Название: Aus der Deckung
Автор: David Lopez
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Современная зарубежная литература
isbn: 9783455008258
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Wir schauen uns die Karten zuunterst an, nicht die, die oben liegen. 2-7. Nicht schlecht. 2-7, muss ich mir merken. 2-7. Ixe hat gegeben und sitzt rechts von mir, also beginne ich. Ich ziehe eine 7 vom Stapel. Wenn ich sie für mein Spiel gebrauchen kann, muss ich dafür eine von meinen Karten ablegen. Ich lege sie auf die andere 7, und die, die darüberlag, drehe ich um und lege sie in die Mitte. Scheiße, ein Ass. Jetzt ist Poto dran, der sie schnell nimmt und sie gegen eine seiner Karten tauscht, oben links. Das darf ich nicht aus dem Auge verlieren, wenn ich Gelegenheit zu einem Tausch habe. Gut, jetzt habe ich 2-7-7, 2-7-7. Schieb mal den Joint rüber, ich muss mir meine Karten merken. Ixe nimmt mit der Rechten eine Karte vom Stapel, während er mir mit der Linken den Joint reicht. Er scheint zufrieden mit seinem Spiel, aber er blufft gern, man muss sich vor ihm in Acht nehmen. Ich bin dran. Eine Dame. Eine Dame ist zehn Punkte wert, das ist Scheiße, deshalb werfe ich sie stöhnend in die Mitte. 2-7-7. Poto bestückt sein Spiel bei jeder Runde, er kennt jetzt seine vier Karten. Links oben hat er noch immer sein Ass. 2-7-7. Ich bin dran, hoffentlich kriege ich was Passendes aus dem Stapel. Eine 7. Nicht schlecht. Ich reihe sie oben links in mein Spiel ein und lege die 2 ab, die ich bisher dort hatte. Poto ist zufrieden, super abgelegt, meint er, gut, dass ich mich neben dich gesetzt hab, und als ich ihm sage, er solle die Klappe halten, nennt er mich einen verdammten Arschficker. Er hat für die 2 einen 10er abgeworfen, und Ixe nimmt diese zehn Punkte, also bereitet er irgendwas vor, man nimmt keinen 10er, wenn man nicht mindestens einen auf der Hand hat. Wenn ich eine gute Karte ziehe, kann ich sie abschmieren lassen. Ich bin dran. Ich ziehe ein Ass. Ich kann meine Aufregung kaum zügeln, ich werfe meine drei 7er ab und lege im gleichen Zug das Ass neben meine 2. Beide schauen mich an, als hofften sie, dass ich nicht Pablo rufe. Pablo.
Kacke!, schreit Poto, noch zwei Runden in diesem verfluchten Scheißspiel, und ich hätte dich ausgestochen. Ich lache mich schief über ihre betretenen Gesichter. Wer Pablo sagt, denkt, er sei der mit den wenigsten Punkten im Spiel. Sie müssen noch eine Runde spielen, ich nicht. Poto zieht eine 9, es kotzt ihn an. Ich habe Ass-2, also drei Punkte. Als Ixe mit der Hand nach dem Kartenstoß greift, zittere ich vor Spannung. Er blickt zu mir, wenn ich die richtige Karte ziehe, Jonas, bist du fertig. Er zieht.
Wow! Strahlend nimmt er sein Blatt und tauscht es gegen die Karte vom Stapel. Er hatte vier 10er, der Drecksack. Ich drehe meine Karten um, Ass-2, drei Punkte. Dann ist Poto dran, Ass-2-3-3, neun Punkte. Prima. Und, Ixe, was für eine Karte hast du erwischt? Er dreht die Karte um. Pikkönig. Der Kerl hat eine Null gemacht. Kommt selten vor, und natürlich musste das ausgerechnet jetzt passieren. Poto steht auf und zeigt mit zitterndem Finger auf den Stapel, hätte er den König gezogen, heult er, hätte er ihn gegen seine beiden 3er getauscht und nur drei Punkte gehabt. Hätte, hätte, Fahrradkette, hält Ixe dagegen, hab ich dir doch gesagt, dass ich das Talent gepachtet hab. Du meinst, das Glück, erwidere ich. Mit meinem vermasselten Pablo kassiere ich fünfzig Punkte. Ixe steht auf und holt ein Blatt Papier und einen Bleistift von seinem Schreibtisch, um den Spielstand zu notieren. Ich protestiere, weil es eine Aufwärmpartie sein sollte, so war es ausgemacht, und schon werde ich angeschnauzt, ich sei wohl schwul oder so. Sucré meint, Scheiße, Mann, ist heute echt nicht dein Tag. Poto ist stinkig. Teil aus!, sagt er, als suchte er Zoff mit mir. Dreh lieber einen, gebe ich zurück und lege mein Fünfundzwanziger-Piece auf den Tisch, das noch warm ist vom Föhn.
Ixe verkündet den Spielstand und bringt mich damit auf hundertachtzig: null – neun – fünfzig. Spielen wir zwölf Runden, sage ich. Sieben, beharrt Ixe. Die anderen sind auf seiner Seite. Ich kann noch so sehr drauf pochen, dass wir manchmal fünfunddreißig Runden spielen, nichts zu machen. Sie haben keine Lust zu spielen, bis das Blatt voll ist. Selbst Sucré will heute nicht so spät nach Hause. Na dann, ich hab noch sechs Runden, um zu gewinnen, geizt bloß nicht mit den Pablos, damit ich euch so richtig abzocken kann. Ich nehme die Karten, mische sie sorgfältig und spiele nicht den Croupier.
