Magierin der Liebe. Monika Auer
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Название: Magierin der Liebe

Автор: Monika Auer

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Биографии и Мемуары

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isbn: 9783748237839

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СКАЧАТЬ ich nicht die Psychologie als Studium wähle, wo dies mein innigster Wunsch ist, bleibt mir lange ein Rätsel.

      Meine dritte große Liebe, der Freigeist, bekommt ein Angebot für ein Auslandspraktikum, als ich gerade mal ein Semester lang in der anderen Stadt bin. Ich gönne ihm diese Erfahrung, wenngleich mich der Gedanke Angst macht, das nächste Semester allein in einer fremden Stadt zu sein.

      Ich fürchte mich vor Einsamkeit, denn ich kann wenig Freunde machen. Ich jobbe weiterhin viel neben dem Studium, um meine Lebenserhaltungskosten im Griff zu behalten. Zum Beispiel arbeite ich fast jeden Abend als Servicekraft in einem Restaurant. Später nehme ich Aufträge als Laufsteg-Model für eine lokale Modelagentur an und zu guter Letzt arbeite ich als Setzerin in einer Lokalzeitung. Der Schreibmaschinenkurs kommt mir nun doch zugute.

      Ich vermisse meinen Freund. Die wenigen Anrufe aus den USA genügen mir nicht als Zuwendung. Mir wird klar, dass ich für eine Fernbeziehung ungeeignet bin. Zuviel Kopfkino, zu viel Raum für Projektionen. Mein Vertrauen in unsere Liebe bekommt erste Risse.

      Pünktlich zum Wintersemester bin ich depressiv. Dieser Gemütszustand ist wie eine wiederkehrende Jahreszeit. Besonders im Herbst, wenn die Blätter von den Bäumen fallen sowie im Winter, wenn eine dicke Schneedecke alles Lebendige unter sich begräbt, erhebt sich die Depression wie ein großer schwarzer Vogel aus den Untiefen meines Seins, schlägt ihre Klauen in mein Herz. Mit stetigem Flügelschlag trägt es mich weg von meiner Blumenwiese, direkt in den Höllenschlund hinein.

      Von Außen sieht es mir keiner an. Ich halte die Maske einer starken Kämpferin aufrecht. Doch in Wahrheit bin ich eine miese Schwimmerin im großen Ozean des Lebens. Ich halte kaum meinen Kopf über Wasser. Ständig versinke ich vor Erschöpfung in den Untiefen meines Tränenmeeres. In dieser bedrückenden Phase zelebrieren sich erneut Albträume. Manchmal denke ich, sie sind das einzig Lebendige in mir. Und obwohl sie mich nach wie vor stressen und die Traumarbeit kompliziert ist, begrüße ich sie. Ohne meine Träume wäre ich wahrscheinlich tot.

      Das große Buch der Traumdeutung kommt inzwischen täglich zum Einsatz. Die Buchseiten sind voller Flecken vom Kaffee oder Tränenfluss. Manchmal möchte ich am liebsten in die Welt der Mythen hineinkriechen, ahne ich doch, ich könne darüber die Kontrolle über meine emotionale Sintflut zurückerlangen.

      „Wenn ich meine Träume verstehe, beruhigt sich dann meine flatternde Seele?“, frage ich mich.

      Ich bin sechsundzwanzig. Der Freigeist ist aus dem Ausland zurück. Doch es fällt mir schwer, an meine Gefühle für ihn anzuknüpfen. Das letzte Semester, während seiner Abwesenheit, veränderte mich. Seit dem sind mir meine Traumen im Bewusstsein präsenter als je zuvor. Ich denke viel darüber nach, eine Psychotherapie zu machen. Ich traue mich und bespreche meine Pläne in Bezug auf meine seelische Heilung mit dem Freigeist. Es ist mein erstes Outing. Ich spreche zum ersten Mal offen über den sexuellen Missbrauch in meiner Kindheit.

      Leider reagiert der Freigeist abweisend. Er spricht sich gegen eine Psychotherapie aus, denn „seine Freundin geht nicht zu einem Psycho-Onkel“.

      Warum werde ich jedes Mal verletzt oder im Stich gelassen, wenn ich mich öffne? Re-Trauma. Ein Semester darauf verlasse ich meine dritte große Liebe. Ich kann nicht mit jemanden sein, der mich nicht so nimmt, wie ich bin. Bindungsbruch.

      Und wieder stürze ich mich ins Studium und die vielen Nebenjobs, kann den Verlust meines Freundes nicht kompensieren. Obwohl Psychopompos inzwischen in meiner Stadt lebt, sehen wir uns nicht. Er nimmt mir die Beziehung zum Freigeist immer noch übel. Auch ein Kurztrip nach Miami führt nicht zu der Erholung, die ich mir insgeheim erhoffe. Dafür kehre ich nach einer tragischen Begegnung mit einem Native American mit einer größeren Verwirrung im Herzen zurück, als jemals zuvor.

      Ich bleibe vorerst solo. Mir schlagen diese Bindungsbrüche auf den Magen. Mein Bauch reagiert gereizt, ist eine chronische Blähkugel gleich einem Kugelfisch in seiner krassen Abwehrreaktion. Obendrein plagt mich die Lumbalgie und hält mich ohne Unterlass im Rückenschmerz gefangen.

