Der Tempel der Drachen. Frank Rehfeld
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Название: Der Tempel der Drachen

Автор: Frank Rehfeld

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Историческая фантастика

Серия: Die Legende von Arcana

isbn: 9783745201987

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СКАЧАТЬ das Bild in sich aufzunehmen. Die Stadt war völlig anders, als er sie sich ausgemalt hatte. Nicht enttäuschender oder prachtvoller, weder größer noch kleiner, sondern einfach nur anders. Bislang hatte er keine andere Stadt als Cavillon gesehen und sich so etwas wie eine vergrößerte Ausgabe davon vorgestellt. Cavillon jedoch war ein homogenes, nach vorgefertigten Plänen in einem Guss errichtetes Bauwerk, während Maramon im Laufe von Jahrhunderten natürlich gewachsen war; anfangs vermutlich nicht mehr als eine Festung, vor deren Toren ein Dorf entstanden war, das mit der Zeit größer und bedeutungsvoller und schließlich zu einer Stadt geworden war. Es gab keinen einheitlichen Baustil, nicht einmal eine Symmetrie in der Anordnung der Gebäude, sondern alles machte einen wirren, ungeordneten Eindruck. Dazu trug noch bei, dass es keine Stadtmauer gab. Es hatte einmal eine gegeben, mehrere sogar, deren Überreste sich noch an einigen Stellen zwischen den Häusern entdecken ließen, aber sie waren von der sich immer weiter ausdehnenden Stadt überwuchert worden. Irgendwann hatte man wohl eingesehen, dass es keinen Sinn hatte, immer weitgezogenere Mauern zu errichten, wenn spätestens nach ein oder zwei Jahrzehnten der Platz doch wieder zu eng wurde und außerhalb von ihnen neue Gebäude entstanden.

      Im Herzen der Stadt erhob sich die ursprüngliche Festung, ein wuchtiger, gedrungener Klotz, der einst sicherlich eine wehrhafte Burg gewesen, nun jedoch mehr Ähnlichkeit mit einem Schloss hatte. Die ehemaligen Befestigungsanlagen waren an vielen Stellen ganz entfernt, an anderen so umgebaut oder bepflanzt worden, dass sie nur noch zur Zier dienten, ohne ihrer eigentlichen Aufgabe noch gerecht zu werden. Wozu auch? Larquina war ein riesiges Reich, das seit ewiger Zeit keinen Krieg mehr geführt hatte. Eine Bedrohung wie durch die Damonen hatte noch vor wenigen Jahren niemand vorhersehen können. Nachdem man schon vor tausend Jahren geglaubt hatte, diese Gefahr wäre endgültig gebannt, hatte sich vor rund zwei Jahrzehnten eine neue Weltenbresche geöffnet. Es hieß, dass auch sie vernichtet worden wäre, doch das hatte sich als ein folgenschwerer Irrtum herausgestellt. Zwar war die Weltenbresche beschädigt, aber nicht zerstört worden, und noch immer gelangten auf diesem Weg neue Damonen nach Arcana.

      Aber daran wollte Aylon jetzt nicht denken, zu sehr beeindruckte ihn das, was er sah. Maramon quoll fast über vor Menschen. Wohin er auch blickte, sah er Bewegung, die Straßen und Plätze waren ein Meer schwerfällig wogender Köpfe und Kleidungsstücke, jedenfalls im Zentrum. "Es dürfte schwer werden, noch ein freies Zimmer zu bekommen", murmelte er. Auf einer großen Wiese am Rande der Stadt waren bereits annähernd hundert Zelte aufgeschlagen worden.

      "Keine Sorge, wir werden nicht in einem Gasthof übernachten", antwortete Maziroc. "Ich habe Freunde hier, bei denen wir unterkommen können."

      "Ishar?"

      "Nein. Es gibt zwar eine starke Abordnung unseres Ordens hier, aber sie nehmen kaum am höfischen Leben teil und könnten dir in dieser Hinsicht nicht viel beibringen. Ich habe ihnen jedoch eine magische Botschaft geschickt, damit sie Baron Brass unser Kommen melden. Er ist einer der Berater Fürst Argars."

      Sie ritten in die Stadt hinein, wobei sie sorgsam die großen, belebten Straßen mieden, um schneller voranzukommen. Kaum jemand nahm Notiz von ihnen. Magier schienen hier zum gewohnten Bild zu gehören. Erst als sie sich der Festung bereits ein gutes Stück genähert hatten, mussten sie absteigen und die Pferde führen, weil das Gedränge zu stark wurde. Der Marktplatz wimmelte nicht nur vor Menschen, sondern Händler hatten auch überall ihre Stände aufgeschlagen. Es gab so viel zu entdecken, dass Aylon kaum wusste, wo er zuerst hinschauen sollte. Mehrmals stieß er mit anderen Passanten zusammen, weil er nicht aufpasste.

      "Du kannst dir später noch alles ansehen", ermahnte ihn Maziroc. "Jetzt pass lieber auf, wo du gehst."

      Vor dem geöffneten Tor der Festung standen mehrere Wachen in blauen Uniformen und verwehrten den Schaulustigen den Zutritt. Einer von ihnen wollte auch Maziroc zurückscheuchen, erkannte dann aber, dass er einen Ishar vor sich hatte und erkundigte sich stattdessen in plötzlich wesentlich freundlicherem Tonfall, wohin sie wollten. Von hinten näherten sich ihm zwei jüngere Ishar. "Schon gut. Wir erwarten ihn bereits", erklärte einer von ihnen. Der Wachposten gab bereitwillig den Weg frei.

