Jesus war kein Europäer. Kenneth E. Bailey
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Jesus war kein Europäer - Kenneth E. Bailey страница 7

Название: Jesus war kein Europäer

Автор: Kenneth E. Bailey

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783417228694

isbn:

СКАЧАТЬ der antiken und neuzeitlichen Völker des Nahen Ostens, die seit Jahrtausenden in ihren Dichtungen und teilweise ihren Erzählungen mit Parallelismen arbeiten. In der westlichen Welt sind sie als „hebräische Parallelismen“ bekannt, die im Alten Testament häufig anzutreffen sind. Doch in der frühen hebräischen Literatur wurden diese Parallelismen zu einem Sprachkunstwerk verwoben, das ich als „prophetische Redegänge“ bezeichne. Die Bausteine dieser Redegänge sind verschiedene Kombinationen hebräischer Parallelismen. Manchmal werden Gedanken paarweise nacheinander präsentiert und erscheinen in geschriebener Form als AA-BB-CC-Muster. In anderen Fällen werden Gedanken vorgetragen und dann von hinten nach vorn als A-B-CC-B-A wiederholt. Dies kann man als „gespiegelten Parallelismus“ bezeichnen (andere gebräuchliche Bezeichnungen sind Ringkomposition oder Chiasmus). Ein drittes rhetorisches Stilmittel bezeichne ich als Stufenparallelismus, da es einem ABC-ABC-Muster folgt. Diese drei Grundformen sind häufig in einem einzigen Redegang vereint. Ein meisterhaftes frühes Beispiel einer solchen Kombination rhetorischer Stilmittel findet sich in Jesaja 28, wie in Abbildung 0.1 zu sehen ist.

Darum hört das Wort des HERRN, ihr Männer der Prahlerei,
Beherrscher dieses Volkes, das in Jerusalem ist!
Denn ihr sagt:
1. a) Wir haben einen Bund mit dem Tod geschlossenb) und mit dem Scheol einen Vertrag gemachtc) Wenn die einherflutende Geißel hindurchfährtd) wird sie uns nicht erreichen, Bund geschlossen mitTod, Scheol
2. a) denn wir haben Lüge zu unserer Zuflucht gemachtb) und in Trug uns geborgen. ZufluchtsortSchutz gesucht
3. Darum, so spricht der Herr, HERR:Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein,einen bewährten Stein,einen kostbaren Eckstein, felsenfest gegründet. bauenMaterial
4. Wer [an ihn – LXX] glaubt,wird nicht ängstlich eilen. Inschrift
5. Und ich werde das Recht zur Richtschnur machen und die Gerechtigkeit zur Waage. bauenWerkzeug
6. a) Hagel wird die Zuflucht der Lüge hinwegfegen,b) und das Wasser wird das Versteck wegschwemmen. ZufluchtsortSchutz zerstört
7. a) Und euer Bund mit dem Tod wird aufgehoben werden,b) und euer Vertrag mit dem Scheol wird nicht bestehen bleiben.c) Wenn die einherflutende Geißel hindurchfährt,d) dann werdet ihr von ihr zertreten werden. Bund aufgehoben mitTod, Scheol

      Abbildung 0.1: Jesajas Gleichnis von den zwei Bauherren (Jes 28,14-18)10

      In diesem Redegang fallen mehrere rhetorische Merkmale auf.

      Es gibt sieben Strophen. Diese Strophen sind spiegelbildlich angeordnet: Strophe 1 gehört zu Strophe 7, Strophe 2 zu Strophe 6, Strophe 3 zu Strophe 5. Die mittlere, 4. Strophe bildet den Höhepunkt, in welcher der Prophet das Volk dazu aufruft, zu glauben und nicht ängstlich davonzueilen. Dieser typische rhetorische Stil mit seinen sieben Strophen ist so alt und weit verbreitet, dass er einen Namen verdient. Ich habe mich für die Bezeichnung „prophetisch-rhetorische Form“ entschieden. Sie taucht zum ersten Mal in Psalm 23 auf. Im Markusevangelium findet man 17 Beispiele dafür. Zur Zeit des Neuen Testaments war dieses Stilmittel also mindestens tausend Jahre alt.

      Strophe 1 hängt mit Strophe 7 zusammen und setzt einen „Stufenparallelismus“ ein. Im direkten Vergleich wird der Zusammenhang deutlich.

1 a) Wir haben einen Bund mit dem Tod geschlossen
b) und mit dem Scheol einen Vertrag gemacht. Bund geschlossen mit
c) Wenn die einherflutende Geißel hindurchfährt Tod, Scheol
d) wird sie uns nicht erreichen,

7 a) Und euer Bund mit dem Tod wird aufgehoben werden,
b) und euer Vertrag mit dem Scheol wird nicht bestehen bleiben. Bund aufgehoben mit
c) Wenn die einherflutende Geißel hindurchfährt, Tod, Scheol
d) dann werdet ihr von ihr zertreten werden.

      Die vier Aussagen in Strophe 7 sind mit denen in Strophe 1 verknüpft und widersprechen ihnen direkt. Zeile 1c und 7c sind identisch.

      Ein rascher Blick auf Strophe 2 und 6 zeigt die gleiche Verbindung. Nur gebraucht Jesaja in diesem Fall in seinem Stufenparallelismus je zwei Gedanken, die mit „Zufluchtsort“ und „Schutz“ zu tun haben. In Strophe 2 sind Zufluchtsort und Schutz intakt; in Strophe 6 sind sie zerstört.

      Strophe 3 und 5 gehören ebenfalls zusammen, jedoch auf andere Art und Weise. Strophe 3 nennt den verheißenen neuen Grundstein; Strophe 5 beschreibt die zum Bau zu verwendenden Werkzeuge. „Recht“ wird die „Richtschnur“ sein und „Gerechtigkeit“ die „Waage“. Um ein Haus aus Stein zu bauen, muss der Maurer Baumaterialien (3) und Werkzeuge zum Bau (5) haben. Diese zwei Strophen gehören also offensichtlich zusammen.

      Der Höhepunkt in der mittleren Strophe konzentriert sich auf den verheißenen Segen des Glaubens. Das Gebäude, das sie aufgebaut haben (Zufluchtsort und Schutz), wird erschüttert werden und einstürzen. Doch mit Glauben (an Gott) werden sie nicht flüchten müssen. Zudem hat die Mitte üblicherweise (und so auch hier) eine Verbindung mit dem Anfang und dem Ende. Die Herrscher von Jerusalem haben einen „Bund mit dem Tod“ (1), der nicht standhalten kann (7). Nur wer „glaubt“ (4), wird standhalten können. Die Mitte (4) besteht aus zwei Zeilen, und 4a gehört zu 1, während 4b in Verbindung mit 7 steht. Man kann es folgendermaßen СКАЧАТЬ