      Diese Zeit, während meines Studiums, ist eine Leidensphase. Ich komme nicht zur Ruhe. Und dann sind da diese schwierigen Klausuren. Ich habe Angst, zu versagen.

      Ich bin 27-jährig, als sich die Ereignisse zu spitzen. In Europa grassiert der Bosnienkrieg, mit dem ich mich nicht auseinandersetze, noch nicht. Vielmehr versuche ich, mich von negativen Dingen abzulenken. Ich gehe mit einer Kollegin, die im gleichen Restaurant als Servicekraft arbeitet, auf eine Uni-Fete. Wir treffen auf einen Bekannten von ihr, den sie mir als Zahnarzt vorstellt. Eigentlich mag ich ihn gar nicht. Trotzdem erlaube ich es ihm, mir Avancen zu machen.

      Da steht unerwartet der Freigeist vor meiner Tür. Er möchte mich zurückhaben, bereut seine Ignoranz meinem Trauma gegenüber. Er macht mir sogar einen ernst zu nehmenden Heiratsantrag.

      Ich bin gerührt und erlaube ihm, mich zu lieben als wäre es ein letztes Mal. Und tatsächlich wird unsere sexuelle Begegnung zu einem meiner wichtigsten Momente auf dem Weg zur Selbstheilung. Ich wünschte, dies hätte für einen Neuanfang genügt. Doch ich bin mit Siebenmeilenstiefeln vorangegangen. Ich schaffe es nicht zu ihm zurück.

      Mein Schicksal ist besiegelt. Ich gehe in die Partnerschaft mit dem Zahnarzt von der Uni-Fete. Bald bereue ich meine Entscheidung, denn dieser Kerl führt mich in den Sumpf von häuslicher Gewalt, und das im Kontext des Bosnienkrieges, in dem Frauen und Mädchen systematisch vergewaltigt werden. Abermals bin ich Opfer sexueller Herrschaft. Re-Trauma. Es nimmt kein Ende.

      Auch nach meinem Studium erlebe ich laufend Flashbacks. Mal sind es eifersüchtige Frauen, die mich mobben, wie damals meine Mama. Mal sind es übersexualisierte Männer, die mich in allen Lebensbereichen dominieren wollen, wie damals mein Papa. Wie kann ich diesem verhängnisvollen Opfer-Täter-Dilemma entkommen, wo doch die ganze Gesellschaft traumatisiert ist, und ich mich deswegen ständig neu infiziere? Egal in welche Stadt ich ziehe, das Psychodrama folgt mir oder ist bereits da.

      Drei Jahre später schließe ich erfolgreich mein naturwissenschaftliches Studium ab. Ein weiteres Mal lehne ich einen Einstieg in den erlernten Beruf ab, entscheide mich für einen anderen, viel interessanteren Job in der IT-Branche. Auch nehme ich hierfür ein drittes Mal einen Ortswechsel vor. Trotz der Widrigkeiten, die mir wie Pech und Schwefel an den Fersen kleben, baue ich mir ein neues Leben auf. Im Beruf bin ich schnell erfolgreich. Hingegen vergehen drei weitere Jahre, bis ich auf einer der legendären Cebit-Parties meinen Ehemann kennenlerne.

      Es ist egal, was ich mache, alles erscheint sinnlos und falsch. Meine Welt steht zum xten Mal auf dem Kopf. Und dabei ist es nicht meine Schuld. Das denke ich jedenfalls. In der IT-Branche kommt es zu einem Finanzkollaps - die Dotcom Blase platzt. Alles war bloß Fake, so auch mein Ehemann. Er bricht sein Versprechen, mit mir eine Familie zu gründen, mobbt mich und plündert hinter meinem Rücken die gemeinsame Haushaltskasse für seine private Schuldentilgung. Er lügt mich an. Aber als er mich mit unserem gemeinsam geplanten Urlaub sitzen lässt, platzt meine Geduld. Ich verlasse ihn, weil ich mich von ihm auf ganzer Linie verraten fühle.

       (17) „Die Verratsmentalität, eine der Hauptursachen für ein gebrochenes Herz, entstammt einem alten Verrat-Schuld-Muster. Wenn unsere Ursprungsfamilie keine tiefe emotionale Bindung zueinander hatte, werden immer Elemente des Verrats, Betrugs und des emotionalen Schmerzes vorhanden sein.“

      Ich gehe im Fluss meiner Tränen unter. Ich ertrinke. Ich bin wieder depressiv. Mittlerweile habe ich gar kein Vertrauen in meine Fähigkeit, mir ein soziales sicheres Umfeld aufzubauen und meinen Erfolg im Beruf stabil zu halten. Ich verliere das Vertrauen, in meine Menschenkenntnisse und darin, eine tragende Beziehung zu haben. Ich weiß nicht, wer gut oder schlecht für mich ist. Tatsächlich habe ich kaum Erfahrung mit liebevollen und fürsorglichen Menschen, denn weder СКАЧАТЬ