      Aylon machte sich nicht einmal die Mühe, sich die Namen der beiden Ishar zu merken, die Maziroc ihm als ehemalige Schüler vorstellte. Sie winkten einen jungen Burschen herbei und beauftragten ihn, die Pferde in den Stall zu bringen. Während sie durch lange Korridore und riesige Hallen schritten, lauschte Aylon dem Gespräch der drei Magier nur mit einem Ohr. Er hatte ein düsteres Gemäuer erwartet, doch so wie man sich bemüht hatte, dem Äußeren der Festung ein freundlicheres Aussehen zu verleihen, war auch ihr Inneres mit geradezu verschwenderischem Prunk ausgestattet. Durch eine Vielzahl von Fenstern fiel helles Tageslicht herein. Die Menschen, an denen sie vorbeikamen, trugen Gewänder, die zweifelsohne vornehm und aus teuren Stoffen gefertigt, für Aylons Geschmack jedoch entschieden zu bunt und mit zu viel unnötigem Zierrat wie Schnallen, Rüschen und Stickereien versehen waren.

      Sie brauchten nicht besonders weit zu gehen. Baron Brass bewohnte einen eigenen Flügel des Schlosses, vor dessen Zugang ebenfalls Wachen standen. Die beiden Ishar verabschiedeten sich, nachdem Maziroc versprochen hatte, sie später zu besuchen. Diener führten Aylon und ihn in einen Saal, dessen Einrichtung fast nur aus einer langen Tafel bestand. Teppiche mit der Darstellung von Jagdmotiven bedeckten die Wände. Vier Personen saßen an der Tafel. Zwei davon waren Frauen, die eine von ihnen noch ein Mädchen, nicht älter als Aylon selbst. Der Mann am Kopfende erhob sich und kam ihnen entgegen.

      "Maziroc, seid willkommen. Wir hatten Euch schon gestern erwartet." Er schüttelte den Magier die Hand, ehe er sich Aylon zuwandte. "Und Ihr müsst Aylon sein." Brass war ein schlanker Mann um die Fünfzig, vielleicht etwas älter. Auch er trug ein reich mit Stickereien verziertes Gewand, jedoch war es wenigstens nicht ganz so schreiend bunt, wie die der Leute, die Aylon auf dem Weg hierher begegnet waren. Die dunklen Haare trug er streng zurückgekämmt, was sein ohnehin schmales Gesicht fast hager erscheinen ließ. Seine Augen verrieten Intelligenz - keine abgeklärte Weisheit und auch keine Bauernschläue, sondern einfach die Intelligenz eines Mannes, der gebildet und fähig war, sich abseits vorgefertigter Meinungen seine eigenen Gedanken zu machen.

      Aylon erwiderte den Gruß des Barons und ließ sich von ihm zur Tafel führen. "Meine Frau Anin und Lerina, meine Tochter. Und das ist Larmoun, der uns die Ehre gegeben hat, heute mit uns zu speisen", erklärte Brass in einer Sprechweise, die er selbst für vornehm halten mochte, die Aylon jedoch lediglich geschwollen vorkam. "Maziroc brauche ich wohl nicht vorzustellen. Sein Begleiter ist Aylon, ein Mündel der Ishar."

      "Seine Eltern waren Edelleute einer kleinen Grafschaft im südlichen Aslan", ergänzte Maziroc. "Sie starben bei einem Überfall durch Wegelagerer."

      Aylon bemühte sich, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Wie es seine Art war, hatte es Maziroc wieder einmal unterlassen, ihn in Einzelheiten seines Plans einzuweihen. Einen Moment lang fragte er sich, wie viel an der Geschichte der Wahrheit entsprach. Vermutlich nicht viel, sonst hätte der Magier nicht so ein Geheimnis darum gemacht. Er verbeugte sich höflich vor den beiden Frauen, musterte sie jedoch nur kurz, denn sein Blick wurde wie magisch von Larmoun angezogen, und das nicht nur im übertragenen Sinne. Larmoun war ein Magier. Um das zu erkennen, bedurfte es nicht erst seiner grünen Augen; deutlich spürte Aylon seine mentale Ausstrahlung. Was ihn jedoch viel mehr faszinierte, war die unglaubliche Schönheit des Magiers. Das Gesicht war formvollendet: weich und kühn zugleich, voller markanter Härte und doch auch voller Anmut. Wie eine Götterstatue, dachte Aylon. Aber wenn, dann handelte es sich um den Gott der Künste. Larmouns Augen blitzten verwegen, und sein gelocktes Haar war sehr hell, fast so weiß wie sein Hemd und der Umhang.

      Aylon blinzelte ein paarmal. Es fiel ihm schwer, sich vom Anblick des Magiers loszureißen. Er hatte sich niemals stärker als normal zu Männern hingezogen gefühlt, dennoch konnte er Larmoun nur bewundernd anschauen. Wie ihm auffiel, war er jedoch nicht der Einzige, dem es so erging. Lerinas Blick hing wie gebannt an dem Magier, und die Baronin sah ihn ebenfalls СКАЧАТЬ