Das Monster Krimi Paket Februar 2019 - 1300 Seiten Spannung. Alfred Bekker
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      Wenn er sie angriff, musste sie ihn fortschleudern, nur so konnte sie ihr Leben retten. Die anderen Opfer waren entweder überfallen worden oder in Panik geraten.

      Vielleicht wollte der Mörder das grausige Spielchen Katz und Maus? Sollte sie auch in Panik geraten?

      Fast war die Straße zu Ende. Und wenn er jetzt nicht zuschlug? Ein zweites Mal würde er sie nicht verfolgen.

      Sie fing an zu rennen. Der Schatten flog über die Straße. Die Lungenflügel wollten zerbersten, sie bekam nicht mehr genug Luft.

      Dann war er über seinem Opfer. Er sprang es von hinten an.

      Sie hatte genug Kraft, ihn von sich zu schleudern, obwohl sich seine Hände um ihren Hals gelegt hatten. Er war derart überrascht, dass er sie für Sekunden loslassen musste und gegen die Mauer prallte.

      Karla wusste, jetzt war ihr großer Augenblick gekommen. Sie wandte sich blitzschnell um und stand ihrem Mörder gegenüber. Sie musste ihn unschädlich machen, und das konnte sie nur, wenn sie schneller war.

      Sie sprang vor und wollte ihm die Arme auskugeln. Den Trick hatte sie gelernt, und sie wusste, es tat dermaßen mörderisch weh, dass der Angegriffene nicht mehr fortrennen konnte.

      »Du?«, keuchte sie und prallte zurück.

      Der Mann hatte sich aufgerafft und starrte sie an.

      »Du bist der Dirnenmörder! Sag es mir, auf der Stelle sag mir, ob du es getan hast!«

      Stöhnend lehnte er an der Fabrikmauer.

      »Ja«, sagte er leise.

      Vor ihr stand ihr eigener Bruder.

      »Benedikt«, schluchzte sie, »Benedikt, das ist doch nicht wahr. Ich beschwöre dich, bitte sag mir die Wahrheit.«

      Er war wieder bei Sinnen.

      Er sprang sie an und schrie: »Ich musste es tun, verstehst du, ich musste es doch tun!«

      »Aber warum? Warum hast du es getan?«

      Nun schluchzte er. »Du bist doch auch eine Dirne, darum musste ich es tun. Dich konnte ich nicht töten, denn du bist meine Schwester. Ich hatte einen Zwang in mir, ich muss sie alle töten, verstehst du. Es sind böse, schreckliche Menschen. Sie müssen weg, nur dann finde ich Ruhe.«

      »Du hast Vera ermordet«, schrie sie ihn an, »Vera, meine Freundin.«

      »Sie war mit dir zusammen, darum musste ich glauben, sie ist auch eine. Ich hab’ es zu spät erkannt.«

      Er heulte wie ein Kind.

      Schlaff hingen ihre Arme am Körper herab.

      »O Benedikt, warum nur? Ich verstehe das nicht. Woher weißt du denn, was ich tue?«

      »Hanko hat es mir erzählt«, sagte er dumpf.

      »Hanko? Der?«

      »Ja, ich habe ihn besucht, ich wollte deine Adresse. Da hat er mir die Augen geöffnet.«

      »Hanko hat dir die Augen geöffnet?«

      »Ja«, schrie er ihr ins Gesicht. »Er hat mir erzählt, dass du ihn verlassen hättest, weil du eine Dirne bist. Er hätte außerdem deshalb nicht mit dir zusammenleben können. Als er mir das sagte, zerbrach etwas in mir. Du hast mir alles genommen, Karla, alles! Zuerst meinen besten Freund Hanko. Wie habe ich ihn geliebt, vergöttert, er war für mich alles. Du hast ihn mir genommen, bist zu ihm gezogen, ließest mich im Stich. Dann hast du Hanko auch noch in den Schmutz gezogen. Es ist schrecklich, ich kann nicht mehr normal leben. Du hast mir den Glauben an das Gute genommen, Karla. Du hast mich zerstört.«

      Karla begriff, dass sie es mit einem kranken Menschen zu tun hatte. Sie wusste auch, wie gemein und widerlich dieser Hanko im Grunde seines Wesens war.

      »Hör zu«, sagte sie leise, »ich weiß nicht, ob du mir glaubst. Ich schwöre dir bei der Liebe zu unseren verstorbenen Eltern, er hat es erzwungen, er hat mich auf den Strich geschickt. Es hat viel gekostet, mich von diesem Satan zu befreien. Das ist die Wahrheit. Er hat mich ruiniert.«

      »Aber warum bist du dann auf dem Strich? Hanko ist nicht mehr dein Lude, du sagst es doch selbst.«

      Karla holte tief Luft.

      »Ich bin hier, um dich zu fangen.«

      »Was? Sag das noch einmal!«

      »Ich bin ein Lockvogel, ich wollte Vera rächen, verstehst du das? Sie hat eine kleine Tochter, sie muss jetzt im Kinderheim leben. Ich wollte den Tod meiner besten Freundin rächen, darum bin ich hier. Ich bin keine Straßendirne, ich schwöre es dir.«

      Benedikts Gesicht war schneeweiß geworden.

      »Das ist nicht wahr!«

      »Doch, ich sage die Wahrheit, Benedikt. Es ist schrecklich. Was soll ich tun?«

      Sie wusste es in dieser Sekunde, sie konnte ihn nicht verraten, sondern musste ihn bekehren. Wenn sie es schaffte, ihn davon abzubringen, solche Wahnsinnstaten weiterhin auszuführen, konnte er vielleicht geheilt werden.

      »Du sollst mir eine Falle stellen?«

      »Ja, aber ich habe nicht gewusst, dass du der Mörder bist, Benedikt.«

      Mit dieser Aussage machte sie einen gewaltigen Fehler.

      In der Vergangenheit hatte sie stets Macht über den etwas willensschwachen Bruder. In diesen Sekunden glaubte sie nicht, dass wirkliche Gefahr von ihm ausging. Sie musste ihm helfen. Karla war fest entschlossen dazu und froh, dass sie den Sender nicht betätigt hatte.

      Benedikt kam näher auf sie zu. Er war gefährlich ruhig und gelassen. Seine übergroßen Augen starrten sie an.

      Dann hörte sie ihn sagen: »Es tut mir schrecklich leid, aber ich muss dich töten.«

      »Benedikt, ich bin deine Schwester.«

      »Ich habe eine Aufgabe zu erledigen, du kannst mich nicht daran hindern. Jetzt erst recht nicht, denn nun muss ich dich auch noch rächen. Du bist mir im Wege. Verzeih.«

      Sie wich vor ihm zurück.

      Er war da und legte die Hände um ihren Hals.

      Karla starrte in die irren Augen ihres Bruders. In diesen Sekunden war sie wie gelähmt.

      Das genügte, und er drückte zu.

      Schwarze und rote Ringe tanzten vor ihren Augen. Um sie herum entstand ein Wirbel, unergründlich und tief.

      Er sah, wie sie ihn entgeistert anstarrte. Dann stürzte sie zu Boden.

      Sie blieb reglos liegen. Unter ihrem Kopf lag die kleine Tasche.

      Benedikt stand breitbeinig über sie gebeugt. »Kleine Karla, es tut mir leid.«

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