Miskine ist gekommen. Schulterrempeln, Rückenklopfen. Was geht, Alter, alles fit? Nee, hast du doch gesehen, zum Kotzen. Er geht um mich herum und begrüßt Poto und Sucré. Schulterrempeln, Rückenklopfen. Was geht? Ich setz mich wieder.
Zigarettenpapier, Shit, eine Kippe, das legt er vor mich auf den Couchtisch. Miskine hat etwas von einem Bären. Mit seiner laxen Art wirkt er unbeholfen. Man sieht ihm an, wie träge er ist, schon sich hinzusetzen kostet ihn Anstrengung, ist ihm zu viel. Ixe, das Dope, das du mir letztens besorgt hast, haut dich echt um, ich schwör’s, wenn ich das mittags rauche, ist der Tag gelaufen, ich schlaf um zwei ein und wach um acht wieder auf, ich schwör’s. Er redet laut. Er redet laut, dann hält er inne. Mitleidig wendet er sich zu mir. Verloren, Jonas? Ich deute auf mein rechtes Auge, jep, hast du mich schon mal so zugerichtet gesehen? Er sagt, nee, und ich, eben. Du solltest Eis drauftun, meint Sucré, Ixe gibt Sucré recht, Poto sagt, ja, definitiv, und ich, Quatsch, spielen wir jetzt oder was.
Offenbar hat sich Miskine mit Untel auf ein Bizness eingelassen, das nicht so lief, wie sie es sich erhofft hatten, jetzt braucht er Ixe, damit er ihm aus der Patsche hilft. Ixe ist darüber nicht entzückt. Wenn sie über ihre Deals sprechen, höre ich weg. Nicht nur, dass es mich nicht interessiert, es ist auch besser, nicht zu viel zu wissen, wenn man mit solchen Jungs rumhängt. Dabei sind sie nicht mal große Fische. Ixe tut es für die Familie, die Entourage. Er nutzt die Gelegenheiten, die sich bieten. Ein Typ, der im Hintergrund bleibt. Miskine dagegen hätte gerne mehr Gewicht. Aber er ist ein Maulheld, eine kleine Nummer. Der Großdealer ist Untel. Wir alle kreisen um ihn. Satelliten.
Ich nehme mein Piece. Meinen Joint habe ich abbrennen lassen und es nicht einmal gemerkt. Ich frage Ixe, ob er mein Feuerzeug eingesteckt hat, aber er hört mich nicht, denn er ist zu sehr auf Miskine konzentriert, der ihn mit seinen Geschichten volllabert. Poto hat seinen Joint fertig gedreht und zündet ihn an. Und sonst, was gibt’s Neues?, frage ich Poto. Er sagt, nichts Umwerfendes, er findet keinen Job, reißt sich aber auch kein Bein aus bei der Suche. Nach der Reifenfabrik bekommt er noch drei oder vier Monate Stütze, er hat es also nicht eilig, genießt es ein wenig. Und sonst, haste was zum Poppen?, frage ich und bringe Sucré damit zum Lachen, denn die Frage ist nicht von mir, sondern typisch für einen unserer Homies. Poto streicht sich mit der Hand über seinen rasierten Schädel. Tote Hose, ich sitz auf dem Trockenen. Ich habe nicht wirklich mit einer anderen Antwort gerechnet. Was ist denn dein Frauentyp, auf welche stehst du?, frage ich. Auf jede, die hinter einem Schalter steht, antwortet er. Warum das? Weil sie da wenigstens eingeklemmt ist. Ich lache, während ich die Kippe auf meinen Nagel klopfe. Und was ist mit der Kleinen, die du gedatet hast, eine Zeitlang sah man dich gar nicht mehr. Sie ist abgezwitschert, sagt er, sie wollte kein Fuck-Buddy sein, aber du wirst sehen, Jonas, die wird sich noch die Finger nach mir wund reiben, bis sie sich selbst keinen mehr in die Möse stecken kann. Ich lache. Und du, fragt er, hast du was am Laufen? Lassen wir das Thema, seufze ich, darüber schweige ich lieber.
Poto reicht mir seinen Joint, damit ich ihn an Ixe weitergebe, ich nehme einen Zug, verzollen heißt das. Miskine hält mir den Stummel des Joints hin, den er bei seiner Ankunft geraucht hat, um sich einen neuen zu drehen, nein danke, rauch ihn doch selber, ich dreh mir einen.
Ixe schnappt sich den Stapel, mischt die Karten grob und teilt aus. Ich bin mit dem Drehen noch nicht fertig, aber ich beeile mich. Okay, wie war der Stand, fragt Ixe. Null – neun – fünfzig. Ich spiel dann mal mit, sagt Sucré und richtet sich auf, und ich sage, jep! Wir fangen also wieder bei null an, und Poto sagt, Glück gehabt, Alter. Miskine erkundigt sich, was gespielt wird, Pablo, antwortet Ixe. Er sieht mich fragend an, ein schneller Blickwechsel, obwohl es mich nervt, erkläre ich ihm, dass es ein Spiel sei, bei dem man versucht, möglichst wenig Punkte zu machen, dass man zu Beginn nur zwei von seinen vier Karten kennt, dass man eine Karte vom Stapel nimmt, wenn man an der Reihe ist, und wenn man eine 7 zieht, darf man eine Karte seines eigenen Blatts ansehen, mit einer 8 darf man tauschen, jedoch ohne die Karten СКАЧАТЬ