Название: Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212372
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„Okay“, fiel Bount dem Kollegen ins Wort. „Wir sind schon wieder mitten im Fachsimpeln. Du weißt, wie wenig ich davon halte. Es macht zwar Spaß, Hypothesen zu entwickeln, aber am Ende zeigt sich meistens, dass die Dinge ganz anders liegen. Hast du sonst noch mal jemand in Gringers Begleitung gesehen?“
„Ein einziges Mal, aber das war nicht im Hotel“, erinnerte sich Hankers. „Das war in der 42ten Straße. Ich habe dort meinem Büronachfolger einen Besuch abgestattet. Tatsache ist, dass ich von dem Kerl noch Geld kriege. Er kann nicht zahlen. Er möchte ja gern, aber die Geschäfte gehen nicht so gut, wie er es sich erhofft hat. Ich habe ihm einen Tipp gegeben und...“
Bount räusperte sich. Hankers begriff, stoppte seinen Redefluss und sagte: „Gringer sprach mit Hugo. Mit Hugo Leicester. Ihm gehört der Klamottenladen gleich neben Millers Sexkino. Hugo und Gringer standen vor der Ladentür und redeten miteinander wie alte Bekannte. Ich kenne Hugo seit Jahren, obwohl er nicht gerade das Angebot hat, das mich reizen könnte. Er führt vor allem Jeans und diesen idiotischen Glitzerkram, den Twens in Diskotheken tragen. Travolta für Arme, du weißt schon. Wir haben uns noch begrüßt, wenn auch bloß durch einen kurzen Zuruf. Komisch, dass mir das erst jetzt wieder einfällt. Ich hab’s nicht mal der Polizei gegenüber erwähnt. Dabei quatschten die beiden miteinander, als seien sie alte Bekannte .,.“
„Hat Hugo seinen Laden noch offen?“
Hankers blickte auf seine Uhr. „Wenn du dich beeilst, triffst du ihn noch an. Vor Elf macht er selten dicht. Das Abend und Nachtgeschäft ist allemal das beste, sagt er.“
„Hast du’n Bild von Gringer hier?“ Hankers zog seine Brieftasche aus dem Sakko, öffnete sie und überließ Bount eine Fotografie. „Es ist das einzige, was wir haben. Bring mir’s zurück, wenn du es nicht mehr brauchst und halte mich auf dem Laufenden. Wir haben’s nicht gern, wenn unseren Gästen etwas zustößt. Ich könnte mir einen Namen machen, wenn ich dazu beitrage, den Fall aufzuklären.“
„Ich vergesse dich nicht, du hast mir weitergeholfen“, meinte Bount, fischte etwas Kleingeld aus seiner Tasche und wollte zahlen, aber Hankers legte ihm die Hand auf den Unterarm und sagte: „Das geht auf Kosten des Hauses. Es war dem .Roosevelt' ein Vergnügen, einen so prominenten Besucher bewirten zu dürfen.“
„Ich werde das Haus überall empfehlen“, meinte Bount, verabschiedete sich und ging.
Er nahm sich nicht die Mühe, mit dem Wagen zur 42ten zu fahren. Dort war es erfahrungsgemäß so gut wie unmöglich, eine Parklücke zu finden.
Hugo Leicester, dem Bount kurz vor Elf in dessen Ramschladen gegenüberstand, war ein untersetzter, wieselflinker Mann mit Halbglatze, stechenden Augen, einem munteren Lächeln und der Eigenschaft, beim Sprechen die Hände zur Hilfe zu nehmen.
