Aus der Deckung. David Lopez
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Название: Aus der Deckung

Автор: David Lopez

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Современная зарубежная литература

Серия:

isbn: 9783455008258

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СКАЧАТЬ sogar Vierlinge, was nur selten vorkommt, nur wenn du Glück hast wie Ixe, und du kannst sie gegen nur eine Karte vom Stapel tauschen, und wenn du glaubst, dass dein Blatt die wenigsten Punkte hat, sagst du Pablo, und die anderen spielen eine Runde weiter, und dann dreht man die Karten um, und wenn du gewonnen hast, bekommst du null Punkte, sonst fünfzig wie ich vorhin. Ach ja, der Pikkönig zählt null, jede Karte zählt nach ihrem Wert bis zehn, die anderen Bildkarten zählen auch zehn. Schau uns zu, dann lernst du es. Zuerst, erwidert er, wolle er endlich seine Tüte drehen, da wir bisher sowieso nur gequatscht hätten.

      Ixe steht auf, um das Fenster zu öffnen, während ich das Zigarettenpapier ablecke. Man sieht, wie der Rauch durch den Luftzug in Bewegung kommt, die Richtung ändert, langsam angesaugt wird. Er findet seinen Weg nach draußen. Der Rauch zieht ab, wir machen neuen, der um kein Haar anders ist. Ob es mir ebenso ginge, wenn ich mich von hier ins Leere stürzte? Nichts Neues außer dem Blatt, das man mir soeben gegeben hat. Beim Legen seiner Karten späht Ixe aus den Augenwinkeln nach mir und lächelt verschlagen. Ich spüre, dass er uns wieder aufs Kreuz legen wird. Ich zünde meinen Joint an. Ein Blick in meine Karten: Dame – König. Nur kein Pikkönig.

      Siebenundsechzig fünf

      Zuerst sagt mir dieser säuerliche, beißende Geruch, wo ich bin. Diese Mischung aus Schweiß und Blut, zu der ich eine Menge beigetragen habe, wird hier von den Wänden aufgesaugt, die von der Freude am Schmerz durchtränkt sind. Ich trete ein, und schon rieche ich es nicht mehr. Ich sehe den Boxring, die Säcke und die Spiegel. Der kleine Victor springt bereits seil. Sucré ist auch gerade eingelaufen, er unterhält sich mit Farid, der sich neben dem Ring die Hände bandagiert. Farid wickelt seine Bandagen nicht auf, bevor er sie anlegt. Ich finde das unpraktisch.

      Als ich zu ihnen gehe, um sie zu begrüßen, kommt Monsieur Pierrot aus der Umkleidekabine auf mich zu, du lässt dich jetzt schon hier blicken, wir müssen reden. Ich sage, guten Tag, Monsieur Pierrot, und er mustert mein Gesicht, fragt, geht’s mit dem Auge? Ja, antworte ich, und er sieht mich an, als sorgte er sich nur um mein Hämatom. Ich sei bereit, wieder zu trainieren, füge ich hinzu, und er sagt, darüber entscheide er. Dass ich einwende, es sei schon zwei Wochen her, überzeugt ihn nicht. Klein ist er, der Alte, er muss das Kinn heben, um mir in die Augen zu sehen. Zumal er direkt vor mir steht. Er hat ein zerfurchtes Gesicht, eine platte Nase und hervortretende Augen, und egal wie er guckt, man weiß nie so genau, was in seinem runden Kopf vor sich geht. Jedenfalls zeigt er nie eine Tendenz zur Gelassenheit. Er wirkt ziemlich panisch, als er mich fragt, wie es nun weitergehen soll. Wie, wie soll es nun weitergehen? Entscheiden das nicht Sie? Mit einem Mal spricht er leiser, kommt noch näher, so nah wie möglich, und sagt, Jonas, ich hatte Pläne mit dir, aber du machst mir das Leben nicht leicht. Ich sage nichts. Der Alte bildet seit vierzig Jahren Boxer aus. Schon seit einer Ewigkeit hat er keinen Profi mehr. Seit Paulo, der nur noch ab und zu die Boxhandschuhe überzieht. Das ist zehn Jahre her. Der Alte ist alt geworden. Er macht weiter, denn wenn er aufhört, stirbt er. Wir sehen uns an. Sein Blick ist ernst, was mir Unbehagen bereitet, was willst du eigentlich?, fragt er und klopft mir mit der geschlossenen Faust auf die Brust. Ich weiß, er würde gerne hören, dass ich mich am Riemen reißen werde, dass ich wieder auf das Niveau kommen will, das ich vor einem Jahr hatte, als sich die Gelegenheit bot, ins Profilager zu wechseln. Gerade als ich anfing, mich vom Boxring zu lösen. Er möchte hören, dass ich ernsthaft zurückkomme, dass ich aufhöre, den Kleinverdiener zu spielen. Er wiederholt seine Frage, drängt mich. Was willst du? Das Seil, sage ich schließlich. Ich will seilspringen.

      In der Umkleide begrüße ich die anderen, die sich gerade fertig machen. Cyril und Virgil. Der Raum ist nicht sehr groß. Zwei mit Kunstleder gepolsterte Bänke links und rechts, darüber Garderobenhaken. Ein einziges Klo. Zwei schäbige Duschen, sodass man manchmal warten muss, bis man an der Reihe ist. Ganz hinten die Sauna, ein Holzkasten, in dem es üblicherweise promiskuitiv zugeht, und dann gegenüber die Umkleide der Mädchen, eine enge Nische, in der sie sich schon zu dritt auf die Füße treten. Zur Wahrung ihrer Privatsphäre hat man sich damit begnügt, das Dreieck mit einem Duschvorhang abzutrennen.

