Название: 5 lange und 7 kurze Krimis
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745213164
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Nein, dachte Alexander, ich rede mir etwas ein. Aber das dumpfe Gefühl drohenden Unheils blieb.
16
Es gab keinen Zwischenfall, als sie umstiegen. Sofort, nachdem sie den Hubschrauber verlassen hatten, startete der sommersprossige Pilot wieder und schwirrte nach Südwesten zu über die Höhen davon. Die CV 440 hatte drei Mann Besatzung. Der Baron kannte keinen von ihnen, es waren zwei jüngere Männer und ein älterer. Der ältere stellte sich als Flugkapitän Roy Horell vor. Er sah aus wie einer jener Kriegsflieger, die trotz ihrer großen Erfahrung mit Mühe noch in einer kleinen und miesen Gesellschaft einen Job bekommen hatten. Die beiden anderen, der Copilot Charles Bradley, hager, etwas schlaksig, und der Navigator und Funker Mike Mores, der so wohlgenährt aussah wie ein Farmerssohn aus Maine, waren zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahre alt, aber auch sie machten irgendwie einen verzweifelten Eindruck.
Es war keine Zeit zu psychologischen Betrachtungen. Jeden Augenblick konnte irgendwer auftauchen und den Start verhindern wollen. Es ging um die Wurst. Das Einsteigen verlief hastig, und die junge Schwester schlug sich dabei noch das Schienbein auf. Bradley verband sie, bevor es ein anderer tun konnte, aber so schlimm war die Verletzung ja wiederum auch nicht.
Horell startete schon, der Vogel rumpelte über den Rasen, beschleunigte, kam auf die etwas morsche Betonbahn, und schon ging es ab.
Sie kamen gut ab, stiegen höher, und unter ihnen lag Oaks mit seinen Schornsteinen, Dächern, Kirchen, dem Gewimmel der Autos, und dann weiter links die Anstalt wie ein Gewürfel von Spielzeugbausteinchen. Es war zu weit weg, um festzustellen, ob die Feuerwehr immer noch nach Flammen suchte.
Dann waren sie mitten in den Wolken. Das Wetter sah nicht berückend gut aus an diesem Tag, und schon im Hubschrauber hatten sie von der Morgensonne nichts mehr gesehen. Noch lag die Maschine ruhig, obgleich der rotbäckige Mores etwas von einer heraufziehenden Sturmbö erzählte.
Der Baron musste an seine düsteren Ahnungen denken. Er fragte sich wieder, ob er etwas darauf geben konnte. Nun, Vancouver war nicht weit. Es würde schon klappen.
Die Maschine war in der letzten Zeit nur noch mit Fracht geflogen. Die Sitze hatte man bis auf zwei Reihen ausgebaut. Auf diesen je vier Sitzen zu beiden Seiten des Mittelganges, der einmal bestanden hatte, saßen Le Beau, die beiden Frauen und James. Sie konnten sich mit so viel Platz ausstrecken. Der Baron war vorn in der Kanzel bei den Piloten.
Und während Le Beau den Frauen seine berühmt berüchtigten Witze oder Geschichten erzählte und die junge Schwarze trotz ihrer Schmerzen am Schienbein zu lauten Jauchzern animierte, hatte Alexander vorn in der Kanzel entschieden schlechtere Eindrücke. Denn er verstand viel zu viel vom Fliegen, um zu übersehen, in welcher Höllenschaukel sie sich befanden.
Die CV 440 gehörte Leuten, die sich in chronischer Geldverlegenheit befanden. Die vorgeschriebenen Überprüfungen wurden der hohen Kosten wegen bei solchen Hintertreppenfluggesellschaften in der Regel mit den raffiniertesten Tricks vermieden, und wer etwas davon verstand, sah es bereits an den Instrumenten.
Der Vogel flog. Sie kamen damit sogar aus dem Wolkenbereich heraus, und der offenbar auch mit solch abgetakelten Himmelfahrtsvögeln vertraute Roy Horell schraubte seine müde Kiste immer höher und höher, so dass sie schließlich über dem Wetter waren, und damit kehrte auch die alte Flugruhe zurück.
Die Sonne strahlte grell von Osten; das Meer der Wolken lag unter ihnen wie ein riesiges Daunenbett. Dumpf brummend zog der Vogel seine Bahn.
