Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis. A. F. Morland
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СКАЧАТЬ er ausschließlich aus Muskelmasse zu bestehen schien, Kaugummi kauend und mit Sonnenbrille, gab ihm zwei Kekspackungen. „Hier, falls du Hunger bekommen solltest.“

      Jerry nahm sie fassungslos entgegen.

       Kekse!

      Kekse waren für ihn keine Nahrung, von der man satt werden konnte. So eine Packung verdrückte er durchaus nach einem reichhaltigen Mittag als Snack oder Nachtisch. Dabei sah man ihm das keinesfalls an. Er war gertenschlank geradezu schlaksig, weil er sich momentan stark im Wachstum befand.

      „Hier bist du dein eigener Herr“, erklärte Cole grinsend. „Kein Aufpasser, keine Schule. Hast du dir das nicht schon immer gewünscht?“

      Schon, aber nicht auf diese Weise, dachte Jerry, blieb aber weiterhin still.

      „Entferne dich besser nicht allzu weit vom Wasser“, fügte Cole an. „Die fünfzig Meilen zum nächsten Brunnen schaffst du nämlich mit Sicherheit nicht.“

      Das wurde auch Jerry schlagartig klar, daher fragte er: „Wann holt ihr mich wieder ab?“

      Die Kidnapper tauschten einen vielsagenden Blick. Dann grinste Henshaw abermals.

      „Sobald wir die Million von deinem Alten kassiert haben, Kleiner. Er wird ja hoffentlich so vernünftig sein und die Bullen aus dem Spiel lassen.“

      Der „Alte“ war Sam McAllister, Haupteigner eines riesigen Elektro-Konzerns mit Hauptsitz in Los Angeles. Jerry war das einzige Kind.

      Erst jetzt wurde dem Jungen der wirkliche Ernst seiner Lage bewusst, denn er kannte seinen Vater. Er war sehr streng, ließ sich von niemand in seine Geschäfte reinreden und auch durch nichts unter Druck setzen. Wenn irgendetwas nicht den von ihm vorbestimmten Lauf nahm, fragte er nach, besprach sich mit seinen Anwälten, wägte er ab … Würde es hier vielleicht anders sein? Jerry hoffte es. Instinktiv erkannte er jedoch, dass er sich irgendwie allein helfen musste, schließlich wollte er diese Aktion überleben, aber was konnte er tun?

      Finlay hatte eine Zeit lang als Chauffeur für McAllister gearbeitet, bis Jerrys Vater dahintergekommen war, dass er nebenbei mit Drogen dealte. Daraufhin setzte er ihn von einem auf den anderen Tag auf die Straße.

      „Lass dir keine Angst einjagen“, zwinkerte er Jerry kumpelhaft zu. „Du und ich, wir kennen Sam. Er wird sicherlich alles tun, damit er dich so schnell wie möglich wiedersieht. Hoffen wir, dass er nicht lange zögert, denn wer weiß, welches Getier sich hier herumtreibt und die Nähe des Wasserlochs sucht …“ Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, holte etwas aus seiner Gesäßtasche, warf es zu Boden und fuhr fort: „Hier hast du was zu lesen, falls es dir langweilig wird und leg dich lieber in den Schatten. In der prallen Sonne ist es ganz schön heiß, nicht dass du noch einen Sonnenstich bekommst. – He, lass uns verschwinden, Cole, mir ist es hier entschieden zu heiß!“ Beide lachten auf, als sie zu ihrem Wagen gingen.

      Jerry sah sich noch einmal um. „Schatten, das ist ein Spaßvogel!“, sagte er vor sich hin und kickte einen Stein weg. Er hob den Schmöker auf, den Finlay ihm eben vor die Füße geworfen hatte. „Der Todesreiter von Santa Fe“ stand auf dem knalligen Deckblatt. „Wer liest denn heutzutage noch Western?“, rief der Junge den beiden nach, wurde jedoch nicht mehr gehört.

      Cole startete bereits den Motor und Dave schwang sich neben ihn. Minuten später sah Jerry McAllister nur noch eine Staubfahne, die allmählich verblasste.

      *

      Tagsüber unerträglich heiß, wurde es nach Anbruch der Dunkelheit empfindlich kühl. Hinter einer Bodenwelle heulte ein Kojote und weiter in der Ferne hörte er andere Tiere der Nacht, und diese Geräusche waren nicht gerade vertrauenserweckend, ließen ihn regelrecht zusammenfahren. Der fast volle Mond spendete genug Licht, sodass er seine Umgebung gut erkennen konnte.

