Metamorphosen. Ovid
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Metamorphosen - Ovid страница 13

Название: Metamorphosen

Автор: Ovid

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Reclam Taschenbuch

isbn: 9783159608006

isbn:

СКАЧАТЬ Augen an, mit denen sie vor kurzem das Geheimnis der blonden Minerva gesehen hatte. [750] Und sie verlangt schweres Gold als Lohn für ihren Dienst; vorerst nötigt sie ihn, das Haus zu verlassen. Ihr wendet die kriegerische Göttin das Auge mit finsterem Blick zu. Dabei seufzte sie so tief und heftig, daß sie zugleich die Brust [755] und die Ägide erschütterte, die ihr die tapfere Brust umschloß. Es fällt ihr ein, daß Aglauros ihr Geheimnis mit unheiliger Hand aufdeckte, als sie entgegen der Vereinbarung das ohne Mutter entstandene Kind des Gottes von Lemnos sah; jetzt würde sie obendrein einem Gotte und zugleich ihrer Schwester lieb sein und auch noch reich, wenn sie das Gold empfing, das sie in ihrer Habgier gefordert hatte.

      [760] Alsbald macht Minerva sich auf zum Hause der Mißgunst, das von schwarzem Geifer starrt. Ihr Heim ist an der tiefsten Stelle eines Tales versteckt. Kein Sonnenstrahl findet dorthin den Weg, kein Wind bläst hindurch. Finster ist’s und voll lähmenden Frostes, nie brennt dort ein Feuer, doch Nebelschwaden brauen stets in reicher Fülle. [765] Hier angekommen, bleibt die Heldenjungfrau, die sonst im Kriege Furcht verbreitet, vor dem Hause stehen – denn die Weltordnung verbietet ihr, unter das Dach zu treten –, und sie stößt mit der Lanzenspitze an die Türpfosten. Von dem Schlag sprangen die Türflügel auf. Drinnen sieht sie die Mißgunst Vipernfleisch essen – das gibt ihrem Laster Nahrung. [770] Von dem Anblick muß Minerva die Augen abwenden. Jene aber erhebt sich schwerfällig vom Boden, läßt die halbverzehrten Schlangenleiber liegen und geht mit trägem Schritt einher. Kaum hatte sie die Göttin im Schmuck ihrer Schönheit und ihrer Waffen gesehen, seufzte sie auf und verzog mit tiefem Stöhnen die Miene. [775] Bleich ist ihr Gesicht, mager der ganze Leib, der Blick in keiner Richtung gerade, die Zähne sind dunkel vor Fäulnis, die Brust ist grünlich von Galle, die Zunge von Gift unterlaufen. Lachen liegt ihr fern, außer schadenfrohem Gelächter beim Anblick von Schmerzen. Nie kommt sie in den Genuß des Schlafes, da aufregende Sorgen sie wachhalten; [780] vielmehr sieht sie nur die ihr unwillkommenen Erfolge der Menschen und verzehrt sich bei deren Anblick. So zerfleischt sie zugleich andere und sich selbst und ist ihre eigene Strafe. Trotz allem Abscheu redet Tritonia sie kurz mit solchen Worten an: »Vergifte mit deinem Geifer eine der Töchter des Cecrops. [785] So muß es sein. Es ist Aglauros.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, flüchtete sie und stieß sich mit der Lanze von der Erde ab.

      Jene sah der forteilenden Göttin mit schiefem Blick nach, murrte ein wenig, und es tat ihr weh, daß Minerva Erfolg haben würde. Dann nimmt sie den Stab, [790] den dichte Dornenranken umgaben. Von schwarzen Wolken bedeckt, verwüstet sie auf ihrem Wege überall die blühenden Lande, verbrennt das Gras, rupft die Mohnköpfe ab und vergiftet Völker, Städte und Häuser mit ihrem Anhauch. Endlich erblickt sie die Burg der Tritonia, [795] reich gesegnet mit Begabungen und mit Schätzen und blühend in festlichem Frieden. Kaum kann sie die Tränen zurückhalten, weil sie nichts Beweinenswertes sieht. Doch nachdem sie die Kammer der Cecropstochter betreten hat, führt sie den Befehl aus, berührt ihr die Brust mit ihrer rostgefärbten Hand, erfüllt ihr das Herz mit hakigen Dornen, [800] haucht ihr schädlichen Geifer ein und verstreut in ihrem Gebein und mitten in der Lunge pechschwarzes Gift. Um sie die Ursachen des Übels nicht weit suchen zu lassen, stellt sie ihr die Schwester vor Augen, ihre glückliche Ehe und den Gott in all seiner Schönheit. [805] Alles läßt sie groß erscheinen. Das erregt die Cecropstochter; darum nagt verborgener Kummer an ihr, darum seufzt sie voll Sorge Tag und Nacht. So schwindet die Ärmste in langsamem Siechtum dahin, wie Eis, an dem die noch unbeständige Sonne zehrt. Nicht sanfter versengt Herses Glück ihr Herz, [810] als wenn man an dorniges Gras Feuer legt; keine Flammen schlagen hervor, doch leise schwelende Glut verbrennt es. Oft wollte sie sterben, um nichts Derartiges sehen zu müssen, oft wollte sie es wie ein Verbrechen dem strengen Vater erzählen; schließlich setzte sie sich auf die Schwelle, dem ankommenden Gott entgegen, [815] um ihn auszusperren. Als er ihr mit schmeichelnden Bitten und gar sanften Worten zuredete, sprach sie: »Hör auf; ich will mich von hier erst fortbewegen, wenn du vertrieben bist.« – »Bei diesem Vertrag soll es bleiben«, sprach der flinke Cyllener. Er öffnete die Türflügel mit seinem himmlischen Stab. [820] Aglauros versucht aufzustehen, kann aber die Körperteile, die man beim Sitzen abbiegt, vor lauter träger Schwere nicht mehr bewegen. Sie ringt zwar darum, sich mit aufgerichtetem Rumpf zu erheben, aber das Kniegelenk ist steif, Kälte schleicht durch die Zehennägel, die Adern verlieren ihr Blut und erbleichen. [825] Und wie der Krebs, das unheilbare Übel, im Körper immer weiter kriecht und bisher unangegriffene Teile in die Zerstörung einbezieht, so kam tödlicher Winter allmählich in die Brust, verschloß die lebenswichtigen Bahnen und die Atemwege. Sie versuchte nicht zu sprechen, und hätte sie es versucht, [830] so hätte ihre Stimme keinen Weg mehr gefunden. Schon hatte der Stein den Hals erreicht, der Mund war hart geworden, und sie saß als lebloses Denkmal da. Der Stein war nicht weiß; die Seele hatte auf ihn abgefärbt.

