Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 1. Johanne T. G. Joan
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СКАЧАТЬ Evangelium als Vorlage für das Gleichnis des „Verlorenen Sohnes“ in Lukas gedient hatte. Er wusste bereits, dass der Verfälscher nicht einfach so in der Luft fuchtelte, dass jeder Satz, jedes Wort, wenn auch noch so unscheinbar, peinlichst auf die Waagschale gelegt worden war und eine bewusste oder unbewusste Botschaft vermitteln sollte. Im Zusammenhang mit diesem Gleichnis gab es noch viele Fragen, die er in Ermangelung weiterer Erkenntnisse, noch nicht beantworten konnte:

      Zum Beispiel:

      1. Warum kommt der Verlorene Sohn in Lukas aus dem Ausland, während im Friedensevangelium davon nicht die Rede ist?

      2. Wieso ist von der Gefangenschaft des Verlorenen Sohnes durch den Geldleiher in Lukas nicht die Rede, sondern von einem Dienstherrn, bei dem der Sohn hart arbeiten muss, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten?

      3. Wieso tauscht Lukas das trockene Brot, das der Verlorene Sohn im Friedensevangelium als Nahrung bekommt mit Johannisschoten aus?

      4. Warum unterschlägt Lukas das Erbe, das er von seinem Vater erhält, nach einem Leben in Gehorsam?

      12 Ebenda, S. 29-34.

      13 Ebenda, S. 30. 15

      14 Ebenda, S. 30.

      15 Ebenda.

      16 Ebenda, S. 31.

      17 Ebenda.

      18 Ebenda.

      19 Ebenda.

      20 Ebenda.

      21 Ebenda.

      22 Ebenda, S. 31-32.

      23 Ebenda, S. 32.

      24 Das Evangelium der Essener: „Fragmente aus dem Essener Evangelium des Johannes“, S. 126.

       15. Kapitel

      Während das Christentum die höhere Gerechtigkeit und die Rettung der Seele durch die symbolische Taufe Johannes des Täufers und durch den Glauben an das Opfer Jesu am Kreuz für die Sünde lehrt, konnte Gilberto nicht hinnehmen, dass ein Tyrann, ein Mörder oder ein Mensch, der im Laufe seines Leben das Leben vieler Menschen zerstört hatte, einfach so auf seinem Sterbebett die Vergebung seiner sämtlichen Untaten und die Rettung seiner Seele erfährt, wenn er vor dem letzten Atemzug seine Sünde bekennt, sich taufen lässt und das Zauberwort ausspricht: „Ich glaube an Jesus Christus“.

      Das war für ihn keine Gerechtigkeit, denn auf dem Sterbebett kann nahezu jedermann zu diesem Entschluss bewegt werden. Er war vielmehr der Meinung, dass ein Mensch, ob er an Jesus Christus glaubt oder nicht, irgendwann, wie auch immer, sich vor einem höheren Gericht für seine Taten zu verantworten hat und das Leid, das er einem anderen angetan hat in irgendeiner Form selbst erleiden wird. Es gab viele Berichte von Menschen, die „gestorben“ waren und wieder reanimiert wurden, viele von ihnen berichteten von einem Licht, das sie als Gott identifizierten, das zu ihnen sprach und ihnen einer Art „Revue“ ihres Lebens vorführte. Sie sahen all die Dinge, die sie falsch und richtig getan hatten. Keine dieser Personen konnte das Offensichtliche über ihre Taten leugnen, denn die Bilder ihres Lebens liefen wie ein Film vor ihren Augen ab.

      Mit dem Satz aus der Bibel: „Wenn man dich auf die rechte Wange schlägt, dann halte die Linke hin“, fordert Jesus aus dem Kanon seinen Anhänger auf, sich alles ohne Widerstand gefallen zu lassen. Gilberto war sich sicher, dass diese Worte, die Jesus laut des Neuen Testaments ausgesprochen haben soll, eine tiefe Erkenntnis darstellten, doch in dem Kontext der Bibel eingebettet, ging die Weisheit, die darin steckte, verloren. Ein Mensch, der nicht eine höhere Bewusstseinsstufe erreicht hat, kann nicht die linke Wange hinhalten, wenn man ihm auf die rechte Wange schlägt und da lag der Hund begraben. Tut er es dennoch, dann ist dieser vermeintliche Altruismus nichts anderes als eine aufgesetzte Maske, die nichts wert ist, denn am liebsten hätte das Opfer dem Angreifer auch eine verpasst. Desgleichen verhält es sich mit allen Geboten, die Jesus aus der Bibel seinen Anhänger auferlegt und die uns viel zu schwer erscheinen.

