Название: Endlichkeit und Vergänglichkeit
Автор: Christian Walther
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные стихи
isbn: 9783347001060
isbn:
Ernst Jandl
Noch bist du da
Wirf deine Angst
in die Luft
Bald
ist deine Zeit um
bald
wächst der Himmel
unter dem Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends
Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da
Sei was du bist
Gib was du hast
Rose Ausländer
Wie die Pflanze, der allmählich die Nahrung versiegt,
welche sie grünen ließ und am Leben hielt
- hoch stieg sie, frisch und blühend, empor,
doch tief nun neigt sie ihr Haupt. Das Haar wird weiß -
so, da die Kraft mich verlässt, der ein unbeschwertes,
frohes Leben ich dankt', als im April es blühte,
fühl' ich nun meine trockne, des Lebenssaftes beraubte
Hülle sich langsam neigen, schwer und müde.
Dem Pilger gleich, der des Nachts in der Herberg'
sinnt, wie lang der Weg sei, der vor ihm noch liegt,
und beschließt, ihn rasch zurück zu legen,
auf, meine Seele, gedenk' dieser kurzen Rast,
schwinge dich nun auf deinen Flügeln
weit weg von Styx und ew'ger Verbannung!
Giuliano Goselini
Abschied und Gedenken
O Scheiden und Meiden, du bittres Kraut,
Wer hat dich zuerst im Garten gebaut?
Konnt' er nichts besseres ziehen?
Er hat dich mit seinen Augen bethaut,
Davon bist du gediehen.
Hafis
ABSCHIED VON MENG HAN-JAN IM HAUS
„ZUM GELBEN KRANICH“
Vom Haus „Zum gelben Kranich“ hat der Freund
Abschied genommen.
In Dunst und Blüte des Aprils ist seine Barke
flussab geschwommen.
Einsames Segel, ferner Schatten, der im blauen
Horizont entschwindet -
Ich sehe nur den weiten Strom noch, der zuletzt
im Himmel mündet.
Li Tai-Pe
ERWARTUNG
(für Michael Krüger)
Die Schiffe fahren ohne mich aus.
Ich bleibe auf den Landungsstegen zurück,
umzingelt von Möwen.
Sie öffnen die Schwingen
wie Fenster,
durch die ich das Meer
mit anderen Augen sehe.
Langsam entfaltet der Himmel
ein mächtiges Segel
über dem Steg.
In der Abendbrise
beginnt die Fahrt
auch für mich.
Wolfgang Bächler
SENNA HOY
Seit du begraben liegst auf dem Hügel,
Ist die Erde süß.
Wo ich hingehe nun auf Zehen,
Wandere ich über reine Wege.
O deines Blutes Rosen
Durchtränken sanft den Tod.
Ich habe keine Furcht mehr
Vor dem Sterben.
Auf deinem Grabe blühe ich schon
Mit den Blumen der Schlingpflanzen.
Deine Lippen haben mich immer gerufen,
Nun weiß mein Name nicht mehr zurück.
Jede Schaufel Erde, die dich barg,
Verschüttete auch mich.
Darum ist immer Nacht an mir,
Und Sterne schon in der Dämmerung.
Und ich bin unbegreiflich unseren Freunden
Und ganz fremd geworden.
Aber du stehst am Tor der stillsten Stadt
Und wartest auf mich, du Großengel.
Else Lasker-Schüler
LETZTER FRÜHLING
Nimm die Forsythien tief in dich hinein
und wenn der Flieder kommt, vermisch auch diesen
mit deinem Blut und Glück und Elendsein,
dem dunklen Grund, auf den du angewiesen.
Langsame Tage. Alles überwunden.
Und СКАЧАТЬ