      Iuppiter und Europa

      Sobald der Sohn der Atlastochter jenes Mädchen so für ihre Worte und für ihre unheilige Gesinnung bestraft hat, verläßt er das nach Pallas benannte Land, [835] schlägt mit den Flügeln und gelangt in den Himmel. Ihn ruft sein Vater beiseite und spricht zu ihm, ohne ihm den wahren Grund seines Auftrags, nämlich die Liebe, zu nennen: »Mein Sohn, du treuer Bote meiner Befehle, spute dich und gleite mit gewohnter Schnelligkeit vom Himmel hinab in das Land, das zum Gestirn deiner Mutter emporblickt und links von ihr liegt. [840] Die Eingeborenen nennen es Sidonis. Dorthin eile, und die königliche Rinderherde, die du dort in der Ferne Gebirgskräuter fressen siehst, lenke zur Küste!« Sprach’s, und schon sind die Jungstiere vom Berg vertrieben und ziehen, wie befohlen, zum Strand, wo die Tochter des großen Königs [845] in Begleitung junger Mädchen aus Tyros zu spielen pflegte. Schlecht vertragen sich Würde und Liebe; selten wohnen sie beisammen! Es trennt sich von seinem majestätischen Szepter der Vater und Herrscher der Götter, dessen rechte Hand mit dem dreizackigen Blitz bewaffnet ist. Der Gott, der durch sein Nicken die Welt erschüttert, [850] nimmt die Gestalt eines Stieres an, mischt sich unter die Jungstiere, muht und spaziert anmutig durch die zarten Gräser. Ist er doch weiß wie Schnee, in den noch keine harte Sohle ihre Spuren getreten hat und den kein regennasser Südwind schmelzen ließ. Der Hals strotzt vor Muskeln, am Bug hängen die Wammen, [855] die Hörner sind zwar klein, doch könnte man sie für kunstvolle Handarbeit halten, auch sind sie durchscheinender als reine Edelsteine. Die Stirn hat nichts Drohendes, das Auge nichts Furchterregendes, die Miene strahlt Frieden aus. Es staunt Agenors Tochter, daß er so schön ist, daß er nicht angriffslustig und bedrohlich wirkt. [860] Aber trotz seiner Sanftmut fürchtet sie sich zunächst, ihn anzurühren. Bald nähert sie sich ihm und hält ihm Blumen ans schneeweiße Maul. Da freut sich der Liebende, und in der Vorfreude auf die erhofften Wonnen küßt er ihr die Hände. Kaum, ja kaum kann er das Weitere noch aufschieben. Bald kommt er spielerisch auf sie zu, bald springt er im grünen Grase umher, [865] bald legt er seine schneeweiße Flanke in den gelben Sand. Und nachdem er ihr allmählich die Furcht genommen hat, läßt er sich bald die Brust von der Mädchenhand tätscheln, bald die Hörner mit frischen Girlanden umwinden. Es wagte die Königstochter sogar, ohne zu wissen, auf wem sie ritt, sich auf den Rücken des Stieres zu setzen. [870] Da strebt der Gott allmählich vom Festland und dem trockenen Strand hinweg und setzt seine Füße trügerisch ein wenig ins Wasser; dann entfernt er sich weiter und trägt seine Beute mitten über die Meeresfläche. Sie ängstigt sich und blickt, die Entführte, zum Strand zurück, den sie verlassen hat. Mit der Rechten hält sie ein Horn fest, [875] die andere Hand ruht auf dem Rücken. Das flatternde Kleid bauscht sich im Winde.

      Drittes Buch

      Cadmus

      Schon hatte der Gott die trügerische Stiergestalt abgelegt, sich zu erkennen gegeben und bewohnte wieder sein ländliches Kreta, als der Vater, der von nichts wußte, dem Cadmus befiehlt, die Geraubte überall zu suchen. Für den Fall, daß er sie nicht finde, droht er ihm obendrein die Verbannung als Strafe an. [5] So zeigt er sich in ein und derselben Tat liebevoll und grausam. Nachdem er den Erdkreis durchirrt hat – denn wer könnte Iuppiters Schlichen auf die Spur kommen? –, meidet Agenors Sohn als Verbannter Vaterland und Vaterzorn; als Schutzflehender sucht er Rat beim СКАЧАТЬ