Название: Der exzellente Butler Parker 32 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker
isbn: 9783740966126
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Mylady war mit einem derben Lodenkostüm bekleidet, das zwar nicht der neuesten Mode entsprach, dafür aber ihre ausufernde Leibesfülle einigermaßen bändigte. Ergänzt wurde der Aufzug der steinreichen Witwe durch rustikale Schnürschuhe und eine Hutschöpfung von zeitloser Form. Zwei Hutnadeln, deren Format an Grillspieße erinnerte, steckten in dem phantasievollen Filzgebilde.
Aus den Augenwinkeln registrierte Parker, daß Millstones Truppe sich ausgesprochen diszipliniert verhielt. Die Männer standen stramm und hatten die Blicke ins Leere gerichtet.
Sie rührten sich auch nicht, als Agatha Simpson erhobenen Hauptes an ihnen vorüberschritt. Mylady ihrerseits bedachte die Behelmten mit huldvollem Nicken, als handelte es sich um das Abschreiten einer Ehrenformation.
»Mister Patrick Walker war so freundlich, Mylady und meiner Wenigkeit den Weg zu Ihnen zu weisen, Mister Millstone«, sprach Parker den »Commander« an.
Obwohl Millstone sich intensiv bemühte, Haltung und Fassung zu bewahren, war der Ärger, der in seinem Innern brodelte, nicht zu übersehen. Sein Gesicht zeigte ungesunde Rotfärbung. Heftig zuckende Mundwinkel ließen auf eine gewisse Nervosität schließen.
»So, Patrick hat Sie hergeführt«, wiederholte der »Commander« zähneknirschend und bedachte seinen Untergebenen, der wie eine begossener Pudel abseits stand, mit frostigem Blick. »Darf man denn fragen, welchem Zweck Ihr Besuch dient?«
»Zunächst muß ich mich über diesen Rüpel beschweren, Mister Killbone«, nahm Lady Agatha das Wort.
»Millstone«, korrigierte ihr Gegenüber.
»Ich habe Ihren Namen schon richtig gespeichert, Mister Billphone«, entgegnete die Detektivin. »Sie müssen sich verhört haben.«
»Na gut«, ging Millstone einer längeren Diskussion aus dem Weg. »Und was war mit Patrick?«
»Der Schurke hat sich an mich herangepirscht und wolle mich kaltblütig aus dem Hinterhalt erschießen«, breitete Agatha Simpson ihre Sicht der Dinge aus, ohne den verhalten protestierenden Walker eines Blickes zu würdigen. »Als ich ihn dann entdeckt und überwältigt hatte, wollte er sich mit dem dummen Märchen von einem Sportclub herausreden.«
Augenblicklich zeigte Millstones Gesicht einen lauernden Ausdruck. Seine dunklen Augen unter den buschigen Brauen verengten sich zu Schlitzen.
»Was für ein Sportclub?« fragte der »Commander« wie in beiläufigem Ton.
»Das müssen Sie am besten wissen, Mister Killbone«, entgegnete Mylady. »Schließlich sind Sie der Chef, wenn der Lümmel mich nicht belogen hat.«
Millstones Brustkorb hob und senkte sich unter heftigen Atemstößen. Die Rotfärbung seines Teints vertiefte sich.
»Der gute Patrick ist unser Sorgenkind. Er hat die Weisheit nicht gerade mit Löffeln gegessen und redet deshalb manchmal dummes Zeug«, ließ der »Commander« wissen.
»Also hat er mich doch belogen!« grollte Lady Simpson.
»Nicht direkt«, wich Millstone aus. »Am besten sollten wir die Sache in Ruhe unter vier Augen besprechen. Darf ich Sie zu einem Gläschen einladen?«
»Eigentlich rühre ich ja keinen Alkohol an«, schwindelte Mylady ungeniert. »Aber ein Schlückchen würde meinem strapazierten Kreislauf bestimmt guttun.«
»Ihr könnt jetzt in die Unterkünfte abrücken und eure Ausrüstung in Ordnung bringen«, wies der »Commander« seine Leute an. Während die Truppe wortlos dem Befehl Folge leistete, schritt Eric Millstone zu einer Tür, die er seiner Besucherin öffnete.
