Название: Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212372
isbn:
7
Das Telefon klingelte. Bount stemmte sich aus dem Sessel hoch, drehte den Lautstärkeregler des TV-Gerätes zurück und trat ans Telefon, ohne dabei den Bildschirm aus den Augen zu lassen. Die Globetrotters hatten den Sieg bereits in der Tasche, aber sie kämpften, als ginge es darum, eine drohende Niederlage abzuwenden.
Es war zehn Minuten vor Neun. „Reiniger“, meldete er sich.
„Ich bin’s, Toby. Wir haben den Namen des Toten aus der U-Bahn ermittelt. Den Papieren zufolge heißt er Nikolaus Gringer. Er wohnte zuletzt im ,Roosevelt‘ an der Madison Avenue. Dort liegen auch die Papiere. Naja, lagen. Jetzt habe ich sie vor mir, auf dem Schreibtisch. Sie haben eine bemerkenswerte Eigenschaft. Sie sind falsch. Eine gute Arbeit, Kann nicht billig gewesen sein.“
„Sein wahrer Name ist dir nicht bekannt?“
„Nein. Mit den Fingerabdrücken, die wir von ihm genommen haben, ist leider nichts anzufangen. Sie sind weder hier noch beim FBI in Washington registriert“, sagte der Captain,
„Wie lange wohnte er im ,Roosevelt?“
„Vier Wochen. Er hatte eine kleine Suite in der dritten Etage gemietet, für hundertzehn Dollar pro Tag. Vor einer Woche hat er das erste Mal gezahlt, anstandslos, und in bar. Unter seinen Klamotten sind ’ne Menge Sachen, die aus Italien stammen. Wir haben Interpol eingeschaltet. Es ist durchaus möglich, dass es sich bei ,Gringer‘ um einen Illegalen handelt. Möglicherweise um einen Mann, der von der italienischen Polizei gesucht wird und der meinte, sich hier deren Zugriff entziehen zu können.“
„Das sind Spekulationen, nehme ich an.“
„Ich weiß. Du kannst noch ein halbes Dutzend dranhängen, das bleibt dir unbenommen, und genau das wirst du vermutlich tun, wenn ich dir sage, dass es Mord war.“
„Ich dachte es mir.“
„Die Cyanidlösung, die ihn um die Ecke gebracht hat, kommt in keinem Lebensmittel vor. Jemand muss sie ihm eingetrichtert haben“, sagte der Captain.
„Welche Zeitspanne lag zwischen der Einnahme des Giftes und dem Zusammenbruch?“
„Schätzungsweise eine halbe Stunde.“
„Danke“, sagte Bount und legte auf. Er trat an das Fernsehgerät und stellte es ab. Plötzlich war der Wirbel der Globetrotters für ihn ohne Interesse.
Er holte seinen 450 SEL aus der Werkstatt und fuhr zur Madison Avenue. Es waren nur ein paar Häuserblocks bis zum ,Roosevelt‘. Er fuhr über den Times Square bis zur 47ten Straße und bog dort nach links ab.
Um zweiundzwanzig Uhr fünfzehn betrat er das ,Roosevelt' und sprach mit Jim Hankers, dem Hoteldetektiv.
Bount kannte Hankers. Sie waren Kollegen gewesen, noch bis vor zwei Jahren. Hankers hatte eine leidlich gutgehende Agentur in der 42ten Straße geführt, mitten im Nachtjackenviertel. Er war einer der wenigen gewesen, die es verstanden hatten, ihren Namen sauber zu halten. Jetzt, wo er die 65 überschritten hatte, gab er sich damit zufrieden, die Nachtschicht im Hotel zu übernehmen.
Man sah ihm an, dass er unter Schlaflosigkeit litt. Er hatte eine gelbliche, schlaffe Gesichtshaut und entzündet wirkende Augen. Bount sprach mit Hankers am Tresen der hufeisenförmig angelegten Bar am Ende der Rezeption. Sie lag etwas höher als die riesige Hotelhalle, so dass man das Treiben in der Halle und vor den sechs Lifts in Muße beobachten konnte.