      Unwillkürlich rückte Jerry näher zum Tümpel. Außer den Keksen und dem Schmöker besaß er lediglich sein Taschenmesser und einen Filzstift. Sein Handy hatten sie ihm gleich zu Beginn der Entführung, man hatten ihn von seinem Fahrrad gezerrt, als er kurz noch mal draußen war, abgenommen und zerstört. Nicht einmal eine Decke hatten ihm die Kidnapper dagelassen. Vor allem aber besaß er nichts, womit er auch nur einen Mund voll Wasser hätte transportieren können.

      Das hieß, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als hier auszuharren und darauf zu hoffen, dass Henshaw und Finlay tatsächlich wieder zurückkamen. Der Blick zwischen ihnen ging ihm nicht aus dem Sinn. Außerdem war da noch die Frage, warum sie sich zur eigenen Sicherheit nicht maskiert hatten.

      Seine Hoffnung schwand, als er intensiver darüber nachdachte. Was sollte die beiden veranlassen noch einmal in diese öde Gegend zu kommen, wenn sie erst einmal das Geld seines Vaters hätten. Und sicherlich würden sie ihm auch nicht den richtigen Weg weisen, damit er seinen Sohn zurückbekam. Das erklärte ihre Sorglosigkeit.

      Um sich abzulenken, blätterte Jerry den „Todesreiter“ auf. Der Mond schien so hell, dass er jeden Buchstaben deutlich sah.

      *

      Jerry verbrachte eine unruhige, nahezu schlaflose Nacht, da die ungewohnten, teilweise beängstigenden Geräusche der Nachtgeschöpfe, der mittlerweile quälende Hunger und die trüben Gedanken um seine Zukunft ihn wachhielten. Er stutzte, als er sich am nächsten Morgen völlig übermüdet umblickte. In der Ferne sah er einen dunklen Punkt, eine Staubfahne hinter sich her ziehend, der direkt auf sein Lager zuhielt. Einige Zeit später erkannte er das Fahrzeug: Es war der schwarze Land Rover, der zurückkam.

      Plötzlich raschelte es hinter ihm und er sah sich erschrocken um …

      *

      „Ihr kriegt keinen Cent von mir, solange ich keinen Beweis habe, dass mein Sohn lebt“, hatte Sam McAllister sie am Telefon abgefertigt.

      Also machten sie sich Zähne knirschend auf den Weg zu dem Jungen. Sie nahmen sich vor, mit dem Handy entsprechende Beweise zu erbringen, die sie dem Firmenboss präsentieren konnten. Gleichzeitig ärgerten sie sich maßlos, nicht gleich daran gedacht zu haben.

      „Ein drittes Mal sieht mich diese Gluthölle aber nicht wieder“, schimpfte Cole, als er den Wagen an der Wasserstelle in einer Staubwolke zum Stehen brachte.

      Nachdem sich der Staub um sie herum etwas gelegt hatte, blickten sie sich suchend um und ihr erster Eindruck bestätigte sich.

      Hier war niemand!

      Nichts rührte sich. Henshaws Blick glitt erneut über die Kreosotbüsche. Aber nicht einmal ein Kaninchen hätte sich hinter ihnen verstecken können, ohne gesehen zu werden. Auch die Schilfrohre standen viel zu weit auseinander. Misstrauisch starrte der Kidnapper auf den Tümpel. Nirgends eine Luftblase. Keine Bewegung kräuselte die bräunlich-gelbe Brühe. Außerdem hätte es auch der beste Taucher nicht so lange unter Wasser ausgehalten.

      „Abgehauen!“, keuchte Cole. „Dieser Idiot ist wirklich abgehauen.“

      „Da sind Spuren!“, rief Dave und deutete in die Richtung.

      Die Abdrücke von Jerrys Turnschuhen waren deutlich erkennbar, aber nach einer kurzen Strecke hatte der Junge sie offenbar mit einem abgebrochenen Zweig verwischt. Die Richtung wies zu der eine Viertelmeile entfernten Felsgruppe. Dort gab es die einzige Möglichkeit Schatten zu finden oder sich zu verbergen.

      „Ich wette, er versteckt sich dort drüben …“

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