      Ich setze mich auf meinen Platz, der so lange für mich frei gehalten wird, bis man sicher ist, dass ich nicht komme. Dort saß ich, als Monsieur Pierrot mir zum ersten Mal die Hände bandagiert hat. An dem Tag habe ich begriffen, dass er gar nicht wütend war, sondern sich nur nicht ausdrücken konnte, ohne genervt zu wirken. Als ich ihn darauf hinwies, hat er es mit einem Lächeln quittiert.

      Wir benutzen eine alte Waage mit Laufgewichten an einem waagrechten Steg. Es macht tik-tik-tik, wenn man sie bewegt. Monsieur Pierrot sähe mich gerne im Mittelgewicht, er findet mich zu mager, er hätte gerne, dass ich Muskelmasse zulege. Ich seufze, während ich die Gewichte an der waagrechten Stange verschiebe, und Farid sagt, als er an mir vorbeigeht, kein Wunder, dass Jonas nicht zunimmt bei all den Tüten, die er raucht. Ich vergewissere mich, dass Monsieur Pierrot es nicht gehört hat. Farid stichelt gern, er hat eine große Klappe. Wäre er nicht so witzig, würde ich ihm eine verpassen. Von ihm habe ich meinen Spitznamen, Zweieinhalb Runden. Denn ich habe nie genug Power, um die letzte Runde gut durchzustehen. Die Kämpfe enden immer auf Biegen und Brechen. Wenn ich genügend Punkte gesammelt habe und in Führung liege, geht es, doch wenn es eng wird, kann ich einpacken. Als ich von der Waage steige, sage ich siebenundsechzig fünf, und Farid notiert es im Heft. Du musst fünf Kilo zulegen, sagt der Alte, der mich gehört hat. Ich sage, ich fühle mich mit meinem Gewicht wohl, es ist nicht so anstrengend, und er sagt, nein, dir fehlt Schlagkraft, und ich zucke mit den Schultern. Eigentlich habe ich sowieso nie wirklich die Absicht, richtig zuzuschlagen. Ich bin kein Schlägertyp. Ich kämpfe eher wie ein Fechter. Mit Ausweichmanövern. Zurück und vor. Da ist es ein Vorteil, leicht zu sein. Doch davon will er nichts hören. Seine Idee ist, kräftiger zu werden. Es muss einem gefallen zu leiden.

      Ich hole meine Bandagen aus der Tasche, sie sind nicht aufgerollt, so wie ich sie nach meinem Kampf abgewickelt habe. Sie stinken nach Boxkampf. Ich nehme eine und lege das Ende auf meinen Schenkel, damit ich sie glätten und die Falten ausstreichen kann. Zuerst wickle ich sie wieder auf, damit sie nicht auf den Boden hängen, wenn ich die Hand umwickle, denn das ist unpraktisch und macht Falten. Dann schlinge ich sie fest um die Hand. Ich wickle mit der rechten Hand und halte die Bandage in der linken. Um Falten zu vermeiden. Ich wickle und wickle. Die Bandage ist vier Meter lang.

      Sucré, der gerade die Umkleide betreten hat, ist schon fast fertig. Er zieht das übliche Gesicht, runzelt die Stirn. Was nicht unbedingt heißt, dass ihn etwas bedrückt. Sucré sieht immer aus, als würde ihn die Sonne blenden. Mit ihm habe ich zum ersten Mal diese Halle betreten. Wir sind zusammen aufgewachsen. Er wirkt beruhigend auf mich, weil er keine Ansprüche hat. Er findet es nicht beschämend, sich mit wenig zufriedenzugeben. Trotz seines Übergewichts ist er sehr beweglich, ein guter Boxer. Er hat vor zwei Jahren mit dem Boxen aufgehört, seit er arbeitet. Ab und zu schaut er vorbei, um in Form zu bleiben, zumal er Fett angesetzt hat. Er schleppt eine ziemliche Wampe mit sich herum. Das hindert ihn nicht daran, sich hier die Fresse polieren zu lassen und Bewunderung für seinen Aufwärtshaken aus der Deckung heraus oder für seine geschmeidige Oberkörperarbeit einzusacken. Er liebt das Boxen noch mehr als ich. Schläge einzustecken stört ihn nicht. Bei jedem Training steigt er in den Ring, während ich mich zuweilen mit einer Verletzung, meiner Erschöpfung oder einem wackelnden Zahn herausrede. Er trägt seine schwarz-grüne Shorts, wie bei jedem Training, dazu eine K-Way-Regenjacke. Ich habe dir doch gesagt, dass es nichts bringt, mit einem K-Way zu trainieren, Sucré. Das bringt mich ins Schwitzen, meint er. Ja, aber dabei verlierst du nur Wasser, und weil du dehydrierst, ist deine Leistung im Keller, kapiert? Pah, das sehen wir im Ring, ob ich dann weniger stark bin. Okay, sage ich, wenn ich dich ausknocke, trägst du zum Training nie mehr K-Way. Er seufzt und lächelt dazu, zieh die Bandagen an, Jonas, und halt die Klappe. Wir lachen. Bin gleich so weit, sage ich.

      Ich nehme eine Bandage, lege ein Ende auf den Handballen und halte es mit dem Daumen fest. Ich umwickle die Hand zweimal, dann führe ich die Binde zum Handgelenk, das ich ebenfalls zweimal umwickle. Über den Handteller geht es wieder nach oben, ich umwickle den Daumen, wobei ich ihn nach außen abspreize. Ich höre, wie der Alte СКАЧАТЬ