„Komisch“, sagte Hankers, „er ist mir sofort aufgefallen. Ich brauche dir nicht zu erzählen, was hier los ist. Ein ständiges Kommen und Gehen. Gesichter, Gesichter, Gesichter. Trotzdem hat man einen Riecher für diejenigen, mit denen etwas nicht stimmt. Dieser Gringer war so einer. Er konnte sich plötzlich umdrehen, ganz abrupt. Es sah aus, als hätte er etwas ganz wichtiges liegen gelassen, meinetwegen sein Geld, aber in Wahrheit wollte er wohl bloß sehen, wer hinter ihm war. Vielleicht litt er unter Verfolgungswahn.“
„Nicht zu unrecht, wie sich gezeigt hat.“
Hankers nickte und schnippte mit den Fingern, um einen der drei Barkeeper zu rufen. „Bier?“, wandte er sich an Bount. Der nickte. Hankers bestellte zwei Biere und fuhr fort: „Ich habe Gringers Umdrehen einmal bemerkt, ganz zufällig. Von diesem Moment an wusste ich Bescheid. Ich habe versucht, etwas über ihn herauszufinden. Aber da war nichts zu holen, nichts negatives, meine ich. Er war nett und umgänglich mit dem Personal und sein Gesicht war in keinem mir bekannten Steckbrief enthalten. Er zahlte seine Rechnung, es gab also nicht den leisesten Grund, sich weiterhin mit ihm zu beschäftigen. Schließlich und endlich hat ein Mann meines Kalibers sich mit ganz konkreten Fällen herumzuschlagen.“
„Das ist klar“, sagte Bount. „Hast du ihn jemals mit einer Puppe gesehen?“
„Ja. Einmal. Das war so um diese Zeit. Sie kamen gemeinsam durch die Halle und fuhren mit dem Lift nach oben. Gringer wirkte gelöst, er war sichtlich in das Girl verliebt. Das war zu verstehen. Sie sah klasse aus.“
„Würdest du sie wiedererkennen?“
„Nur, wenn sie sich in den gleichen Klamotten zeigen würde ... in einem taubenblauen Kostüm mit einem dazu passenden Käppi, einem Hütchen aus Filz.“
„Beschreib’ sie mir“, sagte Bount und nahm sein Bier entgegen. Hankers tat das gleiche. Er trank erst einmal, bevor er antwortete. „Ich bin zwar im Dienst, aber ein Bier ist immer drin, das hält mich in Schwung“, meinte er beinahe entschuldigend. „Ja, wie sah sie aus? Etwas über mittelgroß, schlank und so kurvenreich wie eine, der klar ist, dass zu viel Oberweite die Proportionen stört, die aber andererseits weiß, dass da schon was da sein sollte. Sie hatte genau das richtige Format. Große Augen, lang bewimpert. Möglich, dass die Dinger künstlich waren. Ein sinnlicher Mund, einer der dazu einlud, verrückte Sachen zu probieren, weißt du. Ich bin ein alter Knacker und nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, aber als ich Gringer mit dieser Puppe sah, verspürte ich plötzlich Frühlingsgefühle, da habe ich ihn um sie beneidet.“
„Sie heißt Jill und hat ihn vermutlich aus dem Verkehr gezogen“, sagte Bount.
„Hm“, machte Hankers ungerührt. „So was soll ja vorkommen. Überraschen würde es mich nicht. Aber was überrascht mich schon als Kind dieser Stadt?“
„Wie viel Geld hat man bei ihm gefunden?“, fiel es Bount ein.
„Nichts.“
„Er hatte nichts im Hotelsafe deponiert?“
„Nein.“
„Dann ist es das“, sagte Bount.
„Dann ist es was?“, fragte Hankers. „Er hatte vermutlich Geld. Sehr viel sogar, nehme ich an. Hundertzehn Dollar pro Tag für’s bloße Wohnen kann sich nicht jeder leisten, oder?“
„Ich könnte es nicht.“
„Sie hat ihm was in den Kaffee gekippt und sich mit seinem Geld aus dem Staub gemacht“, meinte Bount.
„Das СКАЧАТЬ