„Ah, Sie kommen von Jim Hankers?“, fragte er, nachdem Bount sich vorgestellt hatte. „Ich mag ihn. Einer von der alten Garde. Davon gibt’s heutzutage nicht mehr allzu viele, Mister. Aber soll ich mich beklagen? Die Zeiten sind zwar hektisch, aber der Umsatz steigt. Es ist nur ein Jammer, dass die Lebenshaltungskosten noch rascher klettern. Was kann ich für Sie tun, Mister? Ich habe einen Posten fabelhafter Stretchcord-Jeans bekommen, da ist auch Ihre Größe dabei. Wollen Sie sich die mal ansehen? Wenn Sie ein Freund von Jim sind, mache ich Ihnen einen besonderen Preis ...“
„Ich suche diesen Mann“, sagte Bount. „Nicht ihn, sondern seine Identität“, korrigierte er sich.
Hugo Leicester setzte sich eine Brille auf. Er hielt das Foto auf Armeslänge von sich, dann führte er es näher an seine Augen heran. „Was ist mit ihm?“, fragte Leicester.
„Kennen Sie den Mann?“
„Ja, er kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, wo ich ihn schon einmal gesehen habe. Ist es möglich, dass es sich um einen Kunden handelt? Ich habe viele Stammkunden, aber zu denen gehört er nicht.“
„Jim hat Sie einmal im Gespräch mit dem Mann gesehen, Sie standen mit ihm vor der Ladentür.“
„Oh, tatsächlich? Das geschieht fast täglich. Ich rede gern mit meinen Kunden. Wenn sie mir gefallen, geleite ich sie bis zur Tür. Das schafft Freunde, wissen Sie, und es gibt keine bessere Geschäftsbasis als Freundschaft, Wärme, und ein kleines Gespräch.“
„Versuchen Sie sich zu erinnern. Worüber haben Sie mit dem Mann gesprochen?“
„Tut mir leid, Mister, aber ich kann mich nicht mal erinnern, ihn in ein Gespräch verwickelt zu haben. Kann sein, dass er fremd in New York war und ein paar Tipps haben wollte, Tipps, die diese Straße betreffen, wissen Sie“, fügte er augenzwinkernd hinzu. „Aber Sie wissen es nicht genau?“
„Bedaure, Sir, ich muss passen.“
8
Hugo Leicester brachte den Besucher zur Ladentür, wechselte noch ein paar Worte mit ihm und kehrte in seinen Laden zurück. Es waren noch zwei Kunden da. Einer wurde bedient, der andere stand an der Kasse. Hugo Leicester kümmerte sich nicht um sie. Er eilte in sein Büro, das gleichzeitig als Lager diente, und in dem man sich kaum bewegen konnte, ohne gegen Warenstapel und Kartons zu stoßen, griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer, die er im Kopf hatte. Er kaute ungeduldig auf der Unterlippe herum, während das Freizeichen monoton in sein Ohr tutete.
„Ja?“, tönte ihm schließlich eine Frauenstimme entgegen.
„Ich muss Blacky sprechen.“
„Wer ist denn da?“
„Ich bin’s, Hugo. Es ist dringend.“
„Blacky ist nicht zu Hause.“
„Verdammt, wo kann ich ihn finden?“
„Er hat mir nicht gesagt, wo er zu erreichen ist.“
„Mit wem spreche ich überhaupt?“
„Ich bin Dolly.“
„Hallo, Dolly“, sagte Hugo grimmig und legte auf. Ein Geräusch in seinem Rücken ließ ihn herum zucken.
Die Tür hatte sich geöffnet, ein Mann betrat den Raum. „Blacky!“, stieß Hugo Leicester hervor. „Gerade habe ich versucht, dich anzurufen ..“
Der Mann, der sich mit dem Rücken gegen die Tür lehnte, war schätzungsweise 35. Es war leicht zu erkennen, dass er seinen Spitznamen dem tiefschwarzen, nackenlangen Haar und den nicht minder dunklen Augen verdankte. Er hatte aufgeworfene Lippen, eine abgeplattete Nase und eine fliehende Stirn. Er war keine Schönheit, aber er war auch nicht hässlich.
„Ich bin stets zur Stelle, wenn ich gebraucht werde“, sagte Blacky.
„Ein СКАЧАТЬ