»Legen Sie Wert darauf, daß Ihr – äh – Butler bei der Unterredung zugegen ist, Mylady?« erkundigte er sich, als Parker sich unaufgefordert anschloß.
»Warum sollte Mister Parker nicht dabei sein?« fragte die passionierte Detektivin überrascht.
»Ja – warum eigentlich nicht?« reagierte Millstone mit einem Lächeln, das ein wenig verkrampft wirkte, und ging voran.
*
»Natürlich sind wir kein gewöhnlicher Sportclub, Mylady«, begann Millstone, nachdem er seinen Gästen Plätze in einer Art Salon angeboten hatte. »Unsere Zielsetzung geht über die körperliche Ertüchtigung weit hinaus.«
»Hervorragend!« bemerkte die ältere Dame mit sichtlichem Wohlgefallen.
Der Gastgeber, der diesen Kommentar auf seine einleitende Äußerung bezog, lächelte geschmeichelt. Daß Mylady nur die Flasche feinen, alten Kognaks meinte, die er gerade entkorkte, entging ihm.
»Darf man möglicherweise erfahren, welche Art von Zielsetzung Sie zu meinen belieben, Mister Millstone?« erkundigte sich Parker, während der »Commander« einschenkte.
»Nun ... äh ...« druckste Millstone herum. »Was wir hier tun, könnte man am ehesten mit dem Begriff ›Sozialarbeit‹ erklären.«
»Eine Mitteilung, die man mit einer gewissen Überraschung zur Kenntnis nimmt, Mister Millstone«, merkte der Butler an.
»Sie werden gleich verstehen, was ich meine, Mister Parker«, erwiderte der Hausherr und erhob sein Glas. »Zuerst wollen wir aber einen Schluck trinken.«
»Eine gute Idee, Mister Billphone«, pflichtete Agatha Simpson dem »Commander« bei und schob ihm ihr leeres Glas hinüber.
»Verzeihen Sie meine Unaufmerksamkeit, Mylady«, entschuldigte sich Millstone. »Ich dachte, ich hätte schon eingeschenkt.«
»Sie machen einen etwas zerstreuten Eindruck, junger Mann«, stellte die Detektivin fest. »Meditation oder autogenes Training würden Ihnen bestimmt guttun.«
»Ja, vielleicht«, erwiderte Millstone verwirrt und schenkte kopfschüttelnd in Myladys Glas.
»Unsere wichtigste Aufgabe sehen wir darin, junge Arbeitslose von der Straße zu holen«, begann er dann seine Erläuterungen.
»Man bittet um Nachsicht, Mister Millstone«, unterbrach Parker. »Wären Sie so freundlich, Mylady näher zu erläutern, wen Sie mit ›wir‹ zu meinen geruhen?«
»Wir – das sind die Mitglieder mehrerer Sportclubs, die sich alle einen schwarzen Stier als Symbol von Stärke und Selbstvertrauen zum Wappentier gewählt haben«, gab der Mann nach kurzem Zögern Auskunft. »Darüber hinaus verfügen wir über eine Reihe fördernder Mitglieder, die unsere patriotischen Ziele unterstützen und überwiegend in Kreisen des britischen Hochadels zu finden sind.«
»Bemerkenswert«, reagierte Mylady, und diesmal wußte selbst der Butler nicht, ob sie den Kognak oder Millstones Ausführungen meinte.
Der Gastgeber schien das Lob wiederum auf sich zu beziehen und fühlte sich zu weiteren Erklärungen ermuntert. Seine anfängliche Nervosität wich einer jovialen Redseligkeit, die schon fast vertraulich wirkte.
»Dabei brauchte es gar keine Arbeitslosigkeit zu geben, wenn unser ›Merry Old England‹ nicht von Ausländern überschwemmt wäre, die unserer Jugend die Arbeitsplätze wegnehmen und ihren Leistungswillen aushöhlen«, plauderte er unbekümmert weiter.
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