      Ein höheres Bewusstsein sollte der Mensch erreichen und das schien uns die Bibel zu verschweigen – ein Bewusstsein, das ihm die Reife verleiht nicht Auge um Auge, Zahn um Zahn zu besolden, sondern die Vergeltungskette zu unterbrechen, ein Verhalten, das auf der ungeheuchelten Liebe gründet und das den Schlüssel zum wahren Weltfrieden bedeutet.

      Dies war Gilbertos fester Glaube.

       16. Kapitel

      Die Wochen und Monate vergingen, noch hatte Carlucci niemandem über seine Entdeckung gesprochen. Die Hinweise mit auf eine Verschwörung bereits im Frühchristentum wurden während dessen derart erdrückend, dass er eine Schutzmauer um sich errichtet hatte, um die Erkenntnisse, die er nach und nach tätigte und die stets zu dem gleichen Schluss führten, überhaupt verkraften und die Aufgabe, die sich ihm stellte, ausführen zu können. Zu seinem Schutz hatte es sich allmählich ein geistiges Vakuum erschaffen, das ihm erlaubte, sich selbst als sein eigener unbeteiligter Zuschauer zu betrachten. Er stellte mittlerweile nicht mehr die Frage nach Recht oder Unrecht, Wahrheit oder Lüge – das alles bekümmerte ihn nicht mehr. Er suchte wie ein Wissenschaftler, der eine Formel sucht. Wertung und Urteil, Emotionen, Frustrationen hatte er verbannt, er funktionierte nur noch. Wie ein Roboter, der weder Schmerz noch Freude verspürt, gleich einer Maschine, die zur Lösung einer bestimmten Aufgabe programmiert ist und zur Kenntnis nimmt, abwägt, sortiert, ordnet, zusammenzählt, verwirft und neu rekonstruiert und sonst alle ihm erteilten Befehle ohne Wenn und Aber ausführt.

      Mittlerweile war es ihm egal, wie die Wahrheit letztendlich aussehen würde; ob die Juden wirklich an allem die Schuld trugen, ob die Person Jesus wirklich der Sohn Gottes war, der für seine Sünde gestorben war; ob Paulus überhaupt existiert hatte. Ihn interessierte nur die Schlussformel, die sich aus der Rechenaufgabe mit einer Menge „Unbekannten“ ergeben und zur Lösung des Rätsels führen würde, allein das war von Belang.

      Die laufende Bestätigung seiner Vermutungen war der Treibstoff, der die „Maschine“ anfeuerte. Immer wieder kam er an einen Punkt, an dem er erkennen musste, dass „der Sieger die Geschichte macht“. Wie oft hatte er diesen Satz im Zusammenhang mit seinen Entdeckungen gedacht?

      Carlucci wusste, dass er die endgültige Antwort auf dieses Enigma nicht in den allgemeingültigen Schriften finden würde. Die Schriften, die der Allgemeinheit zugänglich sind, sind die Schriften, die keine Gefahr für die Kirche bedeuten. In den Geheimarchiven gab es eine Menge Evangelien, aber die meisten führten immer zu dem Jesus der kanonisierten Evangelien zurück. Deshalb würde er sich auf die Suche nach anderen Schriften machen, nach solchen, zu denen die Kirche weder Stellung bezieht, noch darüber ein Wort verliert, wie die der Essener Evangelien.

      Er war an einem Punkt angelangt, wo für ihn kein Zweifel mehr daran bestand, dass die sogenannte Heilige Schrift das Produkt einer Verschwörung war. Nun war die Zeit reif, mit seinem Freund Gilberto ein Treffen zu vereinbaren, um ihn in die Angelegenheit einzuweihen. Am besten in seinem Arbeitszimmer, wo alle Dokumente zur näheren Erläuterung vorlagen.

       17. Kapitel

      Gibertos Glaube war so eine Sache. Im Gegensatz zu seinem Vater, der stets ein Bild Jesu in seiner Brieftasche trug, glaubte seine Mutter nicht an den Gott, den die Kirche lehrte. Immer wieder eckte sie mit Geistlichen jeglicher Konfessionen an, die sie, wenn sich die Gelegenheit bot, mit bestimmten Fragen, auf die sie keine Antwort kannten, in die Enge trieb. Für СКАЧАТЬ