gebrochen. Ich habe einige Hornmänner vor der Hinrichtung bewahrt, und dafür haben sie mir die Treue geschworen. Bessere Leibwächter als sie kann man sich nicht wünschen."
"Setzt Euch doch und esst mit uns", sagte Baron Brass. "Ich werde sofort zwei weitere Gedecke auftragen lassen."
"Wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich mich lieber erst etwas ausruhen", sagte Aylon rasch.
"Natürlich, wie Ihr wünscht. Lerina, zeige unseren Gästen ihr Zimmer."
Das Mädchen nickte, riss sich mit sichtlichem Unwillen vom Anblick Larmouns los und stand auf. Aylon musterte es genauer. Goldene Locken rahmten Lerinas Gesicht ein. Ihre Augen glänzten in tiefem Blau, die Brauen darüber waren ebenso sanft geschwungen, wie ihre Lippen. Sie war unbestreitbar hübsch, und sie bewegte sich voller Grazie, trotzdem mochte Aylon sie nicht. Ihrem Gesicht fehlte die Natürlichkeit, es wirkte puppenhaft: zwar schön, aber kalt, ohne Leben. Zudem drückten ihre Körperhaltung und vor allem ihr Blick Hochmut aus, und sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie Aylon nur als lästigen Störenfried betrachtete, während sie Maziroc gegenüber immerhin Respekt zu empfinden schien. Auf der Schwelle eines Zimmers, das - wie scheinbar alles in diesem Schloss - mit übermäßigem Prunk eingerichtet war und Aylon selbst für zwei Menschen fast unbehaglich groß erschien, blieb sie stehen. "Ich hoffe, es ist alles zu Eurer Zufriedenheit. Wenn Ihr noch einen Wunsch habt, dann läutet nach den Dienern." Sie deutete auf eine Kordel neben dem Kamin und schloss die Tür.
"Warum hast du diese Geschichte über meine Herkunft erfunden?", wandte sich Aylon an Maziroc, sobald sie allein waren. "Oder ist etwas davon wahr?"
"Nein, ich habe mir alles nur ausgedacht. Als Magier wollte ich dich nicht vorstellen, und ich musste dir eine vornehme Abstammung andichten, um dich am Hofe einzuführen. Wir haben Fortschritte erzielt, aber die Standesunterschiede zwischen den Menschen sind noch längst nicht beseitigt."
"Warum erzählst du ..."
"Nach deiner Magierweihe", fiel ihm Maziroc barsch ins Wort. Er trat ans Fenster und wechselte abrupt das Thema. "Was hältst du von Larmoun?"
Aylon zögerte. "Ich ... mag ihn", gestand er. "Aber du anscheinend nicht, oder?"
"Mein Urteil ist nicht besonders gerecht, denn ich bin allen freien Magiern gegenüber misstrauisch. Manchmal vielleicht zu sehr, aber viele von ihnen sympathisieren mit den Ansichten des Dunklen Bundes, selbst wenn sie ihm nicht angehören." Er zögerte kurz. "Trotzdem muss ich zugeben, dass mir Larmouns offene Art gefällt. Vielleicht bin ich einfach zu voreingenommen."
"Seine Begleiter, diese Hornmänner, sind mir wesentlich unheimlicher, als er selbst. Sie ... sie denken nicht."
"Unheimlich?" Maziroc lachte leise. "Und das musst gerade du sagen?"
"Ich ..." Aylon verstummte, denn er wusste, dass Maziroc im Prinzip recht hatte. Er empfand Angst vor den Clanskriegern, weil er sie mit seinen Gedanken nicht erfassen konnte, und damit tat er genau das Gleiche, worunter er umgekehrt in den letzten Jahren so gelitten hatte. Aber es gab einen Unterschied: Er hatte sich nie in Rüstungen versteckt, sondern war offen auf andere zugegangen und hatte versucht, mit ihnen zu reden, um das Unbehagen abzubauen.
"Bei den Clansmännern gibt es für dieses Phänomen übrigens eine ganz einfache Erklärung", sagte Maziroc. "Der Hornpanzer schirmt ihre Ausstrahlung ab und saugt sie auf, sodass nichts davon nach außen dringt. Allerdings kann ich mir nur schwer vorstellen, dass Larmoun sie sich unterworfen hat. Hornmänner dienen nur ihren Clansfürsten, daran hat sich auch durch den Fall der mächtigen Clansburgen nichts geändert. Sie terrorisieren die Nordermark noch genauso schlimm wie früher. Um sie sich zu unterwerfen, muss Larmoun ihren Willen völlig gebrochen haben. Viel mehr beunruhigt mich im Moment aber der große Einfluss, den er besitzen muss, wenn sogar Baron Brass ihn so ehrenvoll empfängt."
"Brass ist ..."
"... einer der bedeutendsten Männer hier in Maramon", vollendete Maziroc. "Ich weiß, durch sein Aussehen und sein Verhalten unterschätzt man ihn leicht, aber das ist ein Fehler, vor dem du dich hüten solltest. Er ist der Vorsitzende des Rates und besitzt wahrscheinlich mehr Macht, als der Fürst СКАЧАТЬ