Und dann kamen sie.
Es waren zwei Maschinen, zweimotorige Handley Page HP 137 „Jetstream“, Propellerflugzeuge, die für ein Dutzend Passagiere gebaut worden waren, allerhand Komfort aufwiesen, mittlere Geschwindigkeiten erreichten und vornehmlich von Managern großer Betriebe benutzt wurden. Auch Lufttaxifirmen setzten sie ein.
Sie stießen gerade wie fliegende Fische aus den Wolken heraus, zogen kurz herum und nahmen dann fast gradlinig Kurs auf die CV 440.
„Besuch von lieben Freunden“, sagte der Baron. „Kapitän, dieser Ihr Vogel ist kein Düsenjäger, aber vielleicht können Sie ein paar Zähne zulegen.“
„Das würde ich nicht einmal riskieren, Mr. Strehlitz, wenn Sie mir eine Million dafür böten. Die Maschine hier macht Kapriolen nicht mit. Die Motoren von ihr schon lange nicht.“
„In anderen Worten, wir werden sehr schnell Ärger bekommen. Waren Sie Kriegsflieger?“
Der Kapitän nickte bitter.
„Korea, Vietnam, aber das sehen Sie gleich selbst. Die beiden dort sind Armleuchter. Wissen Sie, was die wollen? Die möchten uns in die Zange nehmen. Dann sehen Sie mal genau hin!“
Und auf einmal ließ er die CV 440 absacken. Sie fiel, so kam es den anderen vor, wie ein Stein in die Wolken. Aber das war nur ein Eindruck. In Wirklichkeit beschrieb das Flugzeug dabei eine abfallende Linie und fiel nicht einfach durch.
Kaum war die CV 440 in den Wolken, gab es keine Sicht mehr. Und als Horell versuchte, sie weiter nach unten zu bringen, tauchte auf einmal dicht vor der Kanzel etwas Dunkles, Großes auf, huschte vorbei, und da gab es einen Ruck. Es war, als würde der CV 440 das Seitenleitwerk abgerissen.
Instinktiv zog Horell die Maschine wieder hoch, dabei gerieten sie aus den Wolken, hatten wieder Sicht und wurden von der grellen Sonne geblendet, auf die sie zuhielten.
„Das Seitenruder hat was abbekommen. Es ist kaum noch zu handhaben“, sagte Horell. „Aber ich habe sie wieder auf Kurs. Seht ihr was?“
Und ob sie etwas sahen. Rechts von ihnen war die eine Jetstream zu sehen, die sich entfernte. Die zweite Maschine tauchte gerade in diesem Augenblick aus den Wolken. Aber davon waren nur die Kanzel und ein Stück von der linken Tragfläche zu erkennen. Alles andere war in Flammen und pechschwarzen Rauch gehüllt. Die Maschine, deren Tanks offenbar in Flammen aufgegangen waren, beschrieb einen Halbkreis und tauchte wieder in die Wolken hinein, fast senkrecht, wie der Baron meinte. Die zweite Jetstream verschwand daraufhin auch in den Wolken, und Horell rief dem Navigator zu: „Los, Durchsage an die Bodenstation! Das war glatte Piraterie von diesen Hundesöhnen.“
„Wir haben keinen Kontakt mehr, Roy“, sagte Mores. „Alles tot. Unsere Anlage ist im Arsch.“
„Guten Morgen zusammen!“, brummte Horell. „Ich muss sehen, dass ich landen kann. Mit dem Leitwerk!“ Doch nach kurzer Zeit sagte er: „Es lässt sich wieder ganz gut bedienen. Da muss nur etwas geklemmt haben. Ich gehe wieder auf Nordkurs, und solange wir keinen Funkkontakt haben, fliegen wir nach Kompass. Was macht der Peilfunk?“
Nach einer Weile antwortete Mores: „Peilantenne abgerissen. Kein Empfang.“
„Also müssen wir tiefer, damit wir auf Sicht fliegen und den Standort feststellen können. Charlie, sieh mal hinten nach, was außer der Antenne noch kaputt ist!“
Bradley erhob sich und ging nach hinten. Der Baron blickte ihm durch die Tür nach. In den Sitzen saßen alle noch wie vorhin. Aber sie schienen durchaus gesehen zu haben, was passiert war. Helen Teflin jedenfalls sah aus